Bis 30.9. “Homme de lettres – Federic. Der König am Schreibtisch”

Noch nie gezeigte Stücke von höchster Qualität in einer einmaligen Zusammenstellung


bis 30. September 2012
Dienstag – Freitag 10 bis 18 Uhr
Sonnabend/Sonntag 11 bis 18 Uhr
Eintritt 6 € (ermäßigt 3 €)
Kulturforum / Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
200 Seiten Katalog, 16 €


 

Die Ausstellungsreihe der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zum Jubiläumsjahr “300 Jahre Friedrich der Große – Kunst, König, Aufklärung” wird vom Geheimen Staatarchiv und der Staatsbibliothek zu Berlin mit einer Ausstellung abgeschlossen, für die beide aus ihren reichen Beständen zur Geschichte Preußens rund 200 Objekte zusammentrugen. Die meisten sind der Öffentlichkeit noch unbekannt: unikale Akten, Briefe, Edikte, Werkmanuskripte, Drucke, Randverfügungen, Musikautographe, Siegel, Karten, militärische Objekte und mehr – vom König selbst geschrieben oder an ihn adressiert, von ihm kommentiert, in Auftrag gegeben sowie beim Regieren und bei der Erholung von seinen Amtsgeschäften benutzt.
Friedrich II. (1712-1786) steht in der Ausstellung “Homme de lettres – Federic” als König am Schreibtisch im Mittelpunkt. Diese Sicht auf den Monarchen ist neu. Fast keines der überwiegend unikalen Stücke aus den bedeutenden Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wurde je zuvor öffentlich präsentiert. Durch das temporäre Nebeneinander der Zeugnisse von Friedrichs literarischem Schaffen im weitesten Sinne wird das Bild von ihm weiter differenziert, zugleich werden seine Vielschichtigkeit und sein Fleiß eindrucksvoll dargelegt.
Der im Eingang der Ausstellung stehende Schreibtisch des Monarchen aus dem Schloss Sanssouci ist hier nicht allein Sinnbild seines vielfältigen und unermüdlichen Schaffens; er repräsentiert zugleich die Aufträge, Entscheidungen und Erlasse, Briefe an Vertraute und Familienmitglieder, Prosawerke, Kompositionen und vieles mehr, mit denen Friedrich der Große die Geschicke Preußens lenkte, philosophische Diskurse bereicherte, politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturrelle Entwicklungen beförderte. Wo immer der König längere Zeit sich aufhielt, war ein Schreibtisch in seiner Nähe, ob im Felde oder in seinen Schlössern.

Von des Königs Hand und in seinem Auftrag
Einige der von Friedrich spontan geschriebenen Randverfügungen, wie die über die gleich guten Religionen oder dass Gesetze kurz und nicht weitläufig sein müssten, sind ebenso ausgestellt wie die Manuskripte zu solche berühmten Werken wie “Die Widerlegung des ‘Fürsten’ von Machiavel” (1740), “Die Generalprinzipien des Krieges und ihre Anwendung auf die Taktik und Disziplin der preußischen Truppen” (1748) oder sein eigenhändig niedergeschriebenes politisches Testament von 1768. Dazu kommen Briefe an seine Schwester Wilhelmine und seinen Bruder Heinrich, an den Marquis d’Argens und an Voltaire, ein 1740 verfasstes Gedicht über die Liebeslust, auch eine Schatullrechnung aus dem Jahr 1751 über den Ersatz von Kleidungsstücken C. P. E. Bachs, welche von Friedrichs Hund Alcmene zerrissen worden waren.
Friedrichs Liebe zur Musik drückte sich nicht zuletzt in seinen Kompositionen und Interpretationen aus. Zu sehen sind aus den Beständen der Staatsbibliothek zu Berlin neben Musikautographen von Friedrich II auch eine seiner Querflöten aus dem Musikinstrumentenmuseum.
Besonderes Augenmerk schenkte der König seiner Privatpresse: In den Werkstätten wurden nur von ihm ausgewählte Werke in kleinen Stückzahlen und in von ihm bestimmter Ausstattung gedruckt – einige dieser Bücher sind ausgestellt.
In nahezu jedes der neun Kapitel der Ausstellung sind bedeutende Porträts und Skulpturen aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin integriert, auch diese gehören zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Die Gliederung der Ausstellung
Insgesamt rund 200 Exponate beleuchten den preußischen König aus einer bislang unbekannten Perspektive – der des Schreibenden. Gegliedert ist die Ausstellung in neun Kapitel:
„Avant-propos“ – Die Ausstellung wird mit einem prachtvollen Schreibtisch Friedrich des Großen und Portraits eingeleitet. Der Schreibtisch stammt aus der Bibliothek im Schloss Sanssouci. Theodor Fontane vermerkte im 19. Jh.: „Von Potsdam aus wurde Preußen aufgebaut, von Sanssouci aus durchleuchtet.“
Die Arbeit im Kabinett – Die Arbeitszimmer des Königs, die er in jedem seiner Schlösser einrichten ließ, waren die zentralen Schaltstellen der königlichen Macht nach innen und außen. Er regierte aus dem Kabinett heraus, zog sich dorthin zurück und kommunizierte mit seinen Ministern überwiegend schriftlich. Eingehende Schreiben wurden in der Kabinetts-Kanzlei eröffnet und ggf. dechiffriert, dann dem König vorgelegt oder vorgelesen. Er wiederum erteilte mündlich oder als Marginalresolution die Anweisung zum Antwortschreiben, meist in Form einer Kabinettsordre. Ein Feldjäger besorgte den Depeschen-dienst zwischen seinem Kabinett und den königlichen Behörden. Alle Kabinettsordres wurden täglich in vollem Wortlaut in ein Register eingetragen – diese „Minüten“ genannten Dokumente bilden heute im Geheimen Staatsarchiv PK eine lange Reihe von Foliobänden und sind eine äußerst ergiebige archivalische Quelle. Wichtige Schreiben verfasste der König sofort und eigenhändig. – Seine Regierung begann der junge König mit einem Paukenschlag, mit ersten Reformen: Er schaffte die Folter ab, beseitigte die Zensur für den nichtpolitischen Teil der Zeitung und verkündete religiöse Toleranz („Alle Religionen sind gleich und gut … wenn nur die Leute ehrlich sind“, Randverfügung, 15. Juni 1740). Später strengte er eine umfassende Justizreform an, die acht Jahre nach seinem Tod in das „Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten“ münden sollte. Zum ersten Entwurf, der dem König 1785 vorgelegt wurde, hielt er in einer Randverfügung fest: „Es ist aber sehr dicke und Gesetze müssen kurz und nicht weitläufig sein.“
Im Getriebe der großen europäischen Politik – Wie für seine Zeitgenossen war auch für Friedrich II. Krieg stets ein legitimes Mittel der Politik. In seinem dritten, dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763), stand bis auf England fast ganz Europa gegen Preußen in Waffen. Mit diesem „Staatenbildungskrieg“ setzte Friedrich sich endgültig durch, am Ende seiner Regierungszeit war Preußen eine von fünf etablierten Großmächten. – In der Ausstellung werden u. a. das eigenhändige Manuskript des Königs „Geschichte des Siebenjährigen Krieges“ von 1764 gezeigt sowie ein Faksimile seiner Kabinettsordre an seinen Staats- und Kabinettsminister Finckenstein vom 12. August 1759 nach der verheerenden Niederlage bei Kunersdorf, in der es heißt „Alles flieht, und ich bin nicht mehr Herr meiner Leute. Man wird in Berlin gut tun, an seine Sicherheit zu denken.“
„Der Onkel Deutschlands“ – Politik und Familie. Private Korrespondenz – „In einigen Tagen erwarte ich hier eine ganze Schar von Neffen und Nichten. Ich werde allmählich der Onkel von ganz Deutschland“, bemerkte Friedrich der Große im August 1763. Durch kluge Heiratspolitik hatte er verwandtschaftliche Beziehungen zu etlichen Höfen innerhalb und außerhalb Deutschlands. Mit seiner Thronbesteigung 1740 war Friedrich auch Oberhaupt des Hauses Hohenzollern geworden, ihm oblag nun die Mehrung der Güter ebenso wie die Versorgung der Familienmitglieder. – Aus Hunderten von Briefen, die er mit seinen Verwandten wechselte, geht hervor, dass er seine Rolle als Sohn, Ehemann, Bruder, Schwager und Onkel sehr ernst nahm. Die Autographe in der Ausstellung belegen dies, darunter Briefe an seine Schwester Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth und an seinen Bruder Prinz Heinrich.
Hinter den Kulissen: Die Vertrauten des Königs – Häufig thematisierte Friedrich Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Freundschaft und Loyalität. Die Beschäftigung mit Philosophie und Literatur diente ihm als Lebenshilfe, wie er dem befreundeten Marquis d’Argens anvertraute: „Ich greife nach allem, was den Geist stark beschäftigt.“ Stets wurde er von einem Vorleser begleitet, oft waren diese auch Gesellschafter oder gar Freunde. Berühmt war Friedrichs Tafelrunde von Sanssouci, deren Teilnehmer er nicht nach gesellschaftlicher Stellung sondern nach Bildungshintergrund auswählte: Ob Schotte, Deutscher, Schöngeist, komischer Kauz, Zivilist, Militär – alle Gäste mussten die französische Sprache beherrschen sowie Esprit, Aufrichtigkeit und ei-ne nahezu enzyklopädische Bildung aufweisen. – In der Ausstellung liegt neben vielem anderen ein Autograph von 1740 aus, in dem der Kronprinz Voltaire für die Übersendung der Komödie „La Dévote“ dankt und von seiner Arbeit am „(Anti)Machiavel“ berichtet. Aus seiner Bibliothek wird das 1751 erschienene Buch Voltaires „Le Siècle de Louis XIV“ („Das Zeitalter Ludwigs XIV.“) gezeigt, das Eintragungen des Autors sowie Lesespuren des Königs trägt.
Die stillen Teilhaber der Macht – Friedrich der Große und seine Hunde – Der König hatte eine besondere Vorliebe für Windhunde, darunter Biche und Alcmene. Mit seinen Vierbeinern war er so eng verbunden, dass er sie in unmittelbarer Nähe zur eigenen, zu Lebzeiten bestimmten Grabstätte auf der Terrasse seiner Sommerresidenz Sanssouci beisetzen ließ. – In der Ausstellung befindet sich neben anderem eine Radierung mit folgender Szene: Marquis d’Argens trifft den König während des Siebenjährigen Krieges in seinem Leipziger Winterquartier am Boden sitzend an, wie er in aller Ruhe seine Hunde füttert, während man sich auf der gegnerischen Seite den Kopf darüber zerbrach, welche Strategie er in diesem Moment wohl ersinnen würde. Aus dem Besitz des Hauses Hohenzollern wurde für die Aus-stellung ein Lederball der Hunde ausgeliehen.
Die Privatpresse des Königs – 1749 ließ Friedrich II. im Schloss zu Berlin in unmittelbarer Nähe zur Königlichen Bibliothek (heute Staatsbibliothek zu Berlin) eine Druckwerkstatt einrichten. Gedruckt wurden seine eigenen Werke als Philosoph, Historiker und Militärwissenschaftler, er überwachte die gesamte Ausstattung (Papier, Drucktypen, Satz, Illustrationen, Einband). Ein wichtiger Aspekt war die Geheimhaltung: Die jeweils nur in sehr kleinen Auflagen hergestellten Bände waren nur für einen intimen Kreis von Verwandten, Freunden und Vertrauten bestimmt; allzu oft übte der König starke Kritik an Kirche und Religion, spottete über Zeitgenossen, zugleich war er großzügig gegenüber Anstand und Sitte. Auch die später produzierten militärstrategischen Instruktionen unterlagen höchster Geheimhaltung. Die Drucke der Privatpresse des Königs dienten zwar preußischen Staatsinteressen, waren aber keineswegs offizielle staatliche Drucksachen. In einem Brief vermerkte Friedrich über seine Arbeit mit der Privatpresse: „Ich drucke, ich bereue und dann korrigiere ich.“ – Als Erstes wurde in nur 24 Exemplaren das von Friedrich verfasste burleske Heldenepos „Le Palladion“ aus dem „Oeuvres du Philosophe de Sans Souci“ gedruckt, was sich in der Ausstellung befindet. Zu sehen sind auch Prachtausgaben aus des Königs Druckerei.
Beschützer und Kenner der schönen Künste – Friedrichs musikalische Begabung und sein Können als Komponist waren so bedeutend, dass er auch als Musiker in Erinnerung bleibt. Wenngleich sein Vater seine Hinwendung zur Musik nur wenig litt, vermochte Friedrich dennoch ein sehr beachtliches Niveau im Flötenspiel zu erlangen. Mehr als 150 seiner Werke sind erhalten, allerdings sind nur zwei von seiner eigenen Hand geschrieben. Die meisten Werke – zwei Sinfonien, 121 Flötensonaten, Bearbeitungen von Operarien – sind als Abschriften überliefert. In der Staatsbibliothek zu Berlin werden heute die Noten Friedrichs aus den Schlössern Sanssouci, Neues Palais, Charlottenburg und Potsdamer Stadtschloss aufbewahrt. Dabei sind auch in großer Zahl Werke seiner Hofmusiker. 1742 ließ er die Hofoper (heute Deutsche Staatsoper Unter den Linden) errichten. Für den Opernbetrieb übernahm der König alle Kosten, so dass „jedermann“ ohne Eintrittskarte teilnehmen konnte, „der nur anständig gekleidet ist“, wie der Musikhistoriker Charles Burney auf seiner Europareise notierte. Burney bezeichnete Friedrich als „Beschützer und Kenner der schönen Künste“. Der König nahm persönlich Einfluss auf das künstlerische Schaffen auf seiner Bühne. Dazu Burney: „Der König steht fast beständig hinter dem Kapellmeister, welcher die Partitur vor sich hat; er sieht fleißig hinein und ist wirklich eben ein so guter Generaldirektor hier als Generalissimus im Felde.“ Nach dem Siebenjährigen Krieg wandte sich der König verstärkt Privatkonzerten zu, in denen er selbst die Flöte spielte. 1747 kam es zur Begegnung mit Johann Sebastian Bach, der eine Idee des Königs aufgriff und eine Sammlung kontrapunktischer Werke, das Musikalische Opfer (BWV 1079), komponierte und dem König widmete. – Gezeigt werden u. a. Friedrichs Autograph der Sonate für Flöte und Generalbass B-Dur und die Abschrift zu seiner Sinfonia G-Dur.
Frédéric et le cinéma – Die 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden zur ersten Blütezeit der Friedrich-Verfilmungen, allein in diesen Jahren entstanden in Deutschland 19 beim Publikum überaus beliebte Filmproduktionen. Für die Vermittlung von Tugenden wie Unterordnung, Loyalität und Disziplin war das Leben und Werk des Königs geradezu vorbildlich; und auch um der starken amerikanischen Filmindustrie paroli zu bieten, war der Stoff bestens geeignet, war er doch sehr deutsch. Kernthema fast aller Filme war der von feindlichen europäischen Großmächten umringte König, der als Feldherr und Politiker in den Krieg getrieben wurde, dieser Bedrohung jedoch mit eiserner Entschlossenheit und großen persönlichen Entbehrungen entgegentrat und schließlich obsiegte. Sein aufklärerisches Wirken, seine literarischen und musischen Neigungen wurden in den Filmen, wenn überhaupt, eher anekdotisch eingesetzt. Die Vorstellungen von der historischen Figur verbanden sich in der Bevölkerung schon bald mit den Filmkreationen und prägten das populäre Bild des Königs Friedrich II. bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Filmplakate und Programmhefte rufen dies in Erinnerung.

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