Jüdische Handschriften – Eine Ausstellung im Juli 2002

Die Staatsbibliothek zu Berlin besitzt eine der bedeutendsten und größten Sammlungen orientalischer Handschriften in Europa: Mehr als 40.000 Bände in fast allen Sprachen Asiens und Afrikas befinden sich in der Obhut der Orientabteilung. Eine besondere, international angesehene Kollektion bilden die etwa 550 jüdischen Handschriften – darunter eine große Zahl herausragender Stücke, von denen 66 in der Ausstellung gezeigt werden.
Überwiegend handelt es sich um Handschriften in hebräischer Schrift und Sprache, doch sind auch Werke in Altfranzösisch, Arabisch, Jiddisch, Judeo-Persisch und Samaritanisch vertreten.Im Mittelpunkt steht die hebräische Bibel „Erfurt 1", deren aufwändige Restaurierung vor zwei Jahren begonnen wurde. Zu den Spitzenstücken gehören ebenso eine überdimensionierte Tora-Rolle, eine prächtige italienische Renaissance-Handschrift und der so genannte Hamilton Siddur, eine Liturgiehandschrift mit farbigen Grotesk-Initialen aus Spanien. Außerdem werden jemenitische Handschriften, Stücke aus der Kabbala-Sammlung, Kalenderwerke, astronomische Schriften und Dokumente der jüdischen Aufklärung in Berlin gezeigt.
4. Juli-17. August 2002
Ausstellungsraum
Haus Potsdamer Straße 33
Den reich bebilderten Katalog zur Ausstellung erhalten Sie in der Ausstellung zum Vorzugspreis.
Erste Schritte der Restaurierung der Hebräischen Bibel „Erfurt 1"
Die Hebräische Bibel „Erfurt 1" – ein einzigartiges Dokument mit einer außerordentlichen Geschichte: Einzigartig sind vor allem die Dimensionen dieser zweibändigen Pergamenthandschrift: Erstens handelt es sich mit Blättern von ca. 47 cm Breite und 63 cm Höhe um die größte bekannte hebräische Bibelhandschrift überhaupt, zweitens wiegt jeder Band etwa 50 Kilogramm, und drittens wurden allein für die Herstellung des Pergaments mehr als 1.100 Tiere benötigt. Von den Anfängen der Geschichte dieser Handschrift ist nur bekannt, dass der Auftraggeber Rabbi Schalom die Vollendung der Arbeit im Jahr 1343 wohl nicht mehr erlebte. Der erste durch schriftlichen Eintrag aus dem Jahre 1706 nachgewiesene Besitzer, das Evangelische Ministerium in Erfurt, gab die Bibel 1880 an die Königliche Bibliothek zu Berlin ab.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bibel „Erfurt 1" wegen ihrer Größe und ihres Gewichts nicht aus Berlin ausgelagert, sondern in den Keller des nahegelegenen Wirtschaftsministeriums gebracht. Als kurz vor Kriegsende eine Bombe das Gebäude traf, führten Feuer und Löschwasser zu so starken Beschädigungen, dass sich die Bibel nicht mehr aufschlagen ließ – die Handschrift war seitdem unbenutzbar.
Im Jahre 1999 stellte sich die Staatsbibliothek zu Berlin der großen Herausforderung, die Pergamenthandschrift zu restaurieren. Die Ausstellung demonstriert, wie die Restaurierungswerkstatt der Staatsbibliothek das Konzept für dieses Projekt entwickelte und vor zwei Jahren in Angriff nahm. Inzwischen haben die Restauratoren alle 546 völlig miteinander verblockten und verklebten Pergamentblätter voneinander gelöst, gereinigt, mit Hilfe von verschiedenen Kompressen gefeuchtet und anschließend geglättet. Für die nun anstehende Fehlstellenergänzung im Pergament wurden bereits verschiedene Techniken erprobt; die Ergebnisse zeigt die Ausstellung anhand einiger Beispiele. Zudem bieten wir den Besuchern die Gelegenheit, die bisher durchgeführten Arbeiten Schritt für Schritt in einem zwölfminütigen Film nachzuvollziehen.
Sie können die weitere Restaurierung der Hebräischen
Bibelhandschrift "Erfurt 1" mit Ihrer Spende unterstützen:
Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V.
Konto-Nr. 439 392 200
Deutsche Bank Berlin
BLZ 100 700 00
Verwendungszweck "Bibel Erfurt 1"
Bitte geben Sie auf der Überweisung beim Verwendungszweck auch Ihre vollständige Adresse an, damit Sie rasch Ihre Spendenquittung erhalten.

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