Ausstellung “Rotkäppchen kommt aus Berlin!“

“Rotkäppchen kommt aus Berlin! 200 Jahre Kinder- und Hausmärchen in Berlin“

Eine Ausstellung mit historischen und aktuellen Märchenbüchern, Stücken aus dem Grimm-Nachlass, Theaterpuppen, Lesungen, Führungen


Haus Potsdamer Str. 33, 10785 Berlin
9. November 2012 – 5. Januar 2013
Montag – Samstag 11-19 Uhr, 22.12., 27.-29.12.  11-17 Uhr
sonn- u. feiertags sowie am 24. und 31.12. geschlossen
Eintritt frei
Begleitband zum Spezialthema Kinder- und Hausmärchen, 256 S., 18 €

Die Ausstellung und der Begleitband entstanden in enger Kooperation mit der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin und mit MÄRCHENLAND – Deutsches Zentrum für Märchenkultur.


Als der Berliner Verleger Georg Andreas Reimer im Herbst 1812 zum ersten Mal die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm veröffentlicht hatte, gab es zunächst kaum Anzeichen dafür, dass er einen unaufhörlichen Welterfolg auf die literarische Bühne gehoben hatte. Denn Jacob und Wilhelm Grimm hatten die ab etwa 1806 in verschiedenen Gegenden Deutschlands gesammelten, meist mündlich überlieferten Märchentexte zunächst vorrangig unter literaturwissenschaftlichen Aspekten veröffentlicht. Die umfassend gebildeten Brüder – sie gelten auch als Begründer der Germanistik – hatten die Texte bearbeitet und in 203 Märchen zusammengefasst. Ab etwa 1830 fand der größte Teil der Märchen endlich, nicht zuletzt wegen der neu hinzutretenden Illustrationen, ein immer breiteres Publikum. Seitdem wurden die Märchen in mehr als 160 Sprachen übersetzt und gehören zum Kanon der deutschsprachigen Literatur.

„Rotkäppchen kommt aus Berlin! 200 Jahre Kinder- und Hausmärchen in Berlin“ heißt die Ausstellung, die ab dem 9. November 2012 zwei Monate lang die Berliner Druckgeschichte der von den Brüdern Grimm gesammelten Märchen ebenso beleuchtet wie deren vielfältige Interpretationen mit Illustrationen, Theaterstücken, Vertonungen, Spielen und anderem. Die Kuratoren konnten wesentlich aus den umfangreichen Beständen der Staatsbibliothek zu Berlin schöpfen: Neben der reich bestückten Kinder- und Jugendbuchsammlung, die in großer Dichte auch die nationale und internationale Publikationsgeschichte der Kinder- und Hausmärchen dokumentiert, gibt es hier den Nachlass der Brüder Grimm, sodann Quellen mit musikalischen Interpretationen der Märchen sowie zeitgenössische Karten und Stadtpläne. – Die 150 Exponate der Staatsbibliothek zu Berlin werden durch 50 Stücke von privaten und institutionellen Leihgebern ergänzt, unter ihnen auch Nachfahren der Familie Grimm, die Gegenstände aus dem persönlichen Besitz von Jacob und Wilhelm zur Verfügung stellten.
In der Ausstellung sind zum einen alle zu Lebzeiten der Brüder Grimm erschienenen deutschsprachigen Editionen der Großen Ausgabe der Kinder- und Hausmärchen zu sehen. Aus der Privatbibliothek von Jacob und Wilhelm Grimm, die in der Bibliothek der Humboldt-Universität aufbewahrt wird, wurden 24 Titel ausgewählt, die in Zusammenhang mit ihrer Arbeit an den Kinder- und Hausmärchen stehen und von denen einige handschriftliche Anmerkungen der Brüder Grimm enthalten. Außerdem sind rund 100 in Berlin veröffentlichte Ausgaben der Kinder- und Hausmärchen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart zu sehen. In diesen Berliner Ausgaben spiegelt sich die gesamte Bandbreite der Märchenpublikationen, von ambitionierten verlegerischen Projekten bis zu preiswert hergestellter Massenware.
Unter den in der Ausstellung gezeigten Märchenbüchern wird vermutlich jeder Interessent eben jenes Exemplar entdecken, das die eigene Kindheit begleitete und von den Kindern und Enkeln immer wieder zur Hand genommen wird. Doch wie kam es zum Druck der Erstausgabe? Handschriftliche Dokumente aus dem Nachlass der Brüder Grimm geben Einblicke in die Druckgeschichte der Kinder- und Hausmärchen und in das Leben der Brüder Grimm in Berlin. Sind sind neben Briefen von und an den Verleger Reimer auch ein Tagebuch von Wilhelm und der anrührende Nachruf von Jacob auf Wilhelm zu sehen.
Das Mädchen mit der roten Kappe, Schneewittchen, ihre Zwerge und der Prinz, die kluge Bauerntochter, der Vogel Greif, Hänsel und Gretel, das tapfere Schneiderlein, Jorinde und Joringel und viele andere Protagonisten der Märchen, die zugleich wichtige Identifikationsfiguren für Heranwachsende sind, inspirierten zahlreiche Grafiker, Bildhauer, Komponisten, Tänzer, Regisseure, Sänger, Puppenbauer und andere bildende und darstellende Künstler zu ihrer spezifischen Auseinandersetzung mit den Sujets. Gezeigt werden neben anderem originale Märchenillustrationen von 30 Berliner Künstlern. Ein weiteres Thema der Ausstellung sind Bühnenbearbeitungen und Vertonungen der Märchen. Auf einer Hörinsel werden Beispiele für Vertonungen und ausgewählte Texte als Lesung präsentiert.
Die Ausstellung richtet sich an große und kleine Besucher, daher gibt es auch ein umfangreiches Führungs- und Vorleseprogramm:

  • Die Berliner Märchentage laden vom 12.-16. und vom 19.-23. November Schulklassen in die Ausstellung ein: Zuerst werden Märchen erzählt, danach führen Studierende der Humboldt-Universität zu Berlin durch die Ausstellung. Ein Begleitheft für Kinder vermittelt spielerisch aufbereitete Informationen zur Ausstellung.
  • Am 27. November 2012 und am 5. Januar 2013 führen die Kuratoren jeweils um 17 Uhr durch die Ausstellung.

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband zum Spezialthema Kinder- und Hausmärchen mit Beiträgen von 13 Autorinnen und Autoren, fünf von ihnen forschen an der Humboldt-Universität zu Berlin, vier sind Theater- und Musikwissenschaftlerinnen.

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