Klimaprobleme im Haus Unter den Linden: Ein FAQ
Derzeit sorgen die Klimaprobleme insbesondere im Allgemeinen Lesesaal in unserem Haus Unter den Linden bei vielen Nutzenden für Unmut. Wir kümmern uns mit Dringlichkeit um die Behebung der Störung sowie um eine Verbesserung der Umstände in unseren Bibliotheksräumen. Um Sie auf dem Laufenden zu halten und das Problem genauer zu erklären, haben wir mit unserer Haustechnik gesprochen und ein FAQ zusammengestellt.
Update, 26. Mai 2023
Im Zuge der Reparatur der Kälteerzeuger Unter den Linden gibt es weitere Fortschritte. Derzeit stehen zwei Vorgänge im Zentrum der Arbeiten, die für die Funktionstüchtigkeit der Anlage wichtig sind:
- Anschluss der Kälteerzeuger und Einbindung in die peripheren Systeme,
- elektronische Führung der Prozesse über die gebäudetechnischen Schnittstellen.
Beide Projekte laufen gegenwärtig parallel. Sobald die elektronischen Steuerungselemente ausgetauscht sind, kann demnächst wieder kalte eigenerzeugte Luft im Haus verteilt werden. Die aktuell in den Geräten befindlichen Bauteile sind seit 20 Jahren in der Stabi in Betrieb gewesen und werden deshalb – wie regulär geplant – ausgetauscht. Für die Reparatur der Kälteanlagen wurden in den vergangenen Wochen fehlende Bauteile beschafft und vor Ort eingebaut. An den Einbau der Steuerungsbausteine schließt dann die Inbetriebnahme der nun ausgetauschten Kälteerzeuger an, bei der die einzelnen elektronischen Komponenten auf einander abgestimmt werden. Dieser Prozess ist bei vier großen Anlagen, wie sie in unserem Haus Unter den Linden zu finden sind, aufwendig hinsichtlich Parametrisierung und Einbindung. Entsprechend sind die technischen Kollegen der Staatsbibliothek auf die Mitarbeit mehrerer Fachfirmen angewiesen. Die nötige detaillierte Terminplanung wird aktuell erstellt.
Warum heizt sich der Lesesaal so sehr auf?
Über dem großen Allgemeinen Lesesaal befindet sich ein Glaskubus, der dafür verantwortlich ist, dass der Raum sich bereits bei niedrigen Außentemperaturen aufheizt. Zusätzlich strahlt jeder Mensch permanent circa 80 Watt Wärme ab. Ein ebenfalls nicht unwesentlicher Faktor ist die notwendige Beleuchtung und deren Wärme-Abstrahlungsverhalten. Ein vollbesetzter Lesesaal wird daher schnell sehr warm. Die erwärmte Luft steigt auf, wenn sich aber viel warme Luft im Raum gesammelt hat, drückt diese nach unten. Das merken Sie aktuell deutlich, wenn Sie die Freitreppe Richtung Lesesaal nach oben gehen. Momentan erreichen wir keine ausreichende Kälteversorgung, um die entsprechenden Luftmengen zu kühlen.
Wie funktioniert das Klimasystem im Haus Unter den Linden und was ist aktuell das Problem?
Die Lüftung für die Lesesäle ist Teil eines komplexen Klimasystems. Vier Anlagen saugen Luft an und leiten diese an einer Kälteanlage vorbei, die die Luft abkühlt. Die abgekühlte Luft wird durch ein Gebläse in allen klimatisierten Bereichen der Staatsbibliothek verteilt. Neben den öffentlichen Bereichen, die den Nutzenden zur Verfügung stehen, müssen unsere Tresormagazine, das Kulturwerk und die IT gekühlt werden. Bereiche also, in denen wertvolles und einzigartiges Kulturgut aufbewahrt wird und von der die IT-Infrastruktur für Recherchen, Bestellungen aus dem Magazin, WLAN, E-Mail etc. abhängt. Insgesamt umfasst die zu kühlende Fläche ca. 55.000 qm. Aktuell ist nur eine von vier Kälteverbundanlagen der Stabi funktionstüchtig, es ist also nur 25% der Gesamtleistung stabil vorhanden. Damit können nicht alle Bereiche des Hauses ausreichend gekühlt werden.
Warum werden keine Fenster zum Lüften geöffnet?
Die Fenster, die im Allgemeinen Lesesaal zu sehen sind, sind keine regulären Lüftungsfenster sondern sogenannte Rauch-Wärme-Abzüge, die nicht einfach geöffnet werden können, da sonst ein Alarm ausgelöst wird, der nicht nur die Stabi, sondern auch die Feuerwehr erreicht und einen Einsatz auslöst. Zudem funktioniert die Öffnung über Motoren, die nicht auf eine regelmäßige Nutzung der Fenster zur Lüftung ausgelegt sind, sondern nur für den Brandfall.
Unsere Haustechnik prüft gegenwärtig, ob hier trotzdem Abhilfe geschaffen werden kann.
Warum ist die Reparatur so schwierig?
Bei der Klimaanlage handelt es sich um eine Kälteverbundanlage mit 4 x 400 kW mit rücklaufgesteuerter Regelung und Pufferung als Komplexmaßnahme. Das System erstreckt sich vom Dach der Stabi bis zu den unteren Büchergeschossen sowie den verschiedenen Lesesälen. Diese Kälteanlage wird über die Gebäudeleittechnik geführt und mit diversen Lüftungsanlagen und Kreisläufen vorkonfektioniert gespeist, weiterkonfektioniert (also zum Beispiel befeuchtet und entfeuchtet) und in die öffentlichen Bereiche eingeblasen. Um diese Abläufe zu regulieren, müssen eine Vielzahl von Regelungsmechanismen angesteuert werden. Dies geschieht über Datenpunkte an Informationsschwerpunkten, geleitet durch eine Vielzahl von Wandler, Kopplern, Regelventilen, Klappen und nicht zuletzt über das Datennetzwerk. Damit die Anlage störungsfrei funktioniert, muss also ein großes Netz von Rohren, Reglern, Ventilen und vor allem auch IT-Technik einwandfrei zusammenspielen.
Bei den zuständigen Baufirmen kam es Ende des vergangenen Jahres zu Ausfällen und dementsprechend zu Verzögerungen in der Umsetzung. Zudem sind viele der nötigen Bauteile keine Lagerware, sondern müssen speziell für die Stabi produziert und teils vor Ort an die Gegebenheiten angepasst werden, was in einigen Fällen nur bei konstanten Außentemperaturen möglich ist.
Wer ist an der Reparatur beteiligt?
An der Reparatur der Klimaanlage ist nicht nur die Staatsbibliothek beteiligt, sondern auch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und zwei externe Baufirmen. Jede zusätzliche und ungeplante Reparatur geht immer auch mit bürokratischen Anforderungen einher, die von mehreren Stellen bearbeitet werden müssen. Wir können aber versichern, dass alle Stellen sehr gut zusammenarbeiten und die Probleme mit höchster Priorität bearbeiten.
Wieso kann kein konkretes Reparaturdatum genannt werden?
Wir können leider aufgrund der Komplexität der Anlage, für deren ganzheitliche Reparatur mehrere Schritte notwendig sind, kein konkretes Reparaturdatum nennen. Der Einsatz externer Firmen ist für uns nur begrenzt zu beeinflussen und die Fehlersuche gestaltet sich bei einer Gesamtanlage und Einzelkomponenten dieser Größe äußerst zeitaufwendig. Es müssen nicht nur Rohre oder Ventile kontrolliert werden, sondern auch technische Bauteile, die schwer zugänglich sind. Um diese Bereiche zu erreichen, muss das Klimasystem stellenweise auseinandergebaut werden. Werden dabei Defekte gefunden, gestaltet sich die Lieferung dieser speziellen Teile nicht immer einfach und Lieferungen können aufgrund von Verzögerungen auf Seiten der Lieferanten nicht immer genau kalkuliert werden. Ebenso ist es leider auch mit Terminen zuständiger Firmen, die vor Ort an der Stabi im Einsatz sind.
Wie geht es jetzt weiter?
Unsere Haustechnik sowie alle zuständigen Stellen arbeiten tagtäglich daran, die Klimaproblematik im Haus Unter den Linden zu beheben und den Aufenthalt für Sie angenehmer zu gestalten. Eine spürbare Verbesserung im Lesesaal wird in den nächsten 2 bis 4 Wochen jedoch leider unwahrscheinlich sein. Das tut uns sehr leid und wir entschuldigen uns für die Beeinträchtigung!
Momentan arbeiten die technischen Mitarbeitenden gemeinsam mit externen Firmen an der Inbetriebnahme der zweiten von vier Anlagen. Teil dieser Arbeit war zu Beginn der Woche auch eine umfangreiche Fehlersuche, für die weite Teile der Anlage auseinandergebaut werden mussten: Der Fehler hatte sich in einem unerwarteten Detail versteckt. Außerdem müssen noch zwei weitere Kälteerzeuger ausgetauscht werden, d.h. in einem ersten Schritt mit einem 120-Tonnen-Kran auf das Dach der Staatsbibliothek gehoben werden.
Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel! Auch wenn er die klimatischen Probleme im Lesesaal nicht löst, schafft er Transparenz bezüglich der Gründe für die hartnäckigen Probleme.