Mit großem Dank empfangen: Schenkung von Briefen für das Archiv der Familie Mendelssohn

Das Mendelssohn-Archiv erhielt eine Sammlung von Briefen, die Paul Mendelssohn-Bartholdy über einen Zeitraum von mehr als vierzig Jahren seiner zunächst heimlichen Verlobten Albertine Heine, ab 1835 seine Ehefrau, schrieb.

Der Urenkel des Briefschreibers überreichte die etwa 170 Briefe aus den Jahren 1831 bis 1872 vor kurzem der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara Schneider-Kempf, als Geschenk, wofür sie ihm sehr herzlich dankte. Das Mendelssohn-Archiv, die zentrale Sammelstätte von Dokumenten zu Leben und Werk der weit verzweigten Berliner Familie Mendelssohn, ist mit dieser Schenkung um seltene und bedeutende Lebensdokumente bereichert worden.
Paul Mendelssohn-Bartholdy (1812 – 1874) war der jüngere Bruder des berühmten Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Obwohl selbst auch musikalisch begabt, wandte Paul sich dem Bankfach zu. Im Alter von 21 Jahren trat er in die Bank seines Onkels Joseph Mendelssohn ein. Ab 1848 übernahm er die Leitung der Familienbank und machte sie zu einem der führenden privaten Bankhäuser Deutschlands. Seine Weitsicht in finanzpolitischen Fragen wurde sehr geschätzt, so dass die preußische Regierung ihn zwischen 1865 und 1871 als Berater heranzog.
Im Jahr 1835 heiratete er die zwei Jahre jüngere Albertine Heine, eine Berliner Bankierstochter. Neben den eigenen fünf Kindern wuchsen nach dem Tod ihrer Eltern auch die Neffen Carl und Paul Mendelssohn Bartholdy sowie die Nichte Flora Dirichlet in seinem Haus auf.
Die jetzt als Geschenk überreichten Briefe umfassen den Zeitraum von 1831 bis 1872. Die Mehrheit der Briefe stammt jedoch aus den Jahren 1831 bis 1833, als Paul sich zur Ausbildung in London und Paris aufhielt. Dokumentiert ist so nicht nur die innige Beziehung zwischen Paul und seinem „Lamm“; die Briefe sind aufgrund ihres tagebuchartigen Charakters auch kostbare Zeitzeugnisse zur Situation von Deutschen im Ausland. Schließlich lassen die Briefe neue Erkenntnisse zur Familiengeschichte erwarten.
Paul Mendelssohn-Bartholdy machte sich auch besonders um die Familiengeschichte der Mendelssohns verdient: Er verwahrte den kompositorischen Nachlass seines Bruders Felix auf und veröffentlichte eine zweibändige Ausgabe von dessen Briefen.
Das Mendelssohn-Archiv
Im Jahr 1964 stiftete der Urenkel des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, Hugo von Mendelssohn Bartholdy, das Archiv bei der Staatsbibliothek zu Berlin. Als zentrale Sammelstätte für die Familie Mendelssohn enthält es zahlreiche Familienbriefe, eine Bibliothek der Werke des Stammvaters Moses Mendelssohn und Dokumente von der Hand des Komponisten und seiner Schwester Fanny Hensel. Aus neuerer Zeit sind die Nachlässe von Arnold Mendelssohn, dem 1933 gestorbenen Kirchenkomponisten, und Albrecht Mendelssohn Bartholdy, der als Jurist 1936 in Oxford gestorben ist, vorhanden. Außerdem konnten Teile des Archivs der Mendelssohn-Bank erworben werden.
Im Haus Potsdamer Straße der Staatsbibliothek zu Berlin verfügt das Archiv über einen eigenen Ausstellungsraum, der im Stil des 19. Jahrhunderts eingerichtet ist. Porträts einzelner Mitglieder der Familie werden durch wechselnde Ausstellungen mit Stücken aus dem Besitz des Archivs ergänzt.
Im Jahr 2007 gab die Staatsbibliothek zu Berlin eine überarbeitete Fassung der Publikation „Die Familie Mendelssohn. Stammbaum von Moses Mendelssohn bis zur siebten Generation“ als Broschüre sowie als CD-Rom gleichen Titels heraus. ISBN 978-88053-145-1

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