Zensur in Russland und Belarus – Neue und ältere Erwerbungen der Osteuropa-Abteilung
In Russland und Belarus hat die staatliche Zensur in den letzten Jahren quantitativ und qualitativ zugenommen, was die Presse-, Meinungs- und Kunstfreiheit massiv einschränkt. Die zunehmende Kontrolle des öffentlichen Diskurses stellt eine erhebliche Bedrohung für die Meinungsfreiheit und kulturelle Vielfalt in beiden Ländern dar. Beide Regime setzen auf unterschiedliche Methoden, um kritische Stimmen zu unterdrücken, darunter die Schließung unabhängiger Medien, die Kriminalisierung von abweichenden Meinungen und die Verfolgung von Schriftstellern und Künstlern. Besonders betroffen sind jene, die sich offen gegen die Regierungen von Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko stellen oder die realen gesellschaftlichen Missstände thematisieren. Zudem wirkt sich diese Zensur bis nach Deutschland aus, insbesondere im Zusammenhang mit NGOs (Nichtregierungsorganisationen), die von Russland als „terroristische Organisationen“ eingestuft werden.
Zensur in Russland
Russland hat in den vergangenen Jahren eine drastische Verschärfung der Medienkontrolle erlebt. Nach dem Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 wurde die Meinungsfreiheit noch weiter eingeschränkt. Neue Gesetze verbieten es, abweichende Narrative zu verbreiten; Journalisten, die den Krieg als „Krieg“ bezeichnen, riskieren lange Haftstrafen. Auch unabhängige Nachrichtenseiten wie Meduza oder Novaja Gazeta wurden blockiert oder gezwungen, ihre Arbeit aus dem Exil fortzusetzen. Schriftsteller werden verfolgt und die Verbreitung ihrer Bücher unterbunden. Zu den zensierten und verfolgten Schriftstellern in Russland zählen so bekannte wie:
- Dmitri Bykow/Dmitrij Bykov – Der Autor und Satiriker kritisierte mehrfach das Putin-Regime. 2019 erlitt er eine schwere Vergiftung, mutmaßlich durch russische Geheimdienste, und musste ins Exil gehen.
- Ljudmila Ulizkaja/Ljudmila Ulickaja – Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin und Kritikerin des Regimes hat sich offen gegen den Krieg in der Ukraine geäußert. Ihre Werke sind in Russland zunehmend schwer zugänglich. Sie lebt inzwischen in Deutschland.
- Boris Akunin – Der als Krimischriftsteller der Fandorin-Reihe auch in Deutschland bekannt gewordene schaffensreiche Schriftsteller und vehemente Kritiker Putins sah sich nach seiner Verurteilung der russischen Annexion der Krim gezwungen, Russland 2014 zu verlassen. Wie auch Bykov, Ulizkaja und viele andere namhafte Schriftsteller:innen und Künstler:innen wurde er zum „Ausländischen Agenten“ (russ. иноагент) erklärt.
Diese prominenten Namen stehen nur beispielhaft für die wachsende Zahl der betroffenen Autoren. Einige weitere präsentieren wir in der Vitrine vor dem Osteuropa-Lesesaal.
Zensur in Belarus
In Belarus kontrolliert der Staat alle wichtigen Medien; unabhängige Journalisten werden verfolgt, inhaftiert oder ins Exil gezwungen. Bereits vor den Präsidentschaftswahlen 2020 hatte das Regime Lukaschenkos kritische Stimmen massiv unterdrückt. Nach den Protesten gegen die umstrittene Wiederwahl eskalierte die Repression gegen Intellektuelle und Kulturschaffende. Viele von ihnen sahen sich gezwungen, das Land zu verlassen. Neben den in unserer Vitrine gezeigten Schriftstellern sind weitere zensierte und verfolgte Schriftsteller in Belarus:
- Swetlana Alexijewitsch/Svjatlana Aleksievič – Die Nobelpreisträgerin für Literatur hat immer wieder die Repressionen in Belarus kritisiert und musste 2020 ins Exil gehen.
- Taciana Niadbaj – Eine belarussische Dichterin, die wegen ihrer Unterstützung der Protestbewegung Repressionen ausgesetzt war und das Land verlassen musste.
- Uladsimir Njakljajeu – Dichter und ehemaliger Präsidentschaftskandidat, der mehrfach verhaftet wurde, unter Hausarrest stand und inzwischen ebenfalls im Ausland lebt.
Ein wichtiges Element und Symbol des Widerstands gegen das Lukaschenko-Regime und den erstarkenden russischen Einfluss ist der Kampf um die belarussische Sprache, die in den vergangenen Jahren immer mehr aus dem Leben verdrängt wurde und verloren zu gehen droht.
Zensur und ihre Auswirkungen über die Landesgrenzen hinaus
Die russische und belarussische Zensur hat unterdessen auch internationale Auswirkungen. Besonders NGOs, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen, sind betroffen. Russland hat zahlreiche ausländische Organisationen als „unerwünschte Organisationen“ oder „terroristische Gruppen“ eingestuft, darunter auch deutsche Forschungseinrichtungen und NGOs. Diese Einstufung erschwert deren Arbeit erheblich, da sie mit Strafen rechnen müssen und ihre russischen Partner in Gefahr bringen.
Zudem versuchen beide Regime, über staatlich gesteuerte Medien und gezielte Desinformationskampagnen auch in westlichen Ländern Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen. Russische Medien wie RT (Russia Today) oder Sputnik wurden in der EU bereits stark eingeschränkt, dennoch gibt es weiterhin alternative Wege, über soziale Netzwerke Desinformationen zu verbreiten.
In der Vitrine vor dem Osteuropa-Lesesaal wird eine Auswahl von Autoren und Werken präsentiert, die aus unterschiedlichen Gründen von Zensur betroffen sind.
Bacharėvič, Alʹherd: Europas Hunde.
Aus dem Belarussischen von Thomas Weiler.
Berlin : Verlag Voland & Quist GmbH, 2024.
Signatur: 10 A 180272
Al‘herd Bacharevič, 1975 in Minsk geboren, ist ein belarussischer Schriftsteller, der in seinem Buch „Europas Hunde“ die Auswirkungen politischer Repression und die Suche nach Identität behandelt. Wegen seines Widerstands gegen das Lukaschenko-Regime ging er 2020 ins Exil. Seine Bücher sind in Belarus verboten. 2025 erhielt er den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.
Weitere Werke des Autors und über Al’herd Bacharėvič finden Sie im Stabikat.
Informationen über Al’herd Bacharėvič/Alhierd Bacharevič in der Wikipedia: belarussisch/deutsch
Carnero, Roberto: Pazolini. Umeretʹ za idei.
Aus dem Italienischen von Milʹda Stanislavovna Sokolova.
Moskva : Izdatelʹstvo AST, 2024.
Signatur: 3 A 299877 Italienische Ausgabe: 10 A 188823
Das Buch „Pasolini. Sterben für Ideen“ untersucht das Werk des italienischen Filmregisseurs Pier Paolo Pasolini, seine zentralen Themen und Lebensstationen, einschließlich seiner Homosexualität. In der russischen Übersetzung sind jedoch viele Textpassagen geschwärzt. Der Verlag gab an, dass die Kürzungen aufgrund des russischen Gesetzes über das Verbot von LGBTQ-Propaganda vorgenommen wurden.
Filipenko, Saša: Kremuljator.
Moskva : Vremja, 2022.
Signatur: 3 A 290810
Saša Filipenko, 1984 in Minsk geboren, ist ein preisgekrönter belarussischer Schriftsteller und Journalist, der auf Russisch schreibt. Als Kritiker des Lukaschenko-Regimes und des russischen Überfalls auf die Ukraine drohte ihm strafrechtliche Verfolgung, er ging ins Exil. Sein Roman „Kremulator“ erzählt die fiktiv-dokumentarische Geschichte eines Moskauer Krematoriumsdirektors, der 1941 während der Stalinschen Säuberungen verhaftet wird.
Weitere Werke des Autors und über Saša Filipenko finden Sie im Stabikat.
Informationen über Saša Filipenko/Sasha Filipenko in der Wikipedia: russisch/deutsch
Gluchovskij, Dmitrij: Outpost.
Aus dem Russischen von Jennie Seitz und Maria Rajer.
München : Heyne, 2024.
Signatur: 10 A 191490
Dmitrij Gluchovskij, 1979 in Moskau geboren, ist ein russischer Schriftsteller, Autor der Metro-Romane und Journalist. Nach Kritik an Putin und der Verurteilung des Ukraine-Angriffs wurde er zur Fahndung ausgeschrieben und flüchtete 2022 ins Exil. 2023 wurde er in Abwesenheit zu Straflager verurteilt. Seine Bücher wurden aus Buchhandlungen entfernt. In „Outpost“ behandelt er Themen wie Isolation, Angst und die Auswirkungen eines totalitären Systems auf das Individuum.
Weitere Werke des Autors und über Dmitrij Gluchovskij finden Sie im Stabikat.
Informationen über Dmitrij Gluchovskij/Dmitri Gluchowski/Dmitry Glukhovsky in der Wikipedia: russisch/deutsch
Komar, Hanna: Kali ja vyjdu na volju.
London : Skaryna Press, 2024.
Signatur: 3 A 299668
Dieser eindringliche Bericht gewährt einen tiefen Einblick in die politischen Repressionen in Belarus unter dem autoritären Lukaschenko-Regime. Die Autorin schildert ihre persönlichen Erlebnisse während einer neuntägigen Inhaftierung im Jahr 2020 – dem Jahr massiver Proteste gegen Lukaschenko. Das Buch vereint Tagebuchaufzeichnungen, Interviews mit anderen Inhaftierten sowie Berichte von Angehörigen, die ihre inhaftierten Liebsten unterstützten. Die geschwärzten Stellen im Buch sind eine Form der Selbstzensur, um sowohl Opfer als auch Täter zu schützen.
Weitere Werke des Autors und über Hanna Komar finden Sie im Stabikat.
Kušnir, Pavel: Russkaja narezka.
Leipzig : ISIA Media; Berlin : Vento Book Publisher, 2024.
Signatur: 3 A 301628
Pavel Kušnir (1984–2024) war ein talentierter russischer Pianist und Schriftsteller. Seine politische Kritik brachte ihm Haft und schließlich den Tod. Sein Roman „Русская нарезка“ wurde 2014 online veröffentlicht und 2024 nach seinem Märtyrertod als Hommage in Deutschland gedruckt. Der Roman nutzt eine Collage-Technik aus persönlichen Tagebucheinträgen, Goethes „Faust“, Anne Franks Tagebuch und Texten über den Zweiten Weltkrieg, um die Schrecken des Krieges und die damit verbundenen menschlichen Tragödien darzustellen.
Weitere Informationen über Pavel Kušnir/Pawel Kuschnir finden Sie in der Wikipedia russisch/deutsch
Limonov, Ėduard: Ėto ja – Ėdička.
Moskva : Moka, 1993.
Signatur: 3 A 64663-3
Eduard Limonov (1943–2020) war ein kontroverser Schriftsteller und politischer Aktivist. Nach seiner Ausweisung aus der Sowjetunion 1974 lebte er in den USA und Frankreich. 1991 kehrte er nach Russland zurück. Sein erster, autobiografischer Roman (It’s Me, Eddie, 1980) wurde in Russland wegen seiner obszönen Sprache und pornografischen Darstellungen von schwulem Sex auf die „schwarze Liste“ auszusondernder Literatur gesetzt.
Weitere Werke des Autors und über Eduard Limonov finden Sie im Stabikat.
Informationen über Eduard Limonov/Eduard Limonow in der Wikipedia: russisch/deutsch
Silʹvanova, Katerina; Malisova, Elena: Du und ich und der Sommer.
Aus dem Russischen von Olga Tomyuk.
München : Blanvalet, 2024.
Signatur: 10 A 191563
In dem Roman wird die Geschichte zweier Teenager in einem sowjetischen Pionierlager erzählt, die ihre Liebe zueinander entdecken, eine verbotene Liebe. Die beiden Autorinnen haben sich in Russland kennengelernt und angefangen als Duo zu schreiben. Mit dem Erfolg – Platz 1 der russischen Bestsellerliste – kam das Verbot wegen „LGBTQ-Propaganda“ und sie mussten das Land verlassen.
Weitere Werke der Autorin und über Katerina Sil’vanova/Katerina Silwanowa finden Sie im Stabikat.
Malisova, Elena; Silʹvanova, Katerina: Du und ich und für immer.
Aus dem Russischen von Jennie Seitz.
München : Blanvalet, 2024.
Signatur: 10 A 191556
In dem zweiten Fortsetzungsband von „Du und ich und der Sommer“ beschreiben Katerina Sil‘vanova (geb. 1988 in Russland/Sowjetunion) und Elena Malisova (geb. 1992 in Charkiw/Ukraine) die Liebe zweier Männer, die sich auch zwanzig Jahre nach ihrem Kennenlernen im sowjetischen Ferienlager mit der Tatsache konfrontiert sehen, sich verstecken zu müssen, weil Homosexualität als westlich dekadent und sittenwidrig gilt.
Weitere Werke der Autorin und über Elena Malisova/Elena Malisowa finden Sie im Stabikat.
Sorokin, Vladimir: Nasledie.
Moskva : CORPUS, 2024.
Signatur: 3 A 299904
Im letzten Teil seiner Trilogie über Dr. Garin entwirft Vladimir Sorokin (geb. 1955 in Russland/Sowjetunion) eine düstere Zukunft nach dem Atomkrieg: Gewalt ist zur Norm geworden, Menschen dienen als Zugtreibstoff. Doch der Arzt und seine Erben bewahren Würde – und Hoffnung auf Menschlichkeit. Sorokin lebt seit 2022 im deutschen Exil, seine Bücher werden seit 2023 in Bibliotheken und Buchhandlungen nicht mehr angeboten und von russischen Verlagen kaum noch verlegt.
Weitere Werke des Autors und über Vladimir Sorokin finden Sie im Stabikat.
Informationen über Vladimir Sorokin/Wladimir Sorokin in der Wikipedia: russisch/deutsch
Vasjakina, Oksana: Rana.
Moskva : Novoe literaturnoe obozrenie, 2021.
Signatur: 3 A 278034
Oksana Vasjakina (geb. 1989 in Sibirien) studierte am Moskauer Gorki-Literaturinstitut. Ihr Debütroman „Die Wunde“ behandelt den Verlust ihrer Mutter und eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung. „Rana“ ist der erste Teil einer Trilogie, in der sie ihre Familie, Kunst und Identität reflektiert. Als Queer-Aktivistin und Feministin ist die junge Autorin Anfeindungen ausgesetzt und durch das gesetzliche Verbot von LGBTQ-Propaganda in ihrer künstlerischen und persönlichen Freiheit eingeschränkt und bedroht.
Weitere Werke der Autorin und über Oksana Vasjakina/Oxana Wassjakina finden Sie im Stabikat.
Informationen über Oksana Vasjakina/Oksana Vasyakina in der Wikipedia: russisch/englisch
Marcinovič, Viktar
Viktar Marcinovič, geboren 1977, ist ein belarussischer Schriftsteller, Kunsthistoriker und Journalist. Er schreibt in Russisch und Belarussisch. Sein erster Roman „Paranojja“ erschien 2009 in Russland und wurde in Belarus sofort verboten (Deutsch „Paranoia“ Signatur: 1 A 923961). Sein vierter Roman „Mova“ (Sprache) wurde 2014 in Belarussisch und in russischer Übersetzung in Minsk veröffentlicht. Die russische und auch die deutsche Ausgabe (Signatur: 1 A 981761) sind ebenfalls unter dem Titel „Mova“ erschienen – das ist die „Droge“, um die es in diesem Roman unter anderem geht.
Paranojja.
Moskva : AST, 2010. Signatur: 3 A 225362 Russischer Volltext in SlavDok: https://doi.org/10.48712/20210813-001
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Mova.
Minsk : Knihazbor, 2014. Signatur: 3 A 218253 Belarussischer Volltext in SlavDok: https://doi.org/10.48712/20210813-000
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Weitere Werke des Autors finden Sie im Stabikat.
Informationen über Viktar Marcinovič/Viktor Martinowitsch in der Wikipedia: belarussisch/deutsch
Links zum Thema:
Gesetz über „ausländische Agenten“ in Russland https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_über_„ausländische_Agenten“_in_Russland
„Unerwünschte ausländische Organisationen“ in Russland https://de.wikipedia.org/wiki/„Unerwünschte_ausländische_Organisationen“_in_Russland
Liste der von der Russischen Föderation als terroristisch eingestuften Organisationen https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_von_der_Russischen_Föderation_als_terroristisch_eingestuften_Organisationen
LGBTQ rights in Russia https://en.wikipedia.org/wiki/LGBTQ_rights_in_Russia
Verbotene Autoren in Belarus https://www.dekoder.org/de/article/verboten-belarus-literatur-autoren
Literatur, die in Belarus als „extremistisches Material“ eingestuft wird https://penbelarus.org/2025/03/06/banned-books.html
Buchempfehlungen:
Rastorgueva, Irina: Pop-Up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung.
Berlin : MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH, 2024.
Irina Rastorgueva, geboren 1983 in der Sowjetunion, ist Autorin, Journalistin, Übersetzerin und Hochschuldozentin. Für ihr Buch „Pop-Up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung“ erhielt sie im März 2025 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Essayistik/Sachbuch.
Weitere Titel der Autorin finden Sie im Stabikat.
Informationen über Irina Rastorgueva in der Wikipedia: deutsch
Bljum, A. V.: Hinter den Kulissen des „Wahrheitsministeriums“ 1917 – 1929.
Bochum : Projekt-Verl., 1999.
Signatur: 1 A 214964-13,1
Diese Publikation zur Zensur in der Sowjetunion in der Zeit von 1917 bis 1929 liegt als Online-Ressource vor und ist frei zugänglich über den QR-Code oder diesen Link: https://stabikat.de/Record/1899074597
Losev, Lev: Ėzopov jazyk v russkoj literature (sovremennyj period).
Moskva : Novoe literaturnoe obozrenie, 2024.
Signatur: 3 A 300332
„Die äsopische Sprache in der russischen Literatur“ ist die erste originalsprachige Veröffentlichung der Dissertation des russischen Literaturwissenschaftlers und Schriftstellers Lev Losev (1937–2009) aus dem Jahre 1981/82. Darin untersucht er die Verwendung einer speziellen, symbolischen und verschlüsselten Sprache in der russischen bzw. sowjetischen Literatur. Im Zusammenhang mit einer wieder erstarkten Zensur besitzt das Thema erneut große Brisanz. Diese „Geheimsprache“ ist rhetorische Technik und Werkzeug, um heikle gesellschaftliche und politische Themen zu verschleiern oder zu kodieren, ähnlich der Art, wie Äsop in seinen Fabeln durch Tiere und einfache Erzählungen komplexe Wahrheiten und Moralvorstellungen vermittelte, und damit der Zensur zu entgehen. Die im Exil lebende Anthropologin Aleksandra Archipova schrieb das Vorwort „Sowjetische Geheimsprachen“.
Weitere Titel des Autors und über Lev Losev finden Sie im Stabikat.
Informationen über Lev Losev/Lev Loseff in der Wikipedia: russisch/englisch
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