Stiftung Preußischer Kulturbesitz erhält den Nachlass von Leni Riefenstahl
Erbin schenkt umfangreiche Fotografie- und Filmbestände, Manuskripte, Briefe, Akten und Dokumente – Kunstbibliothek und Staatsbibliothek werden Nachlass aufarbeiten – Kooperation mit der Stiftung Deutsche Kinemathek angedacht – Parzinger: Dieser Nachlass fordert von der SPK besondere Verantwortung.
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erhält mit einer großzügigen Schenkung den kompletten Nachlass von Leni Riefenstahl (1902-2003), einer der bedeutendsten aber auch umstrittensten Künstlerinnen der deutschen Film- und Fotogeschichte. Als Tänzerin, Schauspielerin, Filmemacherin (Produzentin, Regisseurin, Drehbuchautorin, Schnittmeisterin) und Fotografin feierte sie große Erfolge. Für ihre Filme und Fotografien wurde sie zu Lebzeiten als kreative und innovative Bilderfinderin bewundert und geschätzt, in der Nachkriegszeit aber scharf dafür kritisiert, dass sie ihr künstlerisches Können in den Dienst nationalsozialistischer Propaganda stellte. Der Nachlass enthält umfangreiche Fotografie- und Filmbestände, Manuskripte, Briefe, Tageskalender, Akten und Dokumente sowie Presseausschnitte und Bücher.
Nach dem Tod von Leni Riefenstahls Ehemann Horst Kettner im Dezember 2016 wurde die ehemalige Sekretärin Leni Riefenstahls, Gisela Jahn, Alleinerbin. Sie entschied, den gesamten Nachlass der Künstlerin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu schenken. Die Archivbestände reichen bis in die 1920er Jahre zurück und scheinen vor allem für die Nachkriegszeit überaus komplett zu sein. Mit der Übernahme aus dem Haus Leni Riefenstahls in Pöcking am Starnberger See und dem Abschluss des Schenkungsvertrages erfolgt nun in den nächsten Monaten eine intensive Phase der Sichtung. Für die Erfassung und Erschließung des Nachlasses soll, finanziert durch noch einzuwerbende Drittmittel, ein interdisziplinäres Forschungs- und Archivteam zusammengestellt werden. Im Bereich Film wird eine Kooperation mit der Stiftung Deutsche Kinemathek angestrebt.
„Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat mit dem Nachlass von Leni Riefenstahl nicht nur ein bahnbrechendes ästhetisches Werk übernommen, sondern auch eine besondere Verantwortung für die kritische Auseinandersetzung mit dieser streitbaren Person der Zeitgeschichte. Gerade auch die Rolle von Leni Riefenstahl im Nationalsozialismus wird bei der Aufarbeitung des Nachlasses von zentraler Bedeutung sein“, sagt Stiftungspräsident Hermann Parzinger.
Es war der Wunsch der Erbin Gisela Jahn, den Nachlass in Berlin, in Leni Riefenstahls Geburtsstadt, aufbewahrt zu wissen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bietet mit ihren Museen, Bibliotheken, Archiven und Forschungsinstituten hervorragende Voraussetzungen für die Bewahrung dieses komplexen Nachlasses.
Der fotografische Bestand soll, betreut von der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek, im Museum für Fotografie am Bahnhof Zoo untergebracht werden. Hier wird seit 2004 auch das Werk Helmut Newtons gezeigt, mit dem Leni Riefenstahl in ihren späten Lebensjahren eng befreundet war. In der Dauerausstellung „Private Property“ ist dies mit Briefen und Büchern von Leni Riefenstahl dokumentiert – die Briefe Newtons finden sich umgekehrt in ihrem Archiv. Das Museum für Fotografie hat sich in den letzten Jahren zu einem lebendigen Ort für die Auseinandersetzung mit der Geschichte und Gegenwart der Fotografie entwickelt. Über 30 Ausstellungen haben die Rolle der Fotografie in Kunst, Presse, Wissenschaft, Geschichte zum Thema gehabt. Mit dem Pressebildarchiv Willy Römer und weiteren Nachlässen bedeutender Fotografen wurde die schon 150 Jahre alte Sammlung seit 2004 erheblich erweitert.
Der Schriften-Bestand des Leni Riefenstahl Archivs mit Korrespondenzen, Tagebüchern und Manuskripten soll von der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin betreut werden, in der heute über 1000 Nachlässe aus fünf Jahrhunderten von Persönlichkeiten aus allen Bereichen des geistigen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens aufbewahrt und erschlossen werden.
Die kommerziellen Verwertungsrechte wurden von Gisela Jahn der Firma La Tresor Kreativhandel GmbH von Holger Roost-Macías übertragen, die digitale Einzelbildverwertung übernimmt die bpk-Bildagentur der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Pressebilder: www.preussischer-kulturbesitz.de/newsroom/presse/pressebilder.html
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