Mendelssohn-Ausstellung neu bestückt, Bestandsverzeichnis des Mendelssohn-Archivs erschienen
Um 1900 hatte sich die Bank der Familie Mendelssohn zur bedeutendsten Privatbank Berlins entwickelt. Die Phase ihres Aufschwungs im 19. Jahrhundert ist jetzt in einer Dauerausstellung in der Staatsbibliothek zu Berlin anhand ausgewählter Dokumente aus dem Mendelssohn-Archiv nachzuvollziehen. Ihre führende Rolle und das Vertrauen der preußischen Regierung errang die Bank insbesondere mit der Finanzierung von Eisenbahngesellschaften – zunächst der nord- und mitteldeutschen Aktienunternehmen, später der großen Bahnlinien in Russland.
Joseph Mendelssohn, ältester Sohn des berühmten Philosophen und Stammvaters Moses Mendelssohn, hatte 1795 die Bank gegründet; seit 1815 befand sie sich im Zentrum Berlins in der Jägerstraße. Bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1938 war sie im Besitz der berühmten Familie Mendelssohn. Alle erhaltenen Teile des Bank-Archivs befinden sich seit 1983 als Teil des Mendelssohn-Archivs in der Staatsbibliothek zu Berlin.
Im dauerhaft eingerichteten Mendelssohn-Ausstellungsraum im Haus Potsdamer Straße 33 sind Dokumente zu sehen, welche schlaglichtartig die geschäftliche Tätigkeiten der Bank in den Jahren 1806 bis 1874 beleuchten. Belegt sind anfangs überwiegend Handelsgeschäfte, später typische Geldgeschäfte, schließlich konzentrierte sich die Bank auf das Anlage-Geschäft. In der für ca. ein Jahr eingerichteten Dauerausstellung wird die Vielfalt der Intressen des Bankhauses erkennbar, welche von Schifftransporten über den Handel mit Schafwolle bis hin zum Eisenbahn-Bau reichten. Graphisch interessante und aufwändig mit Verzierungen versehene Aktien aus den 30er Jahren des 19. Jahr hunderts sowie handschriftliche Dokumente, die den Verkehr mit berühmten Personen wie Alexander von Humboldt oder dem Arzt Ferdinand Koreff anzeigen, liegen neben Aufrufen zur Aktien-Zeichnung, Wechseln, Börsenkarten und Kurszetteln.
Den Dokumentenreichtum und die Tätigkeit des Mendelssohn-Archivs der Staatsbibliothek zu Berlin belegt die soeben erschienene Bestandsübersicht. Diese gibt einen Überblick zu den einzelnen Teilen des 1964 von Hugo von Mendelssohn Bartholdy gestifteten und seither durch Erwerbungen und Schenkungen gewachsenen Archivs. Nachgewiesen sind u.a. die einzelnen Objekte der Bildersammlung, Skulpturen und Gegenstände der Familie, künstlerische Arbeiten, topographische Ansichten, Musikhandschriften von Felix Mendelssohn Bartholdy und seiner Schwester Fanny Hensel sowie anderer Familienmitglieder, Text-Handschriften, Briefe und Nachlässe. Ausführlich wird die Rolle der Mendelssohn-Gesellschaft e.V. beschrieben, welche fortlaufend ihre Erwerbungen dem Mendelssohn-Archiv als Deposita für die Erschließung und Benutzung zur Verfügung stellt.
Ein Verzeichnis von rund 2900 Personen führt alle Verfasser sowie Empfänger von Briefen auf, mit denen die Mitglieder der Familie Mendelssohn nachweislich in Kontakt standen. Im Frontispiz finden sich die Namenszüge von zehn Mitgliedern der Familie, darunter vom Stammvater Moses Mendelssohn (1729-1786), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) und Ernst (von) Mendelssohn Bartholdy (1846-1909).
Daten zur Ausstellung
Die Mendelssohn-Bank 1806 – 1874
Ausstellungsraum des Mendelssohn-Archivs in der Staatsbibliothek zu Berlin
Haus Potsdamer Str. 33, 10785 Berlin-Tiergarten
im Allgemeinen Lesesaal
Mo-Fr 9-21 Uhr, Sa 9-19 Uhr
Daten zur Publikation
Hans Günther Klein:
Das Mendelssohn-Archiv der Staatsbibliothek zu Berlin. Bestandsübersicht
Beiträge aus der Staatsbibliothek zu Berlin, Band 15
ISBN 3-88053-106-4
erschienen 2003, 29,70 Euro
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