Für 2 Tage gegenüber der Met-Ausstellung: Künstlerbriefe
Nachdem „Die schönsten Franzosen“ aus dem Metropolitan Museums of Art von New York nach Berlin in die Neue Nationalgalerie kamen, zugleich die Alte Nationalgalerie „Französische Kunst und deutscher Impressionismus in der Sammlung der Nationalgalerie“ präsentiert, setzt jetzt die Staatsbibliothek zu Berlin einen Mosaikstein zu diesem Berliner Sommer der Impressionisten hinzu:
Am 3. und 4. August zeigt die Handschriftenabteilung Briefe und andere Dokumente von der Hand einiger Künstler, deren Werke in den beiden Ausstellungen der Nationalgalerien zu sehen sind. Ergänzt wird die Kurzpräsentation KÜNSTLERBRIEFE mit Autographen deutscher Künstler, Sammler und Händler, welche enge Bezüge zur französischen Kunst hatten sowie dem Impressionismus in Deutschland zum Durchbruch verhalfen. Die gezeigten 40 Autographe – alle aus dem Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin – wurden von dem Bildhauer Auguste Rodin, den Malern Edouard Manet, Claude Monet, Jean-Auguste-Dominique Ingres, Adolph Menzel, Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, Walter Leistikow und Constantin Meunier, der Schwester Gustave Courbets, dem Galeristen Paul Cassirer, dem einstigen Direktor der Nationalgalerie, Hugo von Tschudi, und anderen verfasst.
Die Autographe – eine Auswahl
Vier Dokumente stammen von Jean-August-Dominique Ingres, dabei ein Brief an Alexander von Humboldt aus dem Jahr 1842, in dem er sich bei Humboldt für dessen wohlwollende Begleitung Ingres‘ künstlerischen Werdegangs und die Fürsprache beim preußischen König Friedrich Wilhelm IV. bedankt.
Edouard Manet berichtet in einem undatierten Brief einem unbekannten Freund von seinen Plänen, einen Saal des Pariser Rathauses, welches in den Jahren 1874-1882 völlig neu errichtet wurde, mit Szenen aus dem prallen Pariser Volksleben zu schmücken. Zur Mitarbeit des skandalumwitterten, damals schon schwerkranken Manets kam es jedoch nicht.
Claude Monets Briefe stammen aus den Jahren 1886 und 1889: Bei einem unbekannten Empfänger bedankt er sich für einen wohlwollenden Artikel über eine Ausstellung seiner Werke, drei Jahre später berichtet er dem Mäzen Georges de Bellio von der kräftezehrenden Arbeit an einer Serie von Gemälden des Creuse-Tals in Frankreich.
Mit gleich fünf Briefen, nicht alle eigenhändig geschrieben, ist Auguste Rodin vertreten, darunter ein Schreiben aus dem Jahr 1905 an Hugo von Tschudi, dem er seine Absicht mitteilt, der Berliner Nationalgalerie eine kleine Bronzeskulptur seines berühmten Denkers zu schicken.
Einblick in das Schaffen Adolph von Menzels, mit sechs Dokumenten vertreten, gibt neben anderem ein Schriftstück (um 1858-1861), in dem er sein neuestes Werk „Ansprache Friedrichs des Großen an seine Generäle vor der Schlacht bei Leuthen“ erläutert.
In zwei der ausgestellten neun Autographe Max Liebermanns, 1903 an Julius Elias und um 1897 an Walther Rathenau, befasst sich der Maler mit den zunehmenden Vorbehalten der Berliner Gesellschaft und Kunstszene gegen Personen jüdischer Abstammung und beklagt die Diffamierung der Impressionisten. In einem weiteren Brief von 1927 an den damaligen Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek, Adolf von Harnack, zugleich Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und amtierender Kanzler des Ordens Pour le mérite, äußert Liebermann sich über „die wahre Kunst“ und schreibt: „Es erfüllt mich mit gerechtem Stolz, daß Sie meine Kunst als der Wissenschaft wahl verwandt hinstellen: beide entspringen nicht nur derselben Quelle, der schöpferischen Phantasie, sondern beide wollen die Vorstellungskraft regeln durch die Kenntnis des Wirklichen. Natura artis magistra: nur auf dem Studium der Natur kann wahre Kunst gedeihen…“
Auch Walter Leistikow fordert das Studium der Natur anstelle des Malens nach Gipsmodellen, dargelegt in seinem Brief von 1897 an die Zeitschrift „Gegenwart“.
Auf eine eher unbekannte Seite Lovis Corinths, seine Tätigkeit als Schriftsteller, verweist seine 1909 verfasste Selbstbiographie; insgesamt sind fünf Autographe Corinths ausgestellt.
In zwei Briefen aus dem Jahr 1914 befasst Max Slevogt, neben Corinth und Liebermann der bedeutendste deutsche Impressionist, sich mit den Auswirkungen des ersten Weltkriegs auf seinen Alltag.
Der erste Museumsdirektor, der Impressionisten kaufte, war Hugo von Tschudi, seit 1896 Direktor der Berliner Nationalgalerie. In einem Brief aus dem Jahr 1896, an den preußischen Kulturminister Robert Bosse, äußert er tiefe Wertschätzung für die zumeist jüdischen Mäzene, welche dem Museum die ersten durch Tschudi in Frankreich erworbenen Impressionisten schenkten. Als drei Jahre später auf Befehl des Kaisers die französische Malerei auf weniger prominente Plätze umgehängt wurde, um deutscher Kunst Platz zu machen, erkundigt sich der Belgier Constantin Meunier bei Tschudi, ob dies tatsächlich wahr sei – denn gerade von dieser besonderen Haltung Berlins gegenüber der französischen Kunst hatte er, Meunier, stets mit großer Bewunderung in Künstlerkreisen berichtet.
Paul Cassirer, bedeutender Kunsthändler und Galerist in Berlin, berichtet 1914 dem Kunstkritiker Julius Elias von der Preisentwicklung der Bilder des 1903 verstorbenen Camille Pissarro.
Die über Jahrhunderte gewachsene Nachlass- und Autographensammlung der Staatsbibliothek zu Berlin hat deutliche Schwerpunkte in der zweiten Hälfte des 18., sowie des 19. und 20. Jh. Inhaltlich umfassen die knapp 1.000 Nachlässe sowie über 320.000 Autographe alle Bereiche der Geisteswissenschaften, der exakten und angewandten Naturwissenschaften sowie der Literatur.
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