Das 18. Jahrhundert wird lebendig!
Welche Vorstellungen haben wir vom Leben im 18. Jahrhundert und wodurch werden sie geprägt? Neben musealen Gegenständen, Gebäuden, Parks und anderen Hinterlassenschaften (denken wir nur an die Musik) sind es vor allem die papiernen Kulturgüter, die Einblicke in das damalige Leben gewähren. Die Staatsbibliothek besitzt nicht nur herausragende Musikalien, Handschriften und Karten aus dieser Zeit, sondern auch eine der umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen Historischer Drucke dieser Zeit. Aus diesem Grund nimmt sie seit 2009 an dem kooperativen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt VD 18 teil. Gemeinsam mit anderen Bibliotheken Deutschlands entsteht ein „Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 18. Jahrhunderts“, das zugleich als Nationalbibliographie und digitale Bibliothek firmiert. Wer bibliographische Recherchen über den bereits redigierten und digitalisierten Projektbestand (150.000 Titel) der beteiligten Bibliotheken durchführen möchte, dem sei die VD18-Datenbank empfohlen. Möchte man sich durch die digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek bewegen und digitalisierte Drucke des 18. Jahrhunderts erkunden, dann ist man hier an der richtigen Adresse. Über 20.000 Werke können hier bereits durchsucht und gelesen werden. Rasch fällt auf, dass unsere Schwerpunkte bei Sprachen / Literaturen, der Theologie und der Rechtswissenschaft liegen.
Ein Blick auf die unterschiedlichen Gattungen der digitalisierten verzeichneten Drucke ergibt folgendes Bild:
Gelegenheitsschrift (davon 1/3 Funeralschriften) | 26 % |
Universitätsschrift, Dissertation, Schulschrift | 19 % |
Verordnung, Edikt, Amtsdruckschrift | 8 % |
Lied oder Liedersammlung, Lyrik | 15 % |
Roman, Schauspiel, Komödie, Tragödie, Traktakt | 7 % |
Flugschrift, Streitschrift, Kolportageliteratur | 13 % |
Diese und andere Gattungsbegriffe kann man auch für die Suche heranziehen. Beispielsweise erhält man nach Eingabe der Suchanfrage „genre_aad:verordnung“ 1.345 Treffer im SBB-VD18-Bestand, darunter auch die Verordnung wegen besserer Einrichtung der Backöfen in den Dörfern der Churmark : De Dato den 16ten April 1794 oder auch Anweisung wie gute Maulbeer-Baum-Hecken mit dem besten Fortgang anzulegen, und nützlich zu gebrauchen sind von 1768.
Neben der Imagedigitalisierung werden ebenso Strukturdaten erfasst, die die Suche nach Kapitelüberschriften oder speziellen buchkundlichen Gesichtspunkten (Kupfertitel, Druckermarke u.a. – z.B. type:bookplate) gestatten. Auch die Suche nach illustrierten Werken ist möglich (type:illustration). Derzeit sind 1.741 Werke im VD18-Segment der Staatsbibliothek illustriert, beispielsweise auch Des Berühmbten Italiaenischen Kunst Mahlers Josephi Mariae Mitelli von Bologna Curioses Grosses Bilder-Alphabet oder Die vorzüglichsten Sing-Vögel Teutschlands mit ihren Nestern und Eyern nach der Natur abgebildet und aus eigener Erfahrung beschrieben.
Die Staatsbibliothek zu Berlin ist vor kurzem in den zweiten Abschnitt der Projekthauptphase eingetreten und beabsichtigt, in den kommenden zwei Jahren weitere 10.000 Titel zu digitalisieren.
Wer mehr über das Projekt und seine bibliothekarischen Hintergründe erfahren möchte, sei auf den Artikel Das VD 18 – Aufklärung gefällig? im Bibliotheksmagazin 2/2016, S. 53ff. verwiesen.
[Text von Maria Federbusch.]
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