Ausbildung in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin
Die Staatsbibliothek zu Berlin hat neben den Hauptabteilungen auch acht Sonderabteilungen, deren Kennenlernen Teil unserer Ausbildung ist.
Durch die Ausbildungsabschnitte in den Sonderabteilungen kann ein guter Einblick in die Bearbeitung von besonderen Materialien gewonnen werden, wie zum Beispiel Handschriften, die in der Staatsbibliothek gesammelt, aufbewahrt und zugänglich gemacht werden.
Im Sommer 2020 erhielt ich die Möglichkeit, die Arbeit mit den Beständen der Handschriftenabteilung aus nächster Nähe zu erfahren.
Die Handschriftenabteilung ist die zweitälteste Abteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, wobei schon mit Gründung der Bibliothek 1661 Handschriften erworben wurden. Die Sammlung umfasst mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften sowie Autographen, Inkunabeln und Nachlässe. Durch Handschriftenkataloge und speziell durch den Handschriftenkatalog aus der Gründungszeit der Bibliothek kann man nachvollziehen, welche Handschriften zu welcher Zeit erworben worden sind. Zusätzlich zu den Handschriftenkatalogen wurden sogenannte Akzessionsjournale eingeführt, in welchen festgehalten wurde, wann, wie und von wem eine Handschrift erworben wurde.
Meine ersten Wochen habe ich im Referat „Abendländische Handschriften“ verbracht.
Zwei große Bestandteile bilden die Sammlungen von Hamilton und Philipps. Hamilton war ein schottischer Adliger, der viele Handschriften erwarb, wobei er diese in ihrer Aufstellung nicht sprachlich voneinander trennte.
Philipps war ein englischer Adliger und erwarb Zeit seines Lebens etwa 60.000 Handschriften, darunter die kompletten Meermanniana. 700 Meermanniana befinden sich im Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin, wobei sich herausstellte, dass es sich bei den Meermanniana um Handschriften der Pariser Jesuiten handelt.
Für die Digitalisierten Sammlungen habe ich für verschiedene Handschriften eine Gliederung erstellt, um den Nutzer*innen die Handhabung der Digitalisate zu erleichtern.
Als nächstes war ich im Inkunabel-Referat tätig. Die Staatsbibliothek besitzt heute etwa 4.600 Inkunabeln (darunter viele Unikate).
Die Bedeutung von Inkunabeln für die Bibliothek wurde erst im 19. Jahrhundert erkannt. 1903 wurde dann damit begonnen, Inkunabeln separat vom Hauptbestand aufzustellen.
Bei der Arbeit mit Inkunabeln findet neben der Erschließung auch eine Bestimmung des Druckers statt. Um den Drucker einer Inkunabel bestimmen zu können, gibt es die sogenannte Typenbestimmung, die folgende Frage klärt: „Wer hat die Inkunabel zu welchem Zeitpunkt gedruckt?“. Damit diese Frage beantwortet werden kann, benötigt ein Typenbestimmer*in Einblick in die Inkunabel. Die Identifizierung des Druckers ist am besten an den Buchstaben M und Q möglich.
Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Bestimmung eines Druckers ist die Typentafel:
Ich durfte selbst an einer Inkunabel eine Typenbestimmung vornehmen und erhielt somit einen guten Einblick in die Arbeiten einer/eines Typenbestimmerin bzw. Typenbestimmers.
Die letzten Wochen des Ausbildungsabschnitts verbrachte ich im Referat „Nachlässe und Autographen“. Das Referat umfasst drei große Gebiete: Nachlässe und Autographen, Verlagsarchive, und eine graphische Sammlung.
Das Gebiet „Nachlässe und Autographen“ umfasst circa 1.300 Nachlässe mit 300.000 bis 400.000 Einzelbriefen. Die Nachlässe und Autographen decken inhaltlich die verschiedensten thematischen Schwerpunkte (Technik, Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften usw.) ab.
Ein noch relativ junges Sammlungsinstrument des Referats stellen die Verlagsarchive dar, welche erst seit 10 bis 15 Jahren bestehen. Bestandteile eines Verlagsarchivs können unter anderem Korrespondenzen zwischen einem Verlag und den ihm angehörenden Autor*innen sein.
Zu den Graphischen Sammlungen gehören Porträts, Exlibris, eine Kunstsammlung (bestehend aus Büsten, Statuen und Gemälden) und Menükarten.
Ich habe vor allem mit der Porträtsammlung gearbeitet, hierbei lernte ich einige Persönlichkeiten kennen, die zu ihrer Zeit hohe Ämter bekleideten, und erfuhr über mir bereits bekannte Personen viele neue interessante Fakten.
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