Fachpraktikum in der Bildagentur bpk
Bestandteil des zweiten Lehrjahres der FaMI-Ausbildung ist ein Praktikum in einer der anderen Fachrichtungen des Ausbildungsberufs, also entweder im Bereich Archiv, Information und Dokumentation, medizinische Dokumentation oder Bildagentur. Ich entschied mich für den letzteren und damit für ein sechswöchiges Praktikum in der bpk Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte.
Die Agentur befindet sich im Otto-Nagel-Haus, welches von 1973 bis 1995 ein Museum über das Werk des namensgebenden Malers beherbergte. Schon allein dieser eindrucksvolle Altbau mit Ausblick auf das schöne Märkische Ufer und den Fernsehturm sorgte für eine ganz besondere Arbeitsatmosphäre.
Doch nicht nur in ihrer Lage, sondern auch in ihrer Funktion innerhalb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist die Agentur bemerkenswert. Organisatorisch ist sie zwar ein Teil der Staatsbibliothek, arbeitet aber nach ganz eigenen Prinzipien. Denn es liegt natürlich im Wesen einer Bildagentur, Bildmaterial zu vermarkten, das heißt im Gegensatz zur Stabi arbeitet die bpk gewinnorientiert. Ziel dabei ist, mit diesen Einnahmen die Betriebskosten der Einrichtung zu decken.
In der Regel läuft das Geschäft folgendermaßen ab: Interessierte KundInnen suchen sich aus dem umfangreichen bpk-Katalog aus historischen Fotografien, Karikaturen oder Gemälden das gewünschte Bildmaterial heraus. Hat man noch kein konkretes Werk im Kopf, kann alternativ auch die Bildagentur mit der Recherche aufgrund gewünschter Vorgaben beauftragt werden. Anschließend wird durch die Mitarbeitenden je nach Verwendungszweck die Höhe des zu zahlenden Preises ermittelt. KundInnen haben der Agentur zudem einen Nachweis über die Verwendung der Bilder zu erbringen, weshalb sich in deren Archiv eine beachtliche Sammlung von Bildbänden befindet. Der meiste Umsatz wird durch Aufträge von Schulbuchverlagen generiert, was zunächst überraschend, aber auf den zweiten Blick doch logisch klingt, wenn man die Fülle an historischem Bildmaterial im durchschnittlichen Geschichtsschulbuch bedenkt. So hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit jede/r in der eigenen Schullaufbahn schon mal ein Buch in der Hand, welches die bpk im Abbildungsverzeichnis aufführt.
Neben dem Blick hinter die Kulissen des Geschäftsgangs in der Agentur erhielt ich außerdem umfangreiche Einblicke in die Digitalisierung und die Bestandserhaltung von Bildmaterial. Zudem durfte ich auch bei eigenständigen Rechercheaufgaben tätig werden.
Das Hauptprojekt, an dem ich in meiner Praktikumszeit dort arbeitete, war die Erfassung einer Kartei aus dem Nachlass der Fotojournalistin Digne Meller Marcovicz. Zur Strukturierung ihrer Arbeit notierte sie im Laufe ihrer langjährigen Karriere Informationen zu wichtigen Persönlichkeiten und Schlagwörter auf hunderten Karteikarten, welche schließlich den Weg zu mir auf den Tisch fanden. Meine Aufgabe war es, alle niedergeschriebenen Informationen zu digitalisieren, um sie durchsuchbar zu machen. Was zunächst wie eine sehr trockene Arbeit klang, entpuppte sich aber als ein sehr persönlicher Einblick in ein bewegtes Arbeitsleben. So hielt ich oft inne, um näheres zu Frau Marcovicz‘ vielfältigen beruflichen Bekanntschaften zu erfahren, oder einfach nur, um ihre Handschrift entziffern zu können.
Als geschichtsinteressierter Mensch kam ich bei diesem Praktikum mit all seinen interessanten Rechercheaufgaben voll auf meine Kosten. Zudem hat die Arbeit mit fotografischem Bestand einfach schon aufgrund des visuellen Aspekts großen Spaß gemacht, was der offensichtlichste Unterschied zur gewohnten Arbeit mit der Literatur der Stabi ist. Natürlich muss auch die durchgehend freundliche Zusammenarbeit mit allen KollegInnen hervorgehoben werden. Jede/r hatte jederzeit ein offenes Ohr für alle möglichen Fragen. Besonderer Dank gilt der für die Betreuung der Auszubildenden zuständigen Antonia Teweleit, bei der man sich als Praktikant immer gut aufgehoben gefühlt hat.
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