Eröffnung der Reformations-Ausstellung durch Kardinal Lehmann

Vor wenigen Tagen, am 2. Februar 2017, eröffnete Karl Kardinal Lehmann während des Neujahrsempfangs, den die Staatsbibliothek zu Berlin und die Freunde der Staatsbibliothek e.V. ausrichteten, die Ausstellung „Bibel – Thesen – Propaganda“. Zuvor führten Barbara Schneider-Kempf, die Generaldirektorin der Bibliothek, und André Schmitz, der Vorsitzende der Freunde der Bibliothek, Kardinal Lehmann durch die Ausstellung. Die Kuratorin, Michaela Scheibe, sie ist zugleich die stellvertretende Leiterin der Abteilung Historische Drucke, erläuterte in einem engen Dialog mit dem Kardinal besondere Objekte der Ausstellung, darunter einige Propaganda-Flugblätter sowie die Besonderheiten der drei Drucke der 95 Thesen.

Gerd Appenzeller, früher Herausgeber von Der Tagesspiegel und heute Kolumnist der Zeitung schreibt regelmäßig u. a. über das Berliner Stadtgeschehen, und so gab er am Samstag, 4. Februar 2017, seinen Lesern in der Rubrik STADTMENSCHEN mit der Überschrift Der Kardinal und das Lutherjahr diesen Bericht:

„So viele Anmeldungen zu einem Neujahrsempfang hatten wir noch nie“, strahlte Barbara Schneider-Kempf bei ihrer Begrüßung im rappelvollen Otto- Braun-Saal der Staatsbibliothek. Aber nun ist auch nicht jedes Jahr 500-jähriges Reformationsjubiläum, nur einmal eine glanzvolle Ausstellung aus diesem Anlass, und vor allem dieser Redner als Gast der Generaldirektorin: Karl Kardinal Lehmann, der emeritierte Bischof von Mainz, der mehr als zwei Jahrzehnte lang Vorsitzender der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz war. Keiner hat sich wie er gerade auch um den Dialog der Konfessionen verdient gemacht, und wenn der 80-Jährige einen Vortrag zum Thema „Warum und wie können Katholiken das 500-jährige Reformationsgedenken 2017 mitbegehen?“ ankündigt, dann kommen eben 500 Menschen, ihn zu hören. Unter ihnen Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Eberhard Diepgen und der frühere HU-Präsident, der Theologe Christoph Markschies.

Schon die Formulierung impliziert doch die Zustimmung – ja, Katholiken können dieses Ereignisses nicht nur gedenken, sie können die Erinnerungen daran teilen. Wie schon Barbara Schneider-Kempf richtete auch André Schmitz, der Vorsitzende des Vereins der Freunde der Staatsbibliothek, den Blick auf die besondere Bedeutung der Luther-Memorabilien im Besitz der größten wissenschaftlichen Bibliothek Deutschlands. Bereits 1595, erinnerte Schneider-Kempf, hatten Luthers Enkel die Reste des theologisch-literarischen Nachlasses Joachim Friedrich von Brandenburg verkauft. Zwar seien bis heute die Lutherdokumente des Hauses zahlreich und von höchster Qualität – aber ein Großteil der historischen Luthersammlung gilt seit ihrer Auslagerung im Krieg als verschollen.

Kardinal Lehmann rief ins Gedächtnis, dass im Streit zwischen Katholiken und Lutheranern das Wort „Ketzer“ die Tiefe des Grabens charakterisiert habe. 400 Jahre später aber sei beim Zweiten Vatikanischen Konzil der Geist Luthers unsichtbar immer wieder präsent gewesen. Und heute? Dies war Lehmanns Schlusssatz: „Christentum und Kirche werden… in allen Epochen den Weg gehen, der ihnen aufgetragen ist. Dazu gehört auch der gemeinsame Weg der noch nicht vereinten, aber einander näher gekommenen Christen.“ Langer Beifall.

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