Citizen Science in der Stabi: Von Freunden und Feindflugblättern
An der Stabi startete die Abteilung Handschriften und Historische Drucke in Kooperation mit dem Verein der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin in diesem Jahr ein Citizen Science Projekt zum Thema Kriegsflugblätter aus dem 2. Weltkrieg.
Das Kriegsflugblatt, häufig auch Feindflugblatt, wurde im Zweiten Weltkrieg von allen Nationen, ihren Kriegsministerien und Geheimdiensten, als Propagandamittel eingesetzt. Die Propaganda hatte vor allem die Beeinflussung, Verunsicherung und Demoralisierung des Kriegsgegners zum Ziel. Zu diesem Zweck wurden die Flugblätter in den vom Feind besetzten Gebieten und hinter den Fronten abgeworfen. Neben Texten umfassten die Flugblätter Karikaturen, Fotomontagen, aber auch Passierscheine. Sprache, Sicht- und Ausdrucksweise der Flugblätter wurden der jeweiligen Zielgruppe angepasst. Die Kriegsflugblätter liegen daher vor allem in deutscher, englischer, französischer und russischer Sprache vor.
Die Sammlung der Kriegsflugblätter aus dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) bildet mit ca. 25.000 Blatt den größten Teilbestand innerhalb der Flugblattsammlung des 20. Jahrhunderts der Staatsbibliothek zu Berlin. Etwa 10.000 Blatt sind im StaBiKat nachgewiesen und für Benutzer und Benutzerinnen recherchierbar. Es bleiben aber Tausende von Flugblättern, die über andere Hilfsmittel wie zum Beispiel gedruckt vorliegende Bibliographien ermittelt werden müssen. Um diese Situation zu verbessern, hat sich die Stabi Ende letzten Jahres ehrenamtliche Unterstützung beim Verein der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin gesucht und sechs Mitglieder haben die Herausforderung angenommen! Eine Erschwernis und zugleich ein Bonus: die Flugblätter liegen nicht digital vor und sind als Sondermaterialien nicht für die Ausleihe außer Haus freigegeben, sodass die Originale in der Stabi direkt in die Hand genommen werden dürfen. Dabei ausdrücklich erwünscht: sich auch mal am Material festzulesen!
Die Freiwilligen recherchieren und tragen also Informationen zu noch nicht im Online-Katalog erfassten Flugblättern zusammen, sodass Mitarbeiter:innen der Abteilung Handschriften und Historische Drucke diese im Anschluss zu Titelnachweisen im StaBiKat weiterverarbeiten können. Auf diese Weise konnten in diesem Sommer bereits die ersten Flugblätter aus britischer Herausgeberschaft und adressiert an deutsche Soldaten mit einem Nachweis in den StaBiKat eingebracht werden und vereinfachen den Zugang zu dieser stark nachgefragten Sammlung. Ein weiterer Nebeneffekt aus dem Projekt: die behandelten Sammlungssegmente können gleichzeitig von den Mitarbeiter:innen der Stabi auf Vollständigkeit überprüft werden.
Sie sind neugierig geworden? Dann schauen sie doch gleich in unserem StaBiKat vorbei. Unter diesem Suchlink aktualisieren sich nach und nach die durch das Projekt neu nachgewiesenen Flugblätter!
Sie möchten die Flugblätter für Ihre Forschungen einsehen? Auch das ist kein Problem, die Flugblätter aus den Sammlungen der Staatsbibliothek können in den Raralesesaal zur Einsicht bestellt werden. Hier geht es zu weiteren Informationen zur Flugblattsammlung des Zweiten Weltkriegs und hier zur Einblattdrucksammlung der Staatsbibliothek zu Berlin insgesamt.
Sie möchten sich auch ehrenamtlich in der Stabi engagieren? Hier finden Sie nähere Informationen zu Stabi Gemeinsam.
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