Call for Papers: Orientalische Handschriften in Deutschland – Sammlungsgeschichte im Spannungsfeld von akademischem Wissensdrang, globalem Antiquitätenhandel und imperialem Machtstreben

(for English version see below)

Internationale Konferenz an der Staatsbibliothek zu Berlin vom 29. Juni bis 1. Juli 2022

Sammlungsgeschichte rückt verstärkt in den Fokus der internationalen Forschung, denn aktuelle Debatten zu Orientalismus, Kolonialvergangenheit und Provenienzen erfordern eine differenzierte Betrachtung der Vorgänge, die handschriftlich überliefertes Wissen aus Asien und Afrika in Europas Bibliotheken brachten. Zudem ist die Entwicklung der Sammlungen in Bibliotheken und Forschungseinrichtungen ein Schlüssel zum Verständnis der Geschichte der orientalistischen Fächer und der Geschichte interkultureller Beziehungen.

Die Erschließung orientalischer Handschriften in Deutschland hat dank der datenbankbasierten Erfassung in den vergangenen Jahren nochmals einen erheblichen Aufschwung erfahren. Dabei rücken auch mittlere und kleinere Sammlungen stärker ins Blickfeld. Diese erhöhte Sichtbarkeit ermöglicht völlig neue Perspektiven auf die historische Entwicklung dieser Sammlungen und auf mögliche Querverbindungen.

Themenblock 1: Sammlungsgeschichte

Willkommen sind Beiträge, die sich der Sammlungsgeschichte aus verschiedenen Perspektiven nähern. Neben einem institutionsbezogenen Zugang bieten Akteure, Objekte, Sammlungsrezeption oder -erschließung Ausgangspunkte für Annäherungen an das Thema. Die Frage nach zielgerichtetem oder zufälligem Sammlungsaufbau bei Ankäufen, dem Erwerb von Gelehrtenbibliotheken und der Annahme von Schenkungen ist von Interesse.

Mit der Sammlungsforschung unmittelbar verbunden sind Fragen der Erwerbungsdokumentation, der Erschließung von Provenienzen und der Zugänglichkeit dieser Informationen in Katalogen und Datenbanken sowie der Erhebung und Auswertung relevanter Daten für die Sammlungs- und Provenienzforschung.

Wünschenswert sind Beiträge aus dem Spektrum sämtlicher afrikanischer und asiatischer Schriftkulturen. Eine Kontextualisierung der abendländischen Manuskriptkultur bietet sich ebenfalls an. Es können Themen zu allen Epochen des Sammlungsaufbaus vorgeschlagen werden. Schwerpunkt ist die Entwicklung in Deutschland – aber durchaus im internationalen Kontext.

Themenblock 2: Kontexte

Dieser Themenblock nimmt sozial- und kulturgeschichtliche Fragestellungen zum Ausgangspunkt, die über den Fokus auf konkrete historische Sammlungen hinausgehen. Dazu gehört insbesondere die Marktentwicklung auf globaler und lokaler Ebene sowie ihre politischen und wirtschaftlichen Katalysatoren. Die Ausdifferenzierung der orientalistischen Fächer, Gelehrtennetzwerke und die Entwicklung der wissenschaftlichen Methoden (einschließlich technologischer Entwicklungen wie der Fotografie) sind weitere Kategorien, deren Auswirkung auf die Bestandsentwicklung und die Marktsituation es zu untersuchen gilt. Um die Mechanismen des Transfers von Kulturgut aus Asien und Afrika objektiv einschätzen zu können, scheint auch ein Blick auf den Antikenhandel insgesamt und die Dynamik des gesamten europäischen Kunstmarktes lohnenswert. Willkommen sind Beiträge zu Netzwerken oder einzelnen Akteuren des Handschriftenhandels, zu verschiedenen Formen der Translokation von Handschriften oder auch zur (virtuellen) Rekonstruktion historischer Sammlungen.

BEWERBUNG

Interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler senden bitte ihren Themenvorschlag samt Abstract und Kurzlebenslauf bis 10. August 2021 per Email an:

christoph.rauch@sbb.spk-berlin.de

Die Übernahme von Reisekosten ist für aktiv Teilnehmende geplant.

Eine Information über die Annahme des Themas erfolgt im September 2021.

 

Torsten Wollina und Christoph Rauch (Staatsbibliothek zu Berlin, Orientabteilung / DFG-Projekt „Orient-Digital“)

Ute Pietruschka und Tilman Seidensticker (Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland, Akademie der Wissenschaften zu Göttingen)

 

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Oriental Manuscripts in Germany – Collection History Between the Academic Thirst for Knowledge, Antique Trade Across the Globe, and Imperial Claims to Power

 

International Conference at the Berlin State Library, 29 June – 1 July 2022

International scholarship has recently intensified its focus on collection history, as current debates about Orientalism, colonial pasts, and provenance demand a more nuanced view on the processes that led to the transfer of knowledge contained in manuscripts from Asia and Africa to European libraries. The importance of the study of the development of collections in libraries and research institutions for understanding the history of the “Oriental disciplines” and intercultural relations is slowly beginning to be acknowledged.

During the past few years, digital databases have made Oriental manuscripts in Germany increasingly accessible while also bringing into focus collections of medium and small size. This enhanced visibility enables new perspectives on the historical development of these collections as well as on potential cross-connections.

Topic area 1: Collection history

We welcome contributions that approach collection history from different perspectives. Not only institutions, but also agents, objects, a collection’s reception, or its cataloguing process can serve as starting points for an investigation of the subject. Questions such as whether clear objectives or coincidences played a role in building a collection, handling the acquisition of scholars’ libraries, or accepting donations will be of interest.

Closely related to collection research are matters of acquisition records, provenance documentation, and the accessibility of such information in catalogues and databases, as well as their survey and analysis for research on collection and provenance.

The call covers the entire range of African and Asian script cultures and also allows for contextualising European manuscript culture. All time periods of collection will be considered. The focus is on developments in Germany in a broad international context.

Topic area 2: Contexts

This area takes as its starting point social- and cultural-historical questions that go beyond the focus on actual historical collections. This includes market development on a global and local scale and its political and economic catalysts. The differentiation of the Oriental disciplines, scholarly networks, and development of scientific methods (including technological developments such as photography) present further factors that merit study as regards their impact on the development of collections and the market situation. To afford an objective assessment of the mechanisms of transfer of cultural assets from Asia and Africa, it seems worthwhile to also consider antique trade in general and the dynamics of the European art market in particular.

We welcome contributions on networks or individual agents of manuscript trade, different forms of manuscript translocation, and on the (virtual) reconstruction of historical collections.

SUBMISSIONS

Interested participants are invited to submit a proposal (email only) including a title, a brief abstract and a short CV by 10 August 2021 to christoph.rauch@sbb.spk-berlin.de

Pending funding agreement, the participants’ travel expenses will be covered.

Successful applicants will be notified by September 2021.

 

Torsten Wollina and Christoph Rauch (Berlin State Library, Oriental Department / DFG Project „Orient-Digital“)

Ute Pietruschka and Tilman Seidensticker (Project „Cataloguing Oriental Manuscripts in Germany“, Göttingen Academy of Sciences and Humanities)

 

In Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland

2 Kommentare
    • Christoph Rauch
      Christoph Rauch sagte:

      Vielen Dank für den Hinweis auf den interessanten Blog-Beitrag. In unserem neuen Portal sind die Hsn. des Christianeums auch bereits erfasst.

      Antworten

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