Ausstellung vom 6. Dezember 2002 – 18. Januar 2003: Die Mendelssohns in Italien

Fanny Hensel, die berühmte Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, pflegte ihre Erinnerungen an nahe Verwandte und Freunde – Zeichnungen, Texte, Noten – in Alben zu bewahren. Eines dieser Alben legte das Ehepaar Hensel nach einer Rückkehr aus Italien an und betitelten es mit “Reise-Album 1839-1840″, welches im Mittelpunkt der jetzt eröffneten Ausstellung steht.

Im Jahr 1841 wählte die Komponistin Fanny Hensel aus ihren in Italien und kurze Zeit später entstandenen Kompositionen 18 Werke (Klavierstücke, Lieder, Duette und Quartette) aus und notierte diese mit großer Sorgfalt auf verschiedenfarbigen Papieren. Ihr Mann Wilhelm Hensel, der preußische Hofmaler, fügte auf der jeweils ersten Seite einer Komposition eine Vignette hinzu. Die kleinen Bleistiftzeichnungen entsprechen den Inhalten der jeweiligen Kompositionen, den Titeln der Klavierstücke oder den Texten der Gesangstücke – als Erinnerung an die Stimmung und das Umfeld bestimmter Situationen während der Reise. Dieses sehr persönliche Reise-Buch war bis zu seinem Ankauf durch die Staatsbibliothek zu Berlin im Jahr 1999 nahezu unbekannt. Da das Album für die Restaurierung auseinander genommen werden musste, ist es jetzt möglich, in der Ausstellung jene elf Stücke, die deutlich auf Italien bezogen sind – auf Venedig, Rom und Neapel -, gleichzeitig zu zeigen. Das Reise-Album 1839-1840 ist ein einzigartiges Zeugnis für die künstlerische Kultur in der Familie Mendelssohn; und auch die Verbindung von bildender Kunst und Musik in dieser Art ist ausgesprochen selten.

Zu den schönsten Stücken der Ausstellung gehört ein Aquarell von der Hand des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, welches sich heute noch im Besitz seiner Nachfahren in England befindet und jetzt erstmalig auf dem Kontinent gezeigt wird: die Ansicht der “Casa di Don Tommaso” auf der Insel Ischia. Von Neapel aus hatte der Komponist 1831 zusammen mit befreundeten Malern einen mehrtägigen Ausflug auf die Insel unternommen, wo die kleine Reisegruppe in der bei damaligen Touristen berühmten Herberge Casa di Don Tommaso ein Unterkommen fand. Mendelssohn fertigte hier eine Bleistift-Zeichnung an, nach der er einige Jahre später das Aquarell schuf – wahrscheinlich ein Geschenk für einen seiner nächsten Verwandten.

Wie so viele ihrer Zeitgenossen begeisterten sich auch die Mitglieder der berühmten Berliner Familie Mendelssohn und deren nahe Verwandte zu Beginn und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts für Italien. Nicht allein zu Studien- und Bildungszwecken sondern auch, um sich vom Flair des europäischen Südens inspirieren zu lassen, unternahmen sie zahlreiche Reisen dorthin. Unter ihnen waren die beiden Komponisten Fanny Hensel und ihr Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy, später seine Witwe Cecilé Mendelssohn Bartholdy, der Geograph Benjamin Mendelssohn, der spätere preußische Hofmaler Wilhelm Hensel und im Auftrag der Familien-Bank der junge Paul Mendelssohn-Bartholdy.

Im Archiv der Familie Mendelssohn, das an die Staatsbibliothek zu Berlin angegliedert ist, finden sich zahlreiche Skizzen und Zeichnungen, Tagebuchaufzeichnungen, Noten-Autographe,  Musikdrucke und Briefe zu den Reisen der Familie. Eine Auswahl hieraus wurde jetzt für die Ausstellung „Die Mendelssohns in Italien“ zusammengestellt und durch weitere Dokumente aus dem Familienbesitz ergänzt. Weitere Stücke hat auch die Bodleian Library in Oxford zur Verfügung gestellt: zwei Sizzenbücher des Komponisten, die erkennen lassen, dass er ein hervorragender Zeichner gewesen ist. Aus ihnen werden Ansichten aus Venedig und von Amalfi von hoher künstlerischer Qualität gezeigt.


Daten zur Ausstellung

„Die Mendelssohns in Italien“ – Ausstellung des Mendelssohn-Archivs der Staatsbibliothek
6. Dezember 2002 – 18. Januar 2003
Ausstellungsraum, Haus Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin
Mo‑Fr 10-19 Uhr, Sa 10‑17 Uhr; am 23., 27., 28., 30.12.2002 10‑17 Uhr; sonn‑ und feiertags sowie am 24. und 31.12.2002 geschlossen

Eintritt frei

Katalog mit 116 Seiten, zahlreichen Abb., in der Ausstellung 22 Euro, danach 32 Euro

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