Schlüssel für Lesesaal und andere Neubauten Unter den Linden übergeben
Beste bauliche Bedingungen für Benutzer, wertvolle Bestände und Bibliothekare
Heute erhielten in Anwesenheit der Abteilungsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ingeborg Berggreen-Merkel, und des Staatssekretärs im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Rainer Bomba, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, und die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara Schneider-Kempf, vom Architekten HG Merz und von der Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Rita Ruoff-Breuer, den Schlüssel für den neuen Allgemeinen Lesesaal und weitere Neubauten am Standort Unter den Linden.
Vor 70 Jahren ging durch Bombentreffer das Zentrum dieses Gebäudes verloren. Jetzt verfügt die größte wissenschaftliche Universalbibliothek Deutschlands erneut über moderne, funktionale, repräsentative Räume, die ihrer Bedeutung gerecht werden und zugleich beste Arbeitsbedingungen für Forscher aus aller Welt bieten. Das Bibliotheksgebäude Unter den Linden, eröffnet 1914, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, der von Bomben getroffene zentrale Kuppellesesaal wurde nie wieder aufgebaut. Ab 1992 wurde das Gebäude zunächst baulich gesichert und teilweise instandgesetzt. Im Jahr 2000 gewann der Stuttgarter Architekt HG Merz den international ausgelobten Architekturwettbewerb zur Errichtung von neuen Lesesälen und einem Tresormagazin sowie zur Instandsetzung des 170 m langen, 107 m breiten und 13 Etagen hohen Altbaus. Die Ergänzungs- und Sanierungsarbeiten an diesem größten historischen Gebäudekomplex im Zentrum Berlins laufen in zwei Abschnitten. Der Bund finanziert dieses für die Wissenschafts- und Kulturlandschaft bedeutende Bauprojekt vollständig mit insgesamt 406,5 Millionen €.
Im ersten Bauabschnitt von 2002 bis 2012 wurden Neubauten errichtet sowie der nördliche Teil der Bibliothek saniert: Neu entstanden sind ein Allgemeiner Lesesaal, ein Rara-Lesesaal, Tresormagazine und ein Freihandmagazin. Alle Neubauten wurden von HG Merz entworfen. Mit der parallelen Sanierung des die Neubauten umgebenden Altbaus des größten historischen Gebäudekomplexes in Berlins Zentrum wurden weitläufige Magazine, Räume für die Werkstätten der Bibliothek – Digitalisierung, Restaurierung und buchbinderische Arbeiten – sowie Büroräume hergerichtet. Alt- und Neubau sind voll klimatisiert.
Im zweiten Bauabschnitt wird bis voraussichtlich 2015/16 der südliche Teil des Altbaus saniert und ebenfalls modernisiert. Dabei werden weitere Magazinflächen, Büros und Veranstaltungsräume zurück gewonnen. In der Zeit des zweiten Bauabschnitts sind die Zugänge zu den Lesesälen von der Dorotheenstraße aus provisorisch errichtet und deutlich durch die limonengrüne Farbe markiert. Zum Abschluss aller Bauarbeiten wird dort im Erdgeschoss ein Bibliotheksmuseum eingerichtet, die provisorische Treppe zur Lounge wird dann zurückgebaut und die Fläche geschlossen. Zum ersten Mal ist in dem Gebäude eine Buchtransportanlage vorhanden, der erste Teilabschnitt geht jetzt in Betrieb. Zum Abschluss der Bauarbeiten werden die Bücher über eine Länge von 1.500 Metern über 17 Linear- und 4 Umlaufzüge transportiert.
Das neue Zentrum des Gebäudes ist der Allgemeine Lesesaal. Merz entwarf einen Kubus – ab Erdkante 36 Meter hoch, 35 Meter breit, 30 Meter lang – dessen thermisch verformtes Glas transluzent ist und das Licht angenehm streut. Von den 250 Arbeitsplätzen sind 160 mit verschließbaren Containern bzw. als abschließbare Kabinen ausgelegt. Der danebenliegende Rara-Lesesaal, ein Lesesaal für besonders wertvolle und seltene Drucke, ist mit 48 Arbeitsplätzen ausgestattet. Unterhalb des Allgemeinen Lesesaals befinden sich zwei ebenfalls neu errichtete Etagen Tresormagazine, in denen unter klimatisch besten Bedingungen schon bald neben vielen anderen Pretiosen auch Beethovens 9. Sinfonie, Mozarts Zauberflöte oder Bachs Weihnachtsoratorium – alles die Originale der Meister – Einzug halten.
Nach Erhalt des Schlüssels für die neu errichteten Gebäudeteile beginnen die Einräumarbeiten für den Beginn des Bibliotheksbetriebs Mitte März 2013.
Die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz ist die größte wissenschaftliche Universalbibliothek Deutschlands. An zwei Standorten im Zentrum Berlins bietet sie Dienstleistungen für die Wissenschaft und pflegt und ergänzt umfangreiche Bestände, von denen viele Unikate zum nationalen und Weltkulturerbe gehören. Für die Vor-Ort-Benutzung werden die Standorte deutlich profiliert: Das 1978 nach Plänen von Hans Scharoun erbaute Bibliotheksgebäude im Kulturforum/Potsdamer Straße – eine Ikone der Architektur – entwickelt sich zur Forschungsbibliothek der Moderne. Die jetzt übergebenen Lesesäle bilden mit ihren Beständen die Historische Forschungsbibliothek heraus.
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