Werkstattgespräch zur Sexualerziehung in Deutschland 1900 bis 1980 am 20.9.

Wissenswerkstatt
Empfängnisverhütung in der Sexualerziehung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, 1900-1980
Werkstattgespräch mit Dr. Lutz Sauerteig (Durham University, UK)
2016 Stipendiat im Stipendienprogramm der SPK

Dienstag, 20. September
18.15 Uhr
Schulungsraum im Lesesaal, Haus Potsdamer Straße
Treffpunkt in der Eingangshalle (i-Punkt)

Eintritt frei, Anmeldung erbeten

 

Fortpflanzung ist eines der zentralen Themen in der Sexualaufklärung für Kinder und Jugendliche. Gleichzeitig ist es auch ein problematisches Thema, das Sexualerziehern über Jahrzehnte hinweg Kopfschmerzen bereitet hat. Zwar sollten Jugendliche auf ihre Rolle als zukünftige Mütter oder Väter vorbereitet werden und eine positive Einstellung zu Schwangerschaft und Familie entwickeln. Aber man wollte keinesfalls ihre Aufmerksamkeit frühzeitig auf Sexualität lenken. Bis in die 1960er Jahre hinein zielte Sexualerziehung daher darauf, junge Menschen vor den Gefahren nichtehelicher Sexualität zu warnen. Von Empfängnisverhütung war daher in der Sexualaufklärung kaum oder nur in einem äußerst negativen Sinne die Rede.

Dies änderte sich in den 1960er Jahren, als sich sowohl die sexualmoralischen Vorstellungen wie auch das Sexualverhalten von Jugendlichen wandelten. Wie der Vortrag anhand von Beispielen aus Aufklärungsbüchern und Artikeln in Jugendzeitschriften zeigen wird, begannen Sexualerzieher nun eine neue Moral zu propagieren. Diese neue Moral basierte auf dem Prinzip, dass gleichberechtigte Partner sich über alle Fragen ihres Sexuallebens miteinander zu verständigen hatten, einschließlich der Verhütung. Die ‘Verhandlungsmoral‘ gestattete Jugendlichen einvernehmliche sexuelle Beziehungen, übertrug ihnen aber gleichzeitig die Verantwortung für die Folgen ihres Handelns. Jugendliche hatten, bevor sie sexuelle Beziehungen eingingen, sowohl die Techniken und Praktiken der Empfängnisverhütung wie auch die Prinzipien der Verhandlungsmoral zu erlernen. Sie wurden dabei von einer Vielzahl von Aufklärungsmaterialen unterstützen, die sie über Verhütung informierten und ihnen Skripte für das Aushandeln sexueller Beziehungen lieferten.

Während die sogenannte sexuelle Revolution der späten 1960er Jahre gewöhnlich im Kontext von Liberalisierung und mehr Freiheit gesehen wird, wird der Vortrag einen anderen Schwerpunkt setzen und die Kosten der neu gewonnenen Freiheit betonen.

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