Handschrift der Berliner Staatsbibliothek nach Tel Aviv zurückgegeben
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat heute eine hebräische Handschrift aus der Staatsbibliothek zu Berlin an die Bibliothek „Beit Ariella“ in Tel Aviv zurückgegeben. Es handelt sich dabei um einen 1793 verfassten Talmud-Kommentar, der vor etwa zehn Jahren aus der öffentlichen Bibliothek in Israel gestohlen wurde. Die Staatsbibliothek hatte das Manuskript im Februar 2000 in Unkenntnis dieses Umstands von einem renommierten Antiquar für ihre Orientabteilung angekauft. Dieser hatte es erworben, nachdem es 1999 auf einer Auktion in New York keinen Käufer gefunden hatte.
Nur durch Zufall konnte die Handschrift als die in Tel Aviv vermisste identifiziert werden: Nach dem Erwerb fertigte die Staatsbibliothek zu Berlin für das Institute of Microfilmed Hebrew Manuscripts (IMHM), Jerusalem, routinemäßig einen Mikrofilm der Handschrift an. Bei der Bearbeitung des Films stellte der damalige Leiter dieses Instituts fest, dass bereits ein Mikrofilm der Handschrift in seinem Archiv vorhanden war, der von der Beit Ariella Bibliothek stammte. Eine Überprüfung ergab, dass es sich bei dem in der Staatsbibliothek unter der Nummer Hs. Or. 13533 inventarisierten Manuskript tatsächlich um eines von neun aus der Tel Aviver Bibliothek gestohlenen Büchern handelte. Aufgrund dieser Vorgeschichte der Handschrift, die für die Beit Ariella Bibliothek von großem historischem, kulturellem und emotionalem Wert ist, entschied die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Werk so rasch wie möglich zurückzugeben
Die Handschrift „Sefer Avodat ha-Levi“
Der Talmud-Kommentar „Sefer Avodat ha-Levi“ wurde 1793 in Berlin von Israel Yehuda ben Uri Segal Reis verfasst. Die 184 Blatt umfassende Handschrift ist mit einem dekorierten Titelblatt versehen, was für einen Talmud-Kommentar wie für andere hebräische theologische Schriften wegen des Bilderverbots nach jüdischem Gesetz nicht üblich war. Neben der kolorierten figürlichen Illustration selbst ist die Nennung des Illustrators eine Besonderheit. Sein Name steht in lateinischer und hebräischer Schrift (Cossman Riess / Kosman Riess Halevi) unterhalb der Säulen des gemalten Torbogens, der das Hauptmotiv der Titelseite bildet.
Die Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin
Die Staatsbibliothek zu Berlin ist die größte wissenschaftliche Universalbibliothek Deutschlands. Die Sammlungen ihrer Orientabteilung gehören zu den bedeutendsten ihrer Art in Europa. Mit etwa 600.000 Bänden Druckschriften und einem umfangreichen Zeitschriftenbestand bieten sie herausragendes Primär- und Sekundärmaterial zu allen Aspekten Afrikas und Asiens (außer Ostasien). Zu ihrem Aufgabenbereich zählt daher unter anderem die Erwerbung und Erschließung von Literatur aus und über Israel (sowie Hebraistik und Judentum allgemein). Besondere Beachtung verdienen jedoch die Handschriftensammlungen, die einmalige Originale von Afrika bis Ost- und Zentralasien ebenso umfassen wie eine der größten Sammlungen von Handschriftenkopien auf Mikrofilm weltweit. Deutschlandweit besitzt die Staatsbibliothek zu Berlin den größten Bestand an hebräischen Handschriften.
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