13 Inkunabeln im Jahr 2010 erworben – ein toller Erfolg für die Bibliothek und die Wissenschaft

Im Jahr 2010 gelangen außerordentlich erfreuliche Erwerbungen an Inkunabeln, wie es sie in dieser Fülle und Qualität selten gibt: Nicht weniger als 13 unterschiedliche bibliographische Einheiten konnten der Sammlung der äußerst seltenen Drucke, die in den Jahren 1450 bis 1500 hergestellt wurden und an der Schnittstelle zwischen Handschriften und ersten Drucken standen, hinzugefügt werden.
Bereits im Sommer wurde aus französischem Handel ein Sammelband mit drei Inkunabeln und einem Druck von 1503 erworben, der u.a. eine in Deutschland sonst nur einmal vorhandene Pariser Ausgabe von Isidors von Sevilla De summo bono enthält (GWM15307) enthält.
Auf den Herbstauktionen gelang dann der Ankauf von drei großformatigen Textausgaben des berühmten Juristen Bartolus de Saxoferrato (GW 3571, 3586, 3598). Auch diese Bände sind äußerst rar und stellen insofern ein Kuriosum dar, als sie in den Jahren 1485/86 von drei verschiedenen venezianischen Druckern hergestellt, aber wohl als Sammelausgabe vertrieben wurden.
Highlight des Jahres war die erste Erwerbung einer Inkunabel von der iberischen Halbinsel seit Jahrzehnten: die katalanische Ausgabe des Fürstenspiegels De regimine principum von AegidiusColumna, erschienen in Barcelona am 2. November 1480 (GW 7220). Hiervon gab es bislang nur drei Exemplare außerhalb Spaniens, keines davon in Deutschland.
An die seit Konrad Haeblers Zeiten gepflegte Tradition des Sammelns spanischer Drucke konnte auch dank einer von privater Seite erfolgten Schenkung angeknüpft werden: ein Einzelblatt aus einer sehr frühen (wohl 1472) und extrem seltenen Ausgabe der Singularia iuris des Ludovicus Pontanus (GW M34972). Sie ist ein typographisches Rätsel, denn es ist unklar, ob der Drucker Johann Parix diese Ausgabe in Toulouse oder in Sevilla hergestellt hat; in letzterem Fall wären die Singularia eine der frühesten spanischen Inkunabeln überhaupt.
Bemerkenswert als eine von nur neun Inkunabelausgaben aus Münster/Westf. sind außerdem die Statuta provincialia et sinodalia vom 14. Oktober 1486, die aus deutschem Handel erworben wurden.
Eine weitere Schenkung aus Privatbesitz umfasst über 90 bei einer Einbandrestaurierung entdeckte Einzelblätter; neben zahlreichen Inkunabel-Fragmenten fanden sich in diesem Konvolut auch 17 Blätter einer wohl um 1400 geschriebenen und damit recht frühen deutschen Handschrift des Büchleins der ewigen Weisheit des Dominikaners Heinrich Seuse.
Schließlich wurden von der Abteilung Historische Drucke bei Revisionsarbeiten in der Bibliothek Diez zwei Inkunabeln entdeckt und ins Inkunabelreferat überstellt: GW 2498, eine Leipziger Vita Aristotelis (um1492), bislang nicht als SBB-PK-Bestand bekannt, sowie GW 10563, die Corona florida medicinae des Antonius Gazius (Venedig 1491), deren ehemals Berliner Exemplar als Kriegsverlust anzusehen ist.
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