Adventskalender 2024
Die Vorweihnachtszeit ist eine Zeit der Besinnung und der kleinen Freuden. Auch in diesem Jahr hat sich das Team der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit Gedanken gemacht und lud mit dem digitalen Adventskalender zu einer kleinen Entdeckungs- und Zeitreise ein. Unter dem Motto „Kunst auf dem Teller – Geschichten in Menükarten“ wurden an jedem der vier Adventssonntage historische Menükarten aus dem umfangreichen Bestand der Bibliothek vorgestellt. Jede Karte erzählt dabei ihre eigene Geschichte, gibt Einblicke in die kulinarischen Vorlieben vergangener Zeiten und spiegelt zugleich gesellschaftliche und kulturelle Aspekte wider.
1. Advent: Ein prunkvolles Thanksgiving-Dinner in New York (1901)
Zum Auftakt des Adventskalenders entführte uns die erste Menükarte ins Jahr 1901, zu einem glanzvollen Thanksgiving-Dinner im Hotel The Langham in New York. Dieses opulente Festmahl bot Speisen wie Austern, aber auch gewagtere Kreationen wie Schildkrötensuppe und einen traditionellen weihnachtlichen Plum Pudding an. Das Menü spiegelte die Eleganz der Jahrhundertwende wider und gab einen Einblick in die damaligen internationalen Küchentrends, die stark von der französischen Haute Cuisine inspiriert waren. Diese kunstvoll gestaltete Menükarte veranschaulicht nicht nur die Vorlieben der New Yorker High Society, sondern steht auch exemplarisch für den Einfluss der europäischen Küche auf die amerikanische Gastronomie jener Zeit.
2. Advent: Eleganz auf hoher See – Der Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große“ (1903)
Die zweite Menükarte des Adventskalenders stammt von einer der Transatlantikreisen des Dampfers „Kaiser Wilhelm der Große“ im Jahr 1903. An Bord des Schiffs des Norddeutschen Lloyd, eines der bedeutendsten deutschen Schifffahrtsunternehmen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, genossen die Passagiere am 24. August ein erlesenes Mittagsmenü, begleitet von einem musikalischen Programm mit Klassikern wie von Wagner und Franz von Suppè. Dies war also die Kulisse für das verspeisen von Gerichten wie „Rheinlachs mit Gallert auf moderne Art“ und Desserts wie „Makronen-Aufsatz“. Die Menükarte zeigt eindrucksvoll, wie das Reisen zur See Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur ein Transportmittel, sondern ein luxuriöses Erlebnis war, das mit Gastronomie und kultureller Unterhaltung kombiniert wurde.
3. Advent: Eine Hochzeit im Jugendstil (1900)
Zum dritten Advent geht es in die Welt privater Feiern – genauer gesagt zur Hochzeit von Christian Grund und Marie Eisenmenger, die am 16. Oktober 1900 im Hotel „Falken“ in Heilbronn stattfand. Diese Menükarte unterscheidet sich in ihrer Schlichtheit und dem persönlichen Charakter deutlich von den prunkvollen Karten öffentlicher Bankette.
Christian Grund, ein Schultheiß (also einem vom Landesherren Beauftragten, dessen Aufgaben die Ausübung der Verwaltungshoheit, sowie häufig das Richteramt in niedrigen Gerichtsbarkeiten waren), und Marie Eisenmenger ließen ihre Hochzeitsmenükarte im Stil des Jugendstils gestalten. Die Karte ist einseitig gehalten und enthält eine bodenständige Speisenfolge, die einen Einblick in die kulinarischen Vorlieben der Zeit gibt. Serviert wurden unter anderem „Salm mit holländischer Tunke und Kartoffeln“, „Poularden, Salat und Dunstobst“ sowie „Verschiedenes Eis“ mit „Waffeln“. Menükarten wie diese waren nicht nur ein praktischer Überblick über die gereichten Speisen, sondern auch ein liebevoll gestaltetes Erinnerungsstück an einen der schönsten Tage im Leben eines Paares.
4. Advent: Ein festlicher Jahreswechsel bei Schaurté (1896/97)
Passend zur besinnlichen Weihnachtszeit und dem nahenden Jahreswechsel präsentiert die vierte Menükarte eine festliche Silvesterfeier aus dem Jahr 1896/97. Gastgeber dieses Zusammenkommens war Louis Schaurté, (1851-1934), dessen Geburtsname eigentlich Ludwig Hubert Schaurte lautete. Schaurté war ein renommierter Gastronom und Hotelier der Spitzenklasse, königlicher Hoflieferant und Besitzer des Veranstaltungsortes der Silvesterparty, des Hotels „Monopol“, welches sich nahe des Bahnhofs Friedrichstraße in Berlin befand.
Die Menükarte, gestaltet als kleines Heftchen zeigt die Speisenfolge, komplett in französischer Sprache verfasst. Sie umfasst zahlreiche Spezialitäten wie „Huitres d’Hollande“ (Austern aus Holland) und „Filet de boeuf“ (Rinderfilet). Diese kulinarische Raffinesse zeigt, dass Schaurté ein großer Liebhaber der französischen Kultur war. Am Ende der Karte findet sich sogar eine „Kuriose Geschichte von Schaurté“, ein kleiner unterhaltsamer Zeitvertreib für seine hungrigen Gäste. Die Karte erzählt von einem Abend voller Eleganz, geselliger Runden und genussvoller Momente, an dem man in stilvollem Ambiente das neue Jahr begrüßte.
Der diesjährige Adventskalender hat uns gezeigt, wie viel Geschichte in den kunstvoll gestalteten Menükarten vergangener Zeiten steckt. Jede Karte ist ein Fenster in eine andere Welt, ein Zeugnis kulinarischer Vorlieben und gesellschaftlicher Bräuche. Sie erinnern uns daran, dass es oft die kleinen Dinge sind, die eine große Geschichte erzählen!
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