Marmorbüste „Dietrich Bonhoeffer“ von Alfred Hrdlicka aufgestellt, Ausstellung „Dietrich Bonhoeffer – Alfred Hrdlicka – Staatsbibliothek zu Berlin“ eröffnet
Seit Montag, 28. Januar 2002, ehrt die Staatsbibliothek zu Berlin in ihrem Haus Potsdamer Straße 33 den Theologen Dietrich Bonhoeffer und zeigt zugleich Werke des bildenden Künstlers Alfred Hrdlicka.
Als Dauerleihgabe erhielt die Bibliothek vom Konsistorium der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg die Marmorbüste „Dietrich Bonhoeffer“, welche 1977 vom österreichischen Künstler Prof. Alfred Hrdlicka geschaffen wurde. Die Marmorbüste wurde am 28. Januar vom Generaldirektor der Staatsbibliothek, Dr. Antonius Jammers, im Beisein vom Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Prof. Dr. Wolfgang Huber, dem Ministerpräsident des Landes Thüringen, Dr. Bernhard Vogel, und dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Klaus-Dieter Lehrmann, enthüllt. Sie steht an prominenter Stelle in der Eingangshalle im Haus Potsdamer Straße.
Zugleich eröffnete die Staatsbibliothek eine Ausstellung, die neben Dokumenten aus dem Nachlass Dietrich Bonhoeffer den ebenfalls von Hrdlicka 1974 geschaffenen und 53 Blätter umfassenden Graphik-Zyklus „Wie ein Totentanz. Die Ereignisse des 20. Juli 1944″ zeigt. Die Ausstellung ist bis zum Samstag, 2. März 2002, zu sehen.
Zur Ausstellung erschien ein ausführlicher Begleitband, u.a. mit Beiträgen von Bischof Wolfgang Huber und dem Wissenschaftlichen Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Prof. Peter Steinbach, sowie dem vollständig abgebildeten Graphik-Zyklus Alfred Hrdlickas.
Dietrich Bonhoeffer war einer der großen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er ermutigte zum mündigen Christsein und lehrte, „dass Christen aus Gründen des Gewissens zum Widerstand gegen die Schändung elementarer Menschenrechte genötigt sind“. 1933 hatte er öffentlich auf die sich abzeichnende Hetze gegen die Juden hingewiesen und „dargestellt, wie sich die Kirche seiner Auffassung nach verhalten sollte – so nämlich, dass sie nicht die Opfer verband, die unter die Räder staatlichen Rechtsbruchs gerieten, sondern ,dem Rad selbst in die Speichen‘ griff“. Kurze Zeit später wurde er zu einem herausragenden Vertreter der Bekennenden Kirche, die das Christentum mit der NS-Rassenideologie als miteinander unvereinbar erklärte. Seit 1940 engagierte sich Bonhoeffer zusammen mit seinem Schwager Hans von Dohnanyi im Widerstand. 1943 wurde er in Berlin verhaftet; aber erst nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 gelang es der Gestapo, ihm seine Tätigkeit im Widerstand nachzuweisen. Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer – gerade 39 Jahre alt – im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. (Zitate sind dem Begleitband entnommen)
Der Nachlass Dietrich Bonhoeffer befindet sich seit 1996 in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. In der Ausstellung „Dietrich Bonhoeffer – Alfred Hrdlicka – Staatsbibliothek zu Berlin“ sind unter anderem Briefe und Gedichte Bonhoeffers, die er 1944 während seiner Haftzeit verfasste, zu sehen.
Prof. Alfred Hrdlicka wurde 1928 in Wien geboren. Er studierte Malerei und Bildhauerei. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Museen und Ausstellungen weltweit gezeigt. Sein Werk sorgte immer wieder für begeisterte Aufnahme ebenso wie für schroffe Ablehnung. Im Mittelpunkt seines bildnerischen Schaffens steht die menschliche Figur, ihre realistische, dabei stets expressiv gestaltete Form. Seine künstlerische Tätigkeit ist von gesellschaftspolitischem Engagement geprägt, thematisch wendet er sich immer wieder Krieg und Gewalt zu. Eines seiner herausragenden Werke ist der Graphik-Zyklus „Wie ein Totentanz. Die Ereignisse des 20. Juli 1944″.
Marmorbüste „Dietrich Bonhoeffer“ geschaffen 1977 von Prof. Alfred Hrdlicka aus portugiesischem Marmor, Maße: 118 x 46 x 62cm
Ausstellung „Dietrich Bonhoeffer – Alfred Hrdlicka – Staatsbibliothek zu Berlin“
gezeigt werden
- Alfred Hrdlicka: Graphik-Zyklus „Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944. Macht-Gewalt-Widerstand“
- im Original Dokumente aus dem Nachlass Dietrich Bonhoeffer: Briefe und Gedichte
Ort und Öffnungszeiten
bis 2. März 2002
im Ausstellungsraum Potsdamer Str. 33
Kulturforum in Berlin-Tiergarten
Katalog mit Beiträgen von Wolfgang Huber und Peter Steinbach; Beiträge über Dietrich Bonhoeffer, seinen Nachlass in der Staatsbibliothek, zur Marmorbüste, Abdruck und Kommentare zum Graphik-Zyklus „Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944. Macht-Gewalt-Widerstand“ von Alfred Hrdlicka Preis 14,90 Euro
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