„Keine Ausstellung im klassischen Sinne“. Making-of Druckerschwärze | Roter Stern

Bülent Altin baut das Pentagon. Staatsbibliothek zu Berlin-PK. Lizenz: CC BY-NC_SA 3.0

Was wird hier gebaut? Warum werden die Säulen verkleidet? Die Fragen der vorbeikommenden Bibliotheksbenutzer zeugen weniger von Neugier, eher von der Verbundenheit mit ‚ihrer‘ Bibliothek, in deren Foyer im Haus Potsdamer Straße bauliche Aktivitäten stattfinden. So kommt es, dass Bülent Altin und Johannes Till, die beide in der Tischlerei der Bibliothek arbeiten, neben den Aufbauten für die Ausstellung auch Auskunftsdienste leisten müssen. Verkleidet werden die Säulen nämlich tatsächlich. Sie spielen in den nächsten Wochen eine bedeutende Rolle in der Ausstellung der Staatsbibliothek zum Jubiläumsjahr der Revolution von 1918.

Eine Säule wird zur Litfaßsäule. Staatsbibliothek zu Berlin-PK. Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0

Erste Ideen für eine Ausstellung gab es schon vor einem Jahr. Können wir einen Beitrag zum Revolutionsjubiläum leisten? Mit welcher Idee für eine Ausstellung könnten wir uns aus der Menge der Angebote abheben? Die Kuratoren Jens Prellwitz, Fachreferent für Geschichte, und Larissa Schmid, Referendarin, haben sich bewusst gegen eine Zusammenstellung von Büchern in Vitrinen entschieden, es sollte keine Ausstellung im klassischen Sinne werden. Mit Blick auf ein besonderes Bestandssegment, die Sammlung von ‚Flugblättern und kulturhistorischen Einblattdrucken‘ (und vielleicht auch schon mit einem Gedanken an die vielen Säulen im Foyer des Hauses Potsdamer Straße) wurde die Idee geboren, politische Aufrufe sozusagen in ihrer natürlichen Umgebung, nämlich an ‚Litfaßsäulen‘ zu zeigen. Damit ist die Sache klar, die tragenden Säulen im Foyer übernehmen für die Ausstellung die Aufgaben von Litfaßsäulen! Unkommentiert, aber sorgfältig ausgewählt und zusammengestellt, geben die Nachdrucke der Flugblätter den Betrachtern die Möglichkeit, das Geschehen im Jahr 1918 genau so zu betrachten, wie die zeitgenössischen Leser es gesehen haben. Nachdrucke? Aber ja! Einfacher wäre es natürlich gewesen, die Aufrufe direkt an die Säulen zu kleben. Da unsere Bestände aber auch für kommende Generationen noch zur Verfügung stehen sollen, kam diese nahe liegende Lösung nicht in Frage.

Gänzlich mit den Flugblättern alleine gelassen werden die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung nicht. Eine zentrale, fünfeckige Säule erläutert die komplexen Vorgänge rund um die Entstehungszeit der ausgestellten Aufrufe und setzt die Exponate in Bezug zu den historischen Abläufen in Berlin, Braunschweig, München und Weimar.

Jens Prellwitz bei der Auswahl der Flugblätter. Staatsbibliothek zu Berlin-PK Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0

Fehlte noch ein revolutionäres Design. Sandra Caspers, Graphikerin in der Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, hat sich hier von einem guten, roten Stern leiten lassen. Er weist überall auf die Ausstellung hin und verbindet vor Ort die Säulen zu einem virtuellen Ausstellungsraum. Erst das Ausstellungsdesign macht die Ausstellung wirklich sichtbar. Bis die erste Idee dann tatsächlich zu etwas geworden ist, was sich eröffnen und betrachten lässt, dazu sind noch viele weitere Mitarbeitende und Arbeitsschritte notwendig. Klebt das rote Band auf dem denkmalgeschützten Natursteinboden und lässt es sich rückstandsfrei wieder abziehen? Sind alle Ausstellungsmaterialien auch unter dem Gesichtspunkt des Brandschutzes ausgewählt und wie berechnet man den Winkel, in dem Gipskartonplatten geschnitten werden müssen, damit sie ein Fünfeck ergeben – spannende Fragen, mit denen auch wir am Anfang unserer Arbeiten nicht gerechnet hatten und die von Alexander Schwarz aus dem Team Öffentlichkeitsarbeit in der Verwaltung souverän geklärt wurden.

Sandra Caspers erstellt das Ausstellungsdesign. Staatsbibliothek zu Berlin-PK. Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0

Sind Sie jetzt neugierig geworden? Oder möchten Sie mehr erfahren? Noch vor der Eröffnung finden Sie an dieser Stelle eine Podcastfolge unserer Reihe ‚Stimmen der Bibliothek‘. Zora Steiner interviewt den Kurator Jens Prellwitz und lässt sich die historischen Zusammenhänge noch einmal erklären.

Und merken Sie sich unbedingt den 8. November 2018, 18 Uhr schon einmal vor. Dr. Mark Jones vom University College in Dublin wird die Ausstellung mit seinem Vortrag  ‚100 Jahre Novemberrevolution: Gedenken, Erinnern, Vergessen‘ im Dietrich-Bonhoeffer-Saal eröffnen. Anmeldung unter pr@sbb.spk-berlin.de Versammelt Euch!

Ein allerletzter Tipp für alle, die es zwischen dem 8. November und dem 15. Dezember nicht in das Haus Potsdamer Straße der Staatsbibliothek schaffen – in unserem Ausstellungs- und Veranstaltungsportal wird die Ausstellung ab 8. November 2018 auch virtuell begehbar sein.

 

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