Virtuelle Ausstellung: Literarische Pantomime – zwischen Schrift, Sprache und Bewegung
Die Pantomime, als Kunstform, die ohne Worte auskommt und durch Körpersprache erzählt, wurde über die Jahrhunderte hinweg immer wieder neu interpretiert. Besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte die literarische Pantomime ihren Höhepunkt, als Künstler:innen und Schriftsteller:innen diese wortlose Kunst vermehrt in schriftlicher Form festhielten. Die virtuelle Ausstellung „Literarische Pantomime“ widmet sich genau dieser hybriden Gattung und zeigt, wie Pantomimen von bekannten und weniger bekannten Autor:innen in verschiedenen Publikationsformaten wie Libretti, Programmheften und bebilderten Manuskripten verschriftlicht wurden.
Die Online-Ausstellung stellt die Vielfalt der literarischen Pantomime in den Mittelpunkt, indem sie verschiedene Werke aus unterschiedlichen Kontexten zeigt. So finden sich etwa Werke von großen Namen wie Erich Wolfgang Korngold und Hugo von Hoffmannsthal, aber auch von weniger bekannten Autor:innen wie Grete Wiesenthal oder Louisemarie Schönborn, die die Pantomime als literarische Form auf ihre eigene Weise prägten.
Ein faszinierendes Beispiel ist Robertus‘ Buch der Pantomimen, Schattenbilder, Kartoffelkomödien und lebenden Rebusse‘, in dem sich neben über 40 kurzen Pantomimen für Amateur:innen auch Ideen für sogenannte Kartoffelkomödien, für die statt Kasperle-Puppen Kartoffeln verwendet werden, versammelt sind.
Das Überbrettl, Berlins erstes literarisches Kabarett, spielte eine zentrale Rolle in der Verbreitung der literarischen Pantomime. In der Bunten Theater-Bibliothek des Überbrettls wurden erfolgreiche Pantomimen veröffentlicht, darunter auch drei der bekanntesten Werke dieser Zeit. Die Pantomime war hier ein wichtiges Mittel, um gesellschaftliche Missstände auf eine wortlose, aber eindrucksvolle Weise zu kommentieren.
Die Ausstellung unterstreicht, wie die literarische Pantomime eine hybride Gattung darstellt, die nicht nur durch Sprache, sondern auch durch visuelle und musikalische Elemente lebt. Texte der Pantomime sind eine spannende Mischung aus Theater, Literatur und visueller Kunst – die Online-Ausstellung ist eine Einladung, die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten zwischen Sprache und Bewegung zu entdecken.
Die Ausstellung wurde von Dr. Nina Tolksdorf kuratiert, die als Associate Researcher am Exzellenzcluster EXC 2020: Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective an der Freien Universität Berlin tätig ist, gestaltet. Im Rahmen ihres Projekts „Schreiben des Wortlosen. Die Texte der Pantomime um 1900“ untersucht sie die Texte der literarischen Pantomime und deren Verschriftlichung in der Zeit um 1900.
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