E. T. A. Hoffmann. Märchen — Politik — Zensur

Unerklärliches und Märchenhaftes, ein Literaturskandal, Politik und Zensur, eine bemerkenswerte Persönlichkeit: Aus diesem Stoff weben die Staatsbibliothek zu Berlin und die bildenden Künstler Häfner aus Nürnberg eine Ausstellung zu Ehren von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann — Jurist, Komponist, Kapellmeister, Musikkritiker, Zeichner, Karikaturist — und stets auch Schriftsteller. Er lebte von 1776 bis 1822, war u. a. Regierungsrat in Warschau, Musikdirektor in Bamberg, Dirigent in Dresden und Leipzig, Richter am Kammergericht Berlin. Zu seinen bekanntesten schriftstellerischen Werken gehören „Die Elixiere des Teufels“, „Klein Zaches, genannt Zinnober“, „Die Serapionsbrüder“, „Lebensansichten des Katers Murr“ und „Meister Floh“, zu seinen kompositorischen die Oper „Undine“, zu der de la Motte Fouqué das Libretto schrieb.
Anlass für die Präsentation im Roten Rathaus ist das Ende eines Literaturskandals vor einhundert Jahren, der Skandal hatte bis dahin 86 Jahre gedauert: In seinem letzten Lebensjahr, 1822, schrieb E.T.A. Hoffmann die Erzählung „Meister Floh“. Hoffmann, damals Kammergerichtsrat im Dienst Preußens, hatte in der Erzählung einige Umstände der Aufklärung des Mordes am Dichter August von Kotzebue im Jahr 1819 parodiert. Schon bald befassten sich Justizstellen des preußischen Staates, gar König Friedrich Wilhelm III. persönlich, mit dem Werk und veranlassten seine Zensur. Im April 1822 erschien die Erstausgabe von „Meister Floh“ — darin fehlten einzelne Passagen, insgesamt drei Manuskriptseiten. Das gleichzeitig beginnende Disziplinarverfahren gegen Hoffmann wurde nach seinem Tod Ende Juni 1822 eingestellt. Zum ersten Mal vollständig gedruckt wurde das Werk erst im Jahr 1908.
Gezeigt werden Dokumente aus den reichen Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin. Der Schwerpunkt liegt auf Briefen E. T. A. Hoffmanns, die er an Freunde und Verleger richtete, darunter an Friedrich de la Motte Fouqué, den Schauspieler und Regisseur Ludwig Devrient, die Verleger Wilmans und Kunz, an Adalbert von Chamisso und andere. Ergänzt werden die Briefe durch Porträts Hoffmanns und künstlerische Arbeiten der Brüder Johannes und Guido Häfner.
Die Brüder Häfner setzen sich seit zehn Jahren mit der Persönlichkeit und dem Schaffen E. T. A. Hoffmanns auseinander. Entstanden sind Graphiken, Skulpturen und Bücher zu der vielschichtigen Person Hoffmann sowie zu seinen märchenhaften literarischen Figuren. Viele Arbeiten der Häfners wurden bereits im In- und Ausland gezeigt. Jetzt bereichern sie die Ausstellung im Berliner Rathaus.
Zum dritten Mal präsentiert die Staatsbibliothek zu Berlin Autographe und andere Dokumente zum Leben und Werk bedeutender Berliner aus ihren Nachlässen und Sammlungen im Berliner Rathaus. Zuvor wurden Leben und Werk von Alexander von Humboldt und der Brüder Grimm vorgestellt.

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