Fotojournalistisches Werk Abisag Tüllmanns online
bpk-Bildagentur startet neue Website zum fotojournalistischen Werk Abisag Tüllmanns – 10.000 digitale Ansichten von Originalabzügen, Rückseiten, Kontaktbögen, Farbdias und Dokumenten aus 40 Jahren
Zum 85. Geburtstag der Fotografin Abisag Tüllmann (1935-1996) startet die bpk-Bildagentur am 7. Oktober 2020 mit der neuen Abisag Tüllmann Website: www.bpk-archive.de/tuellmann
Die Online-Präsentation bildet den Abschluss eines umfassenden Projektes. Mit finanzieller Unterstützung der Abisag Tüllmann Stiftung wurde der pressefotografische Nachlass Tüllmanns im Archiv der bpk-Bildagentur der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in den vergangenen 3,5 Jahren erschlossen und digitalisiert.
Insgesamt sind ca. 10.000 digitale Ansichten auf der neuen Website online verfügbar. Diese bietet über drei Hauptkategorien – Zur Person, Zum Werk, Zum Nachlass – einen Einstieg in das fotojournalistische Werk Tüllmanns. Neben biografischen Informationen, einer Bibliografie und einem Verzeichnis der Ausstellungen öffnen speziell entwickelte Themendossiers den Zugang zum Werk.
Die Besonderheiten eines analogen pressefotografischen Archivs mit entsprechenden Findmitteln werden in der Rubrik „Zum Nachlass“ näher beleuchtet. Dabei geht es auch um den Kontext der fotografischen Produktion und der bildjournalistischen Praxis, die seit Tüllmanns Anfängen in den späten 1950er Jahren einen rasanten Wandel durchlaufen haben. Ein weiteres, ambitioniertes Ziel des Projektes war es, Fotografie als Bildquelle und Objekt gleichermaßen zu berücksichtigen. Die Online-Präsentation zeigt daher neben den Bildmotiven auch die Objekteigenschaften der Fotos anhand exemplarischer Rückseiten, Varianten eines Motivs mit unterschiedlichen Tonwerten und publizierten Abbildungen von Fotografien.
Abisag Tüllmann zählt zu den bedeutendsten deutschen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr umfangreiches Werk repräsentiert über vier Jahrzehnte politisches Zeitgeschehen, alltägliches und kulturelles Leben. Als freiberufliche Bildjournalistin war sie von 1958 bis zu ihrem Tod für über 100 Zeitungen und Zeitschriften tätig – u.a. für den Spiegel, Die Zeit, die FAZ und die Frankfurter Rundschau. Ihr Blick richtete sich auf die gesellschaftspolitischen und kulturellen Ereignisse ihrer Zeit, wobei ihr Augenmerk besonders auf den Bedingungen des menschlichen Zusammenlebens und der gesellschaftlichen Randgruppen lag. In den 1970er Jahren waren es die internationalen Befreiungsbewegungen und die damit einhergehenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen u.a. in Algerien, Rhodesien/Simbabwe und in Südafrika, die sie intensiv verfolgte und fotografisch dokumentierte. Mehrere Reisen führten sie in den 1980er Jahren als kritische Beobachterin und Dokumentarin nach Israel.
„Im Gegensatz zum schnellen, entlarvenden Bildjournalismus, zur anklagenden Sozialreportage oder zur nüchternen Dokumentarfotografie zeugen die in Ausstellungen und Publikationen veröffentlichten Bilder vom Respekt und der Anteilnahme, die Tüllmann von ihr Porträtierten entgegenbringt und sind doch dezidiert politisch.“ (Martha Caspers: Sehen – Hinsehen. Einblick ins Werk Abisag Tüllmanns. In: Abisag Tüllmann 1935-1996. Bildreportagen und Theaterfotografie, Frankfurt 2011, S. 11)
Neben ihrer bildjournalistischen Tätigkeit widmete Abisag Tüllmann sich seit 1962 der Theaterfotografie und prägte mit ihrem eigenen Stil die Wahrnehmung großer Bühnen im In- und Ausland. Im Mittelpunkt stand ihre künstlerische Zusammenarbeit mit Claus Peymann, dessen Inszenierungen sie fast 30 Jahre fotografisch begleitete. Das mehr als 200 Bühnenwerke umfassende Theaterarchiv wurde noch zu Lebzeiten der Fotografin vom Deutschen Theatermuseum München angekauft.
Der reportage- und porträtspezifische Teil des Fotoarchivs wurde bereits 1997 mit allen Rechten von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz für das bpk-Bildarchiv erworben. Dieses Archiv ist ebenso umfangreich wie inhaltlich vielfältig. Es umfasst mehr als 56.000 Original-Abzüge, über 8.500 Negativfilme, ca. 25.000 Farbdias und ergänzende Sammlungsmaterialien, die während des Projektzeitraums gesichtet und in Auswahl digitalisiert wurden.
Mit der Website www.bpk-archive.de/tuellmann ist eine virtuelle Präsentation entstanden, die das Werk in seiner Vielfalt bekannter machen möchte, alle Interessierten zur weiteren Auseinandersetzung mit der fotografischen Arbeit Abisag Tüllmanns einlädt und das Werk für die Forschung öffnet.
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