Architekt Eberhard Wimmer baut Speichermagazin Friedrichshagen

Die Speicherbibliothek der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) am
neuen Depotstandort in Berlin-Friedrichshagen (im Stadtteil Treptow-Köpenick) wird nach Plänen des Münchener Architekten Eberhard Wimmer
gebaut. Für seinen Entwurf hat sich das neunköpfige Preisgericht unter
Vorsitz des Architekten Florian Nagler gestern zum Abschluss seiner
zweitägigen Sitzung entschieden. Das Bauwerk wird die Magazine der
Staatsbibliothek zu Berlin und des Ibero-Amerikanischen Instituts sowie
den Sitz des Bildarchivs Preußischer Kulturbesitz beherbergen. Die Baumaßnahme für insgesamt 12 Mio. Bände wird in drei Phasen realisiert. Im ersten Bauabschnitt, der bis 2009 fertig gestellt wird, werden auf einer rund 43.000 qm großen Nutzfläche 6 Mio. Bände unterzubringen sein. Der zweite Bauabschnitt soll bis 2035, der dritte bis 2060 realisiert werden. Auf dem123.000 qm großen Gelände beabsichtigt die Stiftung darüber hinaus ineinem weiteren Verfahren Depotgebäude für die Staatlichen Museen zu Berlin zu errichten.

Das nun zu erstellende Magazingebäude trägt dem ständigen Wachsen derBestände Rechnung. Bei der Staatsbibliothek kommen jährlich rund 120.000 Bände hinzu und es ist abzusehen, dass ihre Magazine bis 2010 voll sein werden. In dem neuen Gebäude werden für die Staatsbibliothek (Gesamtbestandderzeit über 10 Mio. Bände) rund 32.000 qm, für das Ibero-Amerikanische Institutrund 8.000 qm und für das Bildarchiv rund 3.000 qm zur Verfügung stehen.
Berlin-Friedrichshagen wird zukünftig der Ort für die groß angelegten Depots dergesamten Stiftung Preußischer Kulturbesitz sein. Die Stiftung reagiert mit dieser Entscheidung nicht nur auf die absehbaren Kapazitätsgrenzen bestehender Depots, sie schafft auch neue Perspektiven für innerstädtische Standorte. Hochwertige Grundstücke der Stiftung in den Zentren der Stadt sollen in Zukunftmöglichst wenig für platzintensive Depoträume verwendet werden.
Das Grundstück ist eine Bundesliegenschaft am Fürstenwalder Damm / Müggelseedamm.Bereits in der DDR befanden sich hier wissenschaftliche Einrichtungen:I n den 1950er Jahren wurde es erstmals zur Unterbringung des Amtes für Standardisierung, Mess- und Regalwesen bebaut. Die noch vorhandene Bausubstanz eignet sich aufgrund ihrer ursprünglichen funktionalen Bestimmung jedoch nicht für eine Weiternutzung als Magazingebäude, so dass sie fürden Abriss freigegeben ist.
Das neue Gebäude wird die besonderen Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Klimatisierung, Beleuchtung und Funktionalität berücksichtigen. Neben großen und komplexen Rollregal- und Buchförderanlagen werden beispielsweise für das Bildarchiv modernste Arbeitsplätze für die konservatorischenund restauratorischen Aufgaben hergerichtet. Die Entscheidung für das Münchener Architekturbüro Wimmer ist das Ergebniseines vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) organisiertenbeschränkten Realisierungswettbewerbs mit vorgeschaltetem offenen Bewerberverfahren,an dem sich 230 Büros beteiligten. Ein vom Preisgericht unabhängigesAuswahlgremium wählte aus dem Bewerberkreis 30 Teilnehmer für den Wettbewerbaus: die 15 bestplatzierten Architekturbüros sowie 15 weitere Wettbewerbsteilnehmer,die durch ein Losverfahren ermittelt wurden. Damit ist dem Anliegen Rechnung getragen worden, dass auch kleinere Büroorganisationen bzw. Berufsanfänger die Chance zur Beteiligung am Wettbewerb erhalten. Die zum Teil aus dem Ausland eingereichten Beiträge zeigten insgesamt eine hohe Entwurfsqualität.
Nach zwei Rundgängen konnten sich sechs Entwürfe für die abschließende Prämierung qualifizieren, wobei nach eingehender Stellungnahme der Sachverständigen insbesondere zu den Fragen der Wirtschaftlichkeit und Funktionalität die beiden Erstplazierten mit Abstand und einstimmig die Zustimmung des Preisgerichts erhielten.

Folgende sechs Architekturbüros wurden bei dem mit 150.000 € dotierte Wettbewerb prämiert:
1. Preis Eberhard Wimmer Architekten BDA München
2. Preis LORBER + PAUL Architekten GbR Köln
3. Preis (nicht vergeben)
4. Preis Spengler Wiescholek Architekten Stadtplaner Hamburg
Ankauf Paul Bretz, Architekt Luxemburg
Ankauf gmp Architekten Gerkan, Marg und Partner mit Stephan Schütz Berlin
Ankauf HG Merz GmbH Stuttgart

Das Preisgericht begründet seine Entscheidung für Eberhard Wimmer wie folgt (Auszug): „Die Idee, für die Sicherung und Konservierung von kostbaren Güter ein Perpetuum-Gebäude, ein Gebäude von langer Dauer zu errichten, trägt und ist in der vorgeschlagenen Form, sowohl im Hinblick auf den Städtebau, die funktionale Zuordnung bis hin zur Materialität schlüssig. Die Magazinbereiche erlauben mit den Lichthöfen und den zugeordneten Sortierstellen ein angenehmes und effektives Arbeiten. Ihre Konstruktion ist denkbar einfach, logisch und konsequent. Der Entwurf lässt einen wirtschaftlichen Bau, aber auch niedrige Bauunterhaltskosten erwarten.“

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