Erste Vertonung von Shakespeares „Romeo und Julia“ erworben

Die Musikabteilung konnte die sehr seltene Erstausgabe von Georg Anton Bendas Oper „Romeo und Julie“ erwerben. Damit wurde wieder einmal ein Kriegsverlust getilgt. Der sehr schöne, gut erhaltene Klavierauszug im Typendruck von 1778 ist zudem eine gelungene Ergänzung zum Autograph der späteren Mannheimer Fassung des Werks von 1784, das bei uns verwahrt wird (Signatur: Mus.ms. autogr. Benda, G. 9).

Georg Benda gilt als „markanter Repräsentant der stilistischen Wandlungen in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts“ (soweit das Musiklexikon „Musik in Geschichte und Gegenwart“) und wirkte seit 1742 in Potsdam als Violinist in der Hofkapelle. 1750 war er dann Hofkapellmeister in Gotha. In seinem Œuvre sind besonders seine Melodramen im Rousseauschen Geiste der Aufklärung hervorzuheben. Hierzu zählt auch „Romeo und Julie“ – die erste Vertonung dieses Shakespeare-Stoffes überhaupt!

Das zwei Jahre vor dem Erscheinen des Klavierauszugs am 25. September 1776 in Gotha uraufgeführte melodramatische Singspiel, das der Leipziger Verleger auf dem Titelblatt als „Oper“ bezeichnet, erreichte bis ins 19. Jahrhundert beispiellose Popularität. Dazu beigetragen haben wahrscheinlich auch die für ein Singspiel auffallenden virtuos-dankbaren Solopartien. Selbst Mozart soll „Romeo und Julie“ gelobt haben. Anders als bei Shakespeare schließt das Werk mit einem Happy-End, in dem die beiden Verliebten Terzen- und Sexten-selig ihr Liebesglück besingen. Mit dem Klavierauszug von „Romeo und Julie“ ist die Staatsbibliothek um ein bedeutendes Dokument der Entwicklung des Singspiels vor Mozart reicher geworden. Die Ausgabe wird in Kürze in unserer Digitalen Bibliothek verfügbar sein.

[Text von Jean Christophe Gero]

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