Ausstellung „Von dem weyt erschollen Namen Luther“

Acht Wochen lang zeigt die Staatsbibliothek zu Berlin seltene Drucke aus der Reformationszeit, 16. Jahrhundert. Anlass der Ausstellung, welche am Geburtstag Martin Luthers (1483 – 1546) eröffnet wird, ist die Übernahme von 379 wertvollen Drucken aus der Gräflich zu Lynarschen Sammlung in Lübbenau als Depositum. Thematisch werden die Anfänge und die Durchsetzung der Reformation, ihre Befürworter und Gegner, die Verbreitung der neuen Religion, die Etablierung der reformatorischen Gedanken in den Gemeinden sowie die Reformation im Spiegel ihrer Zeit aufgegriffen. Zugleich wird die Sammlungstätigkeit der Grafen zu Lynar gewürdigt.
Die Schriften Martin Luthers stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, darunter seine wichtigsten theoretischen Schriften aus dem Jahre 1520, in denen er das reformatorische Programm entfaltet: „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, „De captivitate Babylonica ecclesiae“ und „An den christlichen Adel deutscher Nation“. Die Auslegung der Bibel, die Auseinandersetzung mit seinen Gegnern, aber auch ganz praktische Fragen zu den Auswirkungen der Reformation in den Gemeinden spiegeln sich in diesen Drucken wieder. Weggefährten und Gegner Luthers – so Philipp Melanchthon, Johann Eck, Papst Leo X. und Andreas Karlstadt – werden mit Porträts und ihren Schriften vorgestellt.
Der Titel der Ausstellung „Von dem weyt erschollen Namen Luther“ ist einem der gezeigten Drucke aus dem Lynarschen Depositum entlehnt. Die kleine Schrift von Haug Marschalk, erschienen 1523 in Erfurt, preist den Reformator Martin Luther und seine neuen Lehren.
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Nachbildung des der Bibliothek gehörenden Originalexemplars des von Luther selbst 1517 veranlassten Druckes seiner 95 Thesen.
Zu sehen ist auch ein Druck der Bannandrohungsbulle des Papstes, ausgesprochen im Juni 1520. Luther verbrannte die originale Bulle im Dezember 1520. Daraufhin ließ der Papst im Januar 1521 die Bannbulle gegen ihn ausstellen, verkündet wurde dies in der 1521er Gründonnerstagsbulle, in der Luther und seine Anhänger als Ketzer benannt wurden. Ende 1521 erfuhr Luther von dieser Bulle, übersetzte sie und gab sie kommentiert als Glosse in Druck; einer der Erstdrucke dieser Glosse befindet sich in der Lynarschen Sammlung und wird nun ebenfalls in der Ausstellung gezeigt.
Der Kurator der Ausstellung, Andreas Wittenberg, trug quer durch die Sondersammlungen der Staatsbibliothek weitere Exponate mit Bezug zu Luther und seiner Zeit zusammen: Unter den zahlreichen Porträts sind ein Kupferstich Lucas Cranachs d.Ä. aus dem Jahr 1520 mit dem Brustbild Luthers als Mönch sowie ein Porträt aus dem Jahr 1616, welches Luthers Leben in zwanzig Chronogrammen beschreibt. Auf anderen Porträts sind Jan Hus und Johann Tetzel zu sehen.
Mit Einblattdrucken wurden Karikaturen, Spottgedichte und Lieder direkt unters Volk gebracht – auch dieses Genre ist ein Sammlungsgebiet der Staatsbibliothek. Der Einblattdruck Der Baum des Glaubens, gedruckt 1524 in Augsburg, ist neben anderen ausgestellt. Eine Stadtansicht von Wittenberg führt die Besucher an den Ort zurück, wo die Reformation ihren Anfang nahm.
Das Schicksal der Luther-Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin
Bis zum Zweiten Weltkrieg besaß die Preußische Staatsbibliothek, heute Staatsbibliothek zu Berlin, die größte und bedeutendste Luther-Sammlung der Welt; sie umfasste ca. 5.600 Drucke und Druckvarianten von Schriften aus der Feder Martin Luthers. Auch diese Sammlung musste zum Schutz vor Kriegseinwirkungen in den 40er Jahren aus dem Zentrum Berlins verlagert werden. Seither gilt diese einzigartige Sammlung als verschollen. In der Ausstellung ist einer der Katalogbände der Bibliothek zu sehen, welche die komplette Sammlung verzeichneten. Auch dies ist ein bedeutendes historisches Dokument zum Nachweis der einst vorhandenen Werke.
Seit dem Verlust der Sammlung konnte durch antiquarische Ankäufe ein Teil ersetzt werden. Dank des Depositums der Grafen zu Lynar, welches zahlreiche Schriften aus den Anfangsjahren der reformatorischen Bewegung enthält, stehen jetzt wieder 900 Luther-Drucke für die Forschung zur Verfügung.

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