Perfekte Bildqualität, vollständige Ansichten, tief erschlossen: Digitalisierungszentrum mit Hochleistungsscannern in Betrieb, freier Zugriff auf digitalisierte Sammlungen
Seit kurzem betreibt die Staatsbibliothek zu Berlin in ihren Räumen ein leistungsstarkes, mit 15 Scan-Systemen ausgestattetes Digitalisierungszentrum. Dort werden besonders schützenswerte und seltene Objekte aus den Sondersammlungen sowie, nach Anforderungen durch Benutzer, gemeinfreie Werke digital aufbereitet und gleichzeitig bibliothekarisch umfassend erschlossen.
Über 5.000 besonders schützenswerte Bücher, Handschriften, Autographe und andere Materialien aus dem Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin mit über einer Million Abbildungen können derzeit via Internet kostenfrei recherchiert und nicht-kommerziell genutzt werden – und wöchentlich werden dies mehr.
Vor allem drei Aspekte stellt die Staatsbibliothek beim Aufbau ihrer Digitalen Bibliothek in den Mittelpunkt:
Für die Wissenschaft soll mehr Nutzen entstehen. Tiefer, einfacher und in größerer Breite als je zuvor werden die Sammlungen der Bibliothek zugänglich, zugleich werden sie nach und nach in moderne Online-Forschungsumgebungen eingebunden. Dort wiederum können andere Sammlungszusammenhänge erkannt und Impulse für neue Forschungsmethoden oder wissenschaftliche Fragestellungen gegeben werden.
Durch gründliche Erschließung werden einzelne Werke leichter und umfassender recherchierbar als dies in Standardkatalogen möglich ist. Nach ihrer vollständigen Digitalisierung werden die Objekte mit zahlreichen bibliographischen und technischen Angaben sowie mit Daten zu ihrer inhaltlichen Struktur versehen. Dabei werden möglichst viele Details einbezogen und so das Objekt als Ganzes sichtbar gemacht — erfasst werden auch die Ansichten von Einbänden, Buchrücken, Exlibris, sämtlichen Besitznachweisen, Frontispizien und anderem mehr.
Der Schutz der Originale genießt in der Staatsbibliothek zu Berlin, wo zahlreiche unikale Objekte des nationalen und Weltkulturerbes aufbewahrt und gepflegt werden, hohe Priorität. Unter konservatorischen Gesichtspunkten entsteht mit der Einrichtung des Digitalisierungszentrums vor Ort ein zweifacher Nutzen: Die Digitalisierung kann im eigenen Haus geleistet werden und die Bibliothek gewinnt Ersatzmedien in hoher Qualität, die sie den Benutzern anstelle eines Originals für ihre Forschungen anbieten kann.
Das Digitalisierungszentrum wurde im Haus Unter den Linden eingerichtet. Während dieses größte historische Gebäude im Berliner Zentrum vom Büro HG Merz weiterhin generalsaniert und um Neubauten ergänzt wird, konnte das Digitalisierungszentrum in einen bereits sanierten Teil des Altbaus einziehen. Mit zehn Aufsichtsscannern zur Einzelbearbeitung von Objekten, zwei Scan-Robotern zur Massendigitalisierung, einem Grazer Buchtisch für besonders hochwertige Materialien sowie zwei Reader-Scannern zur Digitalisierung von Mikrofilmen werden Formate bis DIN A0 bearbeitet, die Auflösung der gewonnenen Abbildungen liegt bei 300 oder 600 dpi.
Mit den 15 Scan-Systemen werden zwei Produktionslinien verfolgt: Zum einen erhalten Interessenten die von ihnen gegen einmalige Gebühr bestellten digitalen Abbildungen nach kurzer Bearbeitungszeit via Download; danach sind die Abbildungen über den Webbereich ‚Digitalisierte Sammlungen’ allgemein zugänglich. Zum anderen digitalisiert die Bibliothek nach einem Prioritätenplan sukzessive solche Objekte aus ihren Beständen, die unikal oder selten und besonders wertvoll sind.
So gehören zu den seltenen und besonders wertvollen Büchern, die derzeit in die Digitale Bibliothek aufgenommen werden, rund 15.000 im 17. Jh. in Preußen hergestellte Drucke. Ein Drittel dieser Bücher ist im Alleinbesitz der Staatsbibliothek zu Berlin, daher ist deren detailgetreue Wiedergabe im Internet für die Forschung von unschätzbarem Wert. Parallel dazu werden in den nächsten zwei Jahren aus dem umfangreichen Bestand an Büchern aus dem 18. Jh., dem Jahrhundert der Aufklärung, 14.000 Titel digitalisiert und für die Recherche via Internet aufbereitet. – Eine herausragende Stellung nimmt die Bibliothek auch mit ihrem Sondersammelgebiet Ost- und Südostasien ein. Aus diesem Bestand werden aktuell die gemeinfreie Sammlung der westlichsprachigen Literatur bis 1912 sowie die alte China- und Japansammlung, die Sammlungen der Mandschurika und die tibetische Sammlung digital aufbereitet. Damit werden Drucke und Handschriften eines breiten inhaltlichen und zeitlichen Spektrums frei zugänglich: von chinesischen Romanen der Mingzeit bis zu tibetischen Bittgebeten, vom japanischen Druck einer Dharani aus dem 8.Jh. bis zu christlichen Missionarsschriften des späten 19. Jh.
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