10+1 im Lesesaal, diesmal: Lateinamerika
„Es ist November und der Regen kriecht von den Kleidern auf die Haut …“
Nicht überall! In Lateinamerika endet die Regenzeit und beginnen die Vorbereitungen für Finados, Día de los Muertos, Día de los Fieles Difuntos oder Todos los Santos. Wer nicht pünktlich an Allerheiligen nach Brasilien, Mexiko, Peru oder Uruguay schafft, kann sich trotzdem kurzweilig dem Alltag und der Folklore Lateinamerikas annähern – in unserem Lesesaal.
Ab dem 1. November stehen wieder zehn themenbezogene Kinder- und Jugendbücher und ein Werk der Sekundärliteratur im Lesesaal für Kinder- und Jugendliteratur für Sie bereit – zum Blättern, Staunen, Studieren, Vergleichen und Teilen.
Entdecken Sie uns!*
Zum Einstieg sei das Bilderbuch der mexikanisch-amerikanischen Künstlerin Carmen Lomas Garza empfohlen, die farbenprächtig ihr Erinnerungen an den Alltag einer Aufwachsenden und die geselligen Familienfeste in Mexiko für uns festgehalten hat.
Dass man sich ohne Schatten nicht in die Gesellschaft von Menschen begeben kann,
erkannte Peter Schlemihl 1813 erst, nachdem er seinen verkauft hatte.
200 Jahre später und über 10.000 km entfernt, erfasst der kleine Samuel die Misere sofort.
Die menschliche Gesellschaft mit ihrer Unruhe und ihrem Geplapper wird in diesem Buch ausdrücklich nicht vermisst,
doch auch ein nicht geladener Gänseschwarm ist ziemlich unruhestiftend.
Tja, aber man kann sich daran gewöhnen.
Und sich dann danach sehnen.
Nach ein bisschen Gesellschaft sehnt sich auch der alte Herr in diesem Bilderbuch.
Doch nachdem er diesen Vogel gemalt hat, kommt Leben in das kleine Haus. Und frutillas!
Frutillas, vainilla, frutilla, chirimoya, calabaza –
schon die Namen der Vegetabilien, die in diesem Buch erläutert werden,
zergehen köstlich auf der Zunge.
Geschichte, Rezepte und sinnesfreudige Illustrationen gibt es als guarnición.
Kaninchen und Opossum, Mond und Sonne, Tag und Nacht und – Pulque.
Ein traumschönes Bilderbuch mit zahlreichen Anspielungen auf verschiedene Mythen Mesoamerikas, die märchenhaft miteinander verknüpft worden sind.
Auch dieser ladrón del fuego ist ein Opossum und er stahl nicht nur das Feuer, sondern brachte den Menschen Mais, Tabak und Pulque.
Und uns eine alte Legende aus der prokolumbianischen Zeit näher, einer Zeit, in der Menschen noch keine Menschen und Tiere noch keine Tiere waren.
Wegen seiner Klugheit, seiner Faulheit und seiner Ambivalenz ist Exu eine der beliebtesten, aber auch umstrittensten Gottheiten Afrikas und der afrobrasilianischen Kultur. In dieser Erzählung trifft er auf einen verurteilten Lügner. Und hilft ihm.
Ebenfalls ein Teil der afrobrasilianischen Kultur ist Capeira, ein Kampftanz, der aus Sprüngen, Drehungen und akrobatischen Elementen besteht. Ideal für einen Kater und perfekt, um damit den hinterlistigen Jaguar zu besiegen.
Gewalt darf niemals die Antwort sein, auch nicht, wenn es um Süßigkeiten geht!
Da stellt sich doch die Frage: Wie fühlt sich eigentlich so eine Piñata, wenn sie, hilflos am Seil baumelnd, geprügelt wird, bis sie auch den letzten Bonbon herausgerückt hat?
Welchen Einfluss hat die Kolonialerfahrung auf die lateinamerikanische Kinderliteratur? Wie unterscheidet sich der Einfluss regional? Welche Werte und Wahrnehmungen fußen darauf?
Diese Fragen untersucht die Literaturwissenschaftlerin Ann B. González, Professorin für Spanische und Lateinamerikanische Literatur an der Universität von South Carolina.
* Lesesaal für Kinder- und Jugendliteratur: http://sbb.berlin/g3wdtm
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