Claudio Abbados berufliche Korrespondenz wird in Kalliope erschlossen
Am 20. Januar 2024 jährt sich zum zehnten Mal der Todestag des Dirigenten Claudio Abbado, der von 1989 bis 2002 als Chefdirigent des Berliner Philharmonischen Orchesters maßgeblich das Musikleben Berlins mitgestaltet hat. Große Teile seines musikalischen Nachlasses wurden daher von den Erben im Jahr 2016 der Staatsbibliothek zu Berlin übergeben.
In den vergangenen Jahren wurde zunächst Abbados Notenbibliothek mit rund 1700 Musikdrucken, die er häufig intensiv annotiert hat, im Stabikat erschlossen und – soweit unter urheberrechtlichen Aspekten möglich – auch digitalisiert zugänglich gemacht. Ebenso sind die musikwissenschaftlichen Fachbücher aus Abbados Besitz mittlerweile im Stabikat nachgewiesen.
Vor wenigen Wochen startete nun ein weiteres, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Teilprojekt, in dessen Rahmen bis Januar 2025 die berufliche Korrespondenz Abbados mit rund 9.000 Briefen und Schriftstücken in der Datenbank Kalliope erschlossen und recherchierbar gemacht wird. Ergänzend können in diesem Projekt sämtliche Schriftstücke von Claudio Abbado und seiner Hauptassistentin Brigitta Grabner mit Einwilligung der jeweiligen Erben digitalisiert und zusammen mit den Notenbänden in den Digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin online zugänglich gemacht werden.
Auch wenn die Erschließung dieses umfangreichen Korrespondenznachlasses momentan erst am Anfang steht, ist bereits jetzt zu erkennen, dass dieser nicht nur Abbados Tätigkeit als Dirigent dokumentiert, sondern sich hier in großer Breite unterschiedliche Aspekte seines Lebens und Wirkens niederschlagen. Neben dem musikalischen Alltagsgeschäft wie Fragen zur Verpflichtung von Solisten, Einladungen von Orchestern an Abbado, Planungen von Proben- und Aufführungsterminen und ähnlichem stehen auch freundschaftliche Kontakte zu anderen Musikern, zu Künstlern aus anderen Gebieten, zu Politikern und zu Mäzenen.
Weitere Korrespondenzen berühren Projekte, die Abbados Engagement für gesellschaftliche Themen entspringen. So reflektieren etliche Briefe und Dokumente seine auf verschiedenen Ebenen vorgetragenen Initiativen, durch niederschwellige Angebote auch bildungsferne Kinder und Jugendliche an Orchestermusik heranzuführen. Ebenso finden Projekte zu Natur und Umweltschutz, die Abbado initiierte oder unterstützte, ihren Niederschlag in dieser Korrespondenz, darunter der mit dem befreundeten Architekten Renzo Piano entwickelte Plan, in seiner Geburtsstadt Mailand 90.000 Bäume anzupflanzen, der freilich an finanziellen und organisatorischen Hindernissen scheiterte, sowie die – wiederum mit Renzo Piano diskutierte – Gestaltung eines Parks auf seinem Anwesen in Alghero auf Sardinien. Weitere Facetten eröffnen die Briefe, die Abbado von begeisterten Besuchern seiner Konzerte erhielt, sowie Zuschriften, die ihn nach seiner im August 2013 erfolgten Ernennung zum „Senatore a vita“ durch den italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano erreichten.
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