Werkstattgespräch am 7. Oktober um 18:15 Uhr
Vortrag und Diskussion mit
Frau Prof. Dr. Fornaro
In der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts werden die griechischen Mythen oft in symbolischer Funktion benutzt, darunter die Gestalt der Antigone, Protagonistin der gleichnamigen Tragödie von Sophokles (5. Jh. v.Chr.). Dem Mythos der jungen Frau, die sich allein gegen die Autorität und Grausamkeit des Tyrannen auflehnt, dem unmenschlichen Verbot der Bestattung ihres Bruders zuwiderhandelt und dafür bestraft wird, indem man sie lebend begräbt, war in der deutschen Kultur ein besonderer Erfolg beschieden.
In diesem Vortrag wird es um einen besonderen Aspekt der Antigone-Rezeption gehen: In der deutschen Literatur nach 1945 wurde sie das Symbol des mutigen, aber zum Scheitern verurteilten Widerstands gegen die ungeheuerliche Macht Hitlers. So werden wir Antigone als der Gestalt begegnen, mit der die zum Exil gezwungene jüdische Schriftstellerin Grete Weil (1906-1999) sich identifiziert, deren Mann im KZ Mauthausen ermordet wurde (Meine Schwester Antigone, 1980). Wir werden Antigone als literarische Doppelgängerin von Rose Schlösinger begegnen, die am 5.8.1943 in Plötzensee enthauptet wurde, weil sie Mitglied der Berliner Widerstandsgruppe ‘Rote Kappelle’ war (Rolf Hochhuth, Die berliner Antigone, 1963). Aber wir werden auch sehen, wie die Geste Antigones in einer Erzählung von Elisabeth Langgässer (1899-1950) als Symbol der notwendigen Vergebung und des Mitleids mit allen Kriegsopfern gedeutet wird, gleich auf welcher Seite sie gekämpft haben (Die getreue Antigone, 1947).
Werkstattgespräch am 7. Oktober um 18:15 Uhr
Haus Potsdamer Str. 33, Konferenzraum 3, Treffpunkt an der Bonhoeffer-Büste in der Eingangshalle.
Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten.
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