Drei Handschriften werden nach Halberstadt restituiert
Am 4. September 2015 endet mit ihrer Rückgabe an die Stadt Halberstadt die Odyssee dreier Handschriften – zwei mittelalterliche und eine neuzeitliche – die einst zur Bibliothek des Halberstädter Domgymnasiums gehörten.
Die beiden mittelalterlichen Handschriften befanden sich unter den umfangreichen Beständen mit Büchern, Zeitungen, Zeitschriften und anderen Materialien, die im Jahr 1996 von der Regierung Georgiens an die Bundesregierung zurückgegeben worden waren. Damals restituierte Georgien solche Bestände, die fünfzig Jahre zuvor, zum Ende bzw. kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg, von der Roten Armee abtransportiert und Bibliotheken der Sowjetunion übergeben worden waren.
1997 übergab die Bundesregierung die Bestände aus Georgien in die Obhut der Staatsbibliothek zu Berlin und beauftragte diese, die jeweiligen Eigentümer zu ermitteln und ihnen ihre Bestände zukommen zu lassen. Als ungelöste Fälle blieben u. a. die beiden Handschriften zurück. Durch einen glücklichen Zufall und mit Unterstützung einer Wissenschaftlerin konnte schließlich ein gemeinsames Merkmal der Handschriften (eine Signatur, die mit dem Großbuchstabe „M“ beginnt), als Hinweis auf die Halberstädter Provenienz identifiziert werden.
Eine weitere Handschrift wurde der Staatsbibliothek zu Berlin im Jahr 2012 von der Stadtbibliothek Lübeck übergeben. Diese neuzeitliche Handschrift befand sich in einem Konvolut, das Russland an die Stadtbibliothek Lübeck übergeben hatte. Diese Handschrift trägt ebenfalls die Halberstädter „M“-Signatur.
Die eindeutige Identifizierung der drei Handschriften wurde der Stadt Halberstadt als Rechtsnachfolgerin des einstigen Domgymnasiums mitgeteilt und das formale Rückgabeersuchen von der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara Schneider-Kempf, mit Freude bestätigt.
Ab 4. September wird die Handschrift mit der Signatur M 37 mit der Glossa ordinaria zum Hohenlied, geschrieben und illuminiert in England in der Mitte des 12. Jahrhunderts, im Halberstädter Dom in der Ausstellung Kult und Wissen zu sehen sein. Am selben Tag werden die beiden anderen Handschriften mit den Signaturen M 68 und M 219, an den Oberbürgermeister der Stadt übergeben.
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