Verlagsarchive als Zeugnisse der Kulturgeschichte: Ausstellung „Friedrich Nicolai zu Ehren“
Ausstellung "Friedrich Nicolai zu Ehren"
Die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und ihre Verlagsarchive zu Gast im Berliner Rathaus
9. Februar bis 10. März 2011
Galerien im Berliner Rathaus
Rathausstraße 15
10871 Berlin-Mitte
montags bis freitags 9 bis 18 Uhr, an Feiertagen geschlossen
Eintritt frei
Faksimile eines Briefes Friedrich Nicolai an Moses Mendelssohn, 4. Sept. 1778 (5,- €)
Der Nachlass Friedrich Nicolai – ein Briefschatz zur Berliner Aufklärung braucht Ihre Hilfe!
Vor 200 Jahren, am 8. Januar 1811, starb der Berliner Verleger, Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Nicolai. Die Staatsbibliothek zu Berlin ehrt ihn mit einer Ausstellung über sein Wirken.
Sie nimmt, zu Gast im Berliner Rathaus, die Gelegenheit wahr, einen Einblick in den seit 1885 in der Staatsbibliothek verwahrten Teil des Nachlasses Nicolais zu geben und den Berliner Aufklärer vor allem anhand seiner Briefe vorzustellen:
So tritt er uns als Freund und Korrespondenzpartner des Philosophen Moses Mendelssohn, des Komponisten Carl Friedrich Zelter und des Grafikers Daniel Nikolaus Chodowiecki entgegen, aber auch als Hausherr und Familienvater, als Herausgeber von Zeitschriften, als Mitglied geselliger und gelehrter Verbindungen, als Verfasser seiner bekannten Berlin-Beschreibung, als Reisender und Romancier sowie natürlich als Verleger.
Verlagsarchive sind herausragende Quellen zur Erforschung von Kultur-, Literatur- und Wissenschaftsgeschichte. Drei weitere von der Staatsbibliothek verwahrte Verlagsarchive werden deshalb vorgestellt: das von der Bibliothek 1926/27 übernommene Archiv der Deckerschen Hofbuchdruckerei, das 1999 übergebene Archiv des Verlages de Gruyter und das 2010 der Staatsbibliothek geschenkte Archiv des Verlages Mohr Siebeck.
Die Ausstellung möchte dazu einladen, anhand ausgewählter Stücke aus diesen Beständen mehr als 250 Jahre Verlagsgeschichte zu erleben: Auf Nicolais Spuren tauchen wir ein in das gesellschaftliche Leben Berlins und trauern mit dem berühmten Schauspieler August Wilhelm Iffland um Nicolais Tod. Wir feiern mit der Königlichen Geheimen Oberhofbuchdruckerei Decker im Jahre 1840 das 400jährige Jubiläum der Buchdruckkunst, erleben, wie Alexander von Humboldt die Werke seines Bruders Wilhelm herausgibt und wie er sich für junge Wissenschaftler verwendet. Wir freuen uns an dem Vertrag, der Cotta die Publikation von Eduard Mörikes berühmter Erzählung Mozart auf der Reise nach Prag sicherte, und lernen die Vorläufer des Fotokopierens kennen. Verlagskalkulationen, Papierpreise in Kriegszeiten, Absatzstatistiken, Transportkosten und anderes sind den der Staatsbibliothek in Verlagsarchiven anvertrauten Geschäftsunterlagen zu entnehmen.
Die Geschichte berühmter Druckwerke — der von Nicolai herausgegebenen Rezensionszeitschrift Allgemeine deutsche Bibliothek, des bei Decker gedruckten Berliner Fremdenblatts, der bei de Gruyter verlegten Sammlung Göschen und des Lehrbuchs der Dogmengeschichte Adolf von Harnacks, das J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) verlegte — nimmt, wenn man ihre Entstehungs- und Vertriebsprozesse dokumentiert sieht, konkrete Gestalt an.
Die Staatsbibliothek zu Berlin verwahrt neben den hier präsentierten Verlagsarchiven noch weitere, wie das des Aufbau-Verlages, das Archiv der Galerie Der Sturm oder das des Antiquariats Martin Breslauer. Zusammen mit mehr als 1.600 Nachlässen aus allen Bereichen des Geisteslebens zeigen sie in einzigartiger Weise die Zusammenhänge von Kultur und Wissenschaft der letzten 500 Jahre. Ein kleiner Ausschnitt wird in dieser Ausstellung vorgestellt.
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