Japan – Reiseland: Ausstellung im Juli 2000

Seit mehr als tausend Jahren hat in Japan die Bewunderung landschaftlicher Schönheit Tradition. Zahlreiche der berühmtesten japanischen literarischen Werke zeugen davon. Gedichte, Reisetagebücher, Reisebeschreibungen mit Aufzeichnungen über landschaftliche und historische Sehenswürdigkeiten waren am Hofe, bei Beamten und Mönchen stark verbreitet.Reisen dienten aber nur zu einem Teil dem Vergnügen. Oft wurden sie aus politischen, geschäftlichen oder religiösen Gründen unternommen. Pilgerreisen, Reisen zu religiösen Festen und besonders die von der Shogunatsregierung erzwungenen Reisen der Daimyos von ihren Residenzen zum Sitz des Shoguns in Kamakura und später in Edo (heute Tokyo) führten zu einem Aufschwung der Reisetätigkeit auf staatlich überwachten Straßen, während viele Pilger auf Pilgerwegen abseits der Hauptverkehrsstraßen durchs Land zogen.Die Daimyoreisen verliefen auf festliegenden Routen, den fünf großen Überlandstraßen. Hier fanden die Reisenden an Raststationen Unterkunft und Verpflegung und andere Annehmlichkeiten. Auf den gleichen Reiserouten durchquerten auch die ersten Europäer das Land. Vom Wohlstand des Reisenden hing es ab, ob er die Wegstrecken zu Fuß, reitend oder in der Sänfte zurücklegen konnte.In zahlreichen literarischen Werken bot die Reisebeschreibung Gelegenheit, Sehenswürdigkeiten vorzustellen und die Schilderung der Wegstrecke mit eigenen Gedichten oder Gedichtzitaten, oft voller humoristischer Anspielungen und Wortspiele, zu verzieren. In der Edozeit (1603-1868) entwickelte sich als spezielle Reiseliteratur die Gattung der Reiseratgeber und praktischen Leitfäden für unterwegs, die dem Reisenden Anregungen geben und ihn vor Übervorteilungen warnen sollten. Als Beitrag zur Veranstaltungsreihe "Japan in Deutschland 1999 / 2000" zeigt die Staatsbibliothek aus ihren Beständen literatrische Werke, historische Illustrationen und Karten zu Reisen in den verschiedenen Bereichen. Holzschnitte mit Reiseszenen, Gerätschaften für den Gebrauch auf Reisen und ein Pilgergewand für die Wallfahrt als Leihgaben aus dem Museum für Ostasiatische Kunst, dem Ethnologischen Museum, der Kunstbibliothek (alle Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) und der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität Marburg und aus Kreisen der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Berlin vervollständigen das Bild. Auch der moderne Tourismus im Japan der Gegenwart ist berücksichtigt. Optischen Anreiz bieten ca. 80 großformatige, farbige Plakate traditioneller, landschaftlich reizvoller und kulturell bedeutender Stätten.
Am 19. Juli 2000 um 17.00 Uhr führt Frau Dr. Dreßler-Wormit durch die Ausstellung. Am gleichen Tag um 18.00 Uhr spricht Herr Dr. Robert F. Wittkamp im Simon-Bolivar-Saal in der Potsdamer Str. 33 zum Thema "Traditionen und Brüche in der japanischen Reiseliteratur".
8. Juli – 26. August 2000
Ausstellungsraum und Eingangshalle
Potsdamer Straße 33, Berlin-Tiergarten
Öffnungszeiten:
Mo-Fr 10-20 Uhr, Sa 10-19 Uhr
sonn- u. feiertags geschlossen
Eintritt frei

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