Wenn Schriftgötter auf Reformatoren treffen – Friedrich Forssmans 95 Thesen zur Neugestaltung der Lutherbibel
Wenn es um die Neugestaltung der Lutherbibel zum Reformationsjubiläum geht, dann sollte mit dieser Aufgabe schon ein „Schriftgott“ betraut werden – mindestens! Dass dieser allerdings nicht vom Olymp, sondern vielmehr von der Kasseler Wilhelmshöhe herabgestiegen sein muss, legt bereits seine Wahl der Documenta als Schrift für die frisch revidierte „Heilige Schrift“ nahe. Und tatsächlich hat sich Friederich Forssman – der zwar nicht von, aber immerhin im „Cicero“ so bezeichnete Schriftgott aus Kassel – der ebenso ehrenvollen wie herkulischen Herausforderung gestellt, den besonders leicht erkennbaren, weil seit Jahrhunderten kanonischen Buchtypus „Bibel“ einer gestalterischen Verjüngungskur zur Verbesserung von Lesefreundlichkeit und Klarheit zu unterziehen.
Klar ist aber auch, dass sich Friedrich Forssman dabei an jenen Kriterien guter Buchgestaltung messen lassen muss, die er anlässlich seines ersten Auftritts in unserer gemeinsam mit der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Universität Potsdam organisierten Vortragsreihe Die Materialität von Schriftlichkeit benannt hat. Umso mehr freuen wir uns also darauf, diese Überprüfung ebenfalls im Rahmen unseres Dialogs mit der Forschung – so der programmatische Untertitel der auch im Reformationsgedenkjahr fortgesetzten Kooperationsveranstaltung – zusammen mit Ihnen vorzunehmen. Denn Friedrich Forssman wird uns am 7. Februar 2017 ebenso persönliche wie feinsinnige Einblicke in den Prozess der Neugestaltung der Lutherbibel geben – und zwar konsequenterweise in Form von 95. Thesen. Hoffen wir bloß, dass die Glastüren unseres denkmalgeschützten Hauses an der Potsdamer Straße den Abend heil überstehen werden.
Nur dort sind übrigens zeitgleich alle drei lateinischen Ausgaben der inzwischen zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählenden Ablassthesen – vor 500 Jahren gedruckt in Basel, Leipzig und Nürnberg – parallel zu sehen. Denn vom 3. Februar 2017 bis zum 2. April 2017 sowie während des Evangelischen Kirchentags laden wir Sie herzlich ein zu unserer großen Ausstellung BIBEL – THESEN – PROPAGANDA. Die Reformation erzählt in 95 Objekten.
Ganz gleich, ob nun Forssman- oder Luther-Thesen. In beiden Fällen gilt also: solum in Bibliotheca olim Regia Berolinensi.
Ihr Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!