Für Forschung und Kultur: Haus Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin wiedereröffnet
Das Stammhaus einer der weltweit bedeutendsten Bibliotheken wurde mit Mitteln des Bundes aufwändig saniert und modernisiert. Die Beschäftigten der Staatsbibliothek zu Berlin sind in den sieben Lesesälen mit 660 Arbeitsplätzen sowie in den Magazinen bereit, Forschung und Kultur weltweit zu unterstützen. Sämtliche der in Jahrhunderten gewachsenen Bestände stehen digital oder analog nun wieder in den beiden Häusern Potsdamer Straße und Unter den Linden zur Verfügung. Wann die Lesesäle für die Benutzung offen sein werden, hängt von der Entwicklung der Pandemie ab.
Die Wiedereröffnung des Hauses Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, wurde heute von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, und der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Barbara Schneider-Kempf, feierlich begangen.
Aufgrund der Pandemielage fand diese Feierstunde in sehr kleinem Rahmen statt, online jedoch war die Teilnahme via Internet unbegrenzt: https://www.youtube.com/user/StabiBerlin
Wolfgang Schäuble, Präsident des Deutschen Bundestages, führte aus: „Artikel 5 unseres Grundgesetzes verbrieft das Grundrecht, ‚sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.‘ Der Auftrag, der sich daraus für Bibliotheken ergibt, wandelt sich mit den Anforderungen der Zeit. Früher galten Bibliotheken als Informationsmonopolisten. Heute ist es ihre Aufgabe, kommerzielle Informationsmonopole zu verhindern. Gerade in einer digitalisierten Öffentlichkeit brauchen wir neutrale und verlässliche Institutionen, die Wissen dokumentieren, zugänglich machen – und ja, auch filtern! Und die Leser in die Lage versetzen, Informationen kritisch zu bewerten.“ Link zum vollständigen Text der Rede
Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien: „In neuem Glanz und alter Pracht bietet die Staatsbibliothek Unter den Linden einen unvergleichlichen Zugang zu einzigartigen Kostbarkeiten des Menschheitswissens, der Geschichte und der Kunst. 12 Mio. Bücher sowie außerordentliche Sondersammlungen umfasst der Bestand der Bibliothek an allen ihren Standorten. Diese kulturellen Schätze zu bewahren und möglichst vielen Menschen zu erschließen, gehört zu den Kernaufgaben unserer Kulturpolitik. Deshalb hat der Bund die Instandsetzung dieses Jahrhundertbauwerks komplett finanziert. Umso mehr wünsche ich der Staatsbibliothek, dass viele Wissbegierige hier bald ihren Ort zum Lesen und Forschen, zum Nachdenken und Diskutieren finden – und so dazu beitragen, unser kulturelles Erbe immer wieder aufs Neue zu entdecken und lebendig zu erhalten.“ Link zum vollständigen Text der Rede
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: „Die historische Mitte Berlins gewinnt eine Kathedrale des Wissens zurück. Das über hundert Jahre alte Gebäude steht nach Generalsanierung, Erweiterung und Modernisierung nun bereit, ein ausgezeichneter Ort konzentrierter wissenschaftlicher Arbeit zu werden: mit ihren weltberühmten historischen Schätzen, den umfangreichen zeitgenössischen Beständen und einem hochmodernen Service.“ (Herr Parzinger hat seine Rede frei vorgetragen. Hier der Link zum Nachhören ab Minute 6:07: Eröffnung des Hauses Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin – YouTube)
Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, betonte: „Der Nutzung des von HG Merz entworfenen transluzenten Lesesaals folgt nun die Inbetriebnahme der fulminant sanierten sechs Lesesäle für unsere Sondersammlungen von Weltrang: Handschriften und Musik, Karten, Zeitungen, seltenen und alten Büchern und der Kinder- und Jugendliteratur. Eines der größten und inhaltlich reichsten Bibliotheksgebäude wartet auf seine Leserinnen und Leser!“ Link zum vollständigen Text der Rede
In den Jahren 2005 bis 2020 wurde das Haus Unter den Linden mit erheblichen Mitteln des Bundes generalsaniert, mit moderner Technik ausgestattet sowie um Neubauten ergänzt. Auf einer Grundfläche von 170 x 107 Metern steht das 28 Meter hohe Gebäude mit seiner Hauptfront zum Boulevard Unter den Linden. Es markiert den Abschluss der Kultur- und Wissenschaftsmeile, die sich von der Museumsinsel und dem Humboldtforum über die Humboldt-Universität bis eben zur Staatsbibliothek zu Berlin erstreckt.
Auf der Hauptnutzfläche von 52.500 qm befinden sich allein 30.000 qm Magazinflächen und 3.000 qm Tresormagazine. Für die Öffentlichkeit sind 16.000 qm zugänglich.
Den Besuchern der Bibliothek eröffnet sich nach der Durchquerung des Brunnenhofes im Innern des Gebäudes eine Abfolge von repräsentativen Treppenhäusern, die in mehreren Etagen zu nunmehr insgesamt sieben Lesesälen und vier Veranstaltungsräumen führen.
Bereits im Jahr 2013 ging der neu errichtete, zentral gelegene Allgemeine Lesesaal in Betrieb, jetzt sind weitere sechs Sonderlesesäle für den Benutzungsbetrieb eingerichtet.
660 Arbeitsplätze verteilen sich auf Lesesäle für Musikalien, Handschriften und Nachlässe, Kartographisches Material, Zeitungen, Kinder- und Jugendliteratur, seltene Historische Drucke sowie den Allgemeinen Lesesaal. Zahlreiche Arbeitsplätze sind mit Sonderfunktionen ausgestattet, etwa mit höhenverstellbaren Tischen, Readern für Mikroformen oder Scannern. Eine der 29 individuell mietbaren Arbeitskabinen ist als Blindenarbeitsplatz ausgelegt. Zum ersten Mal bietet die Bibliothek am Standort Unter den Linden insgesamt sieben Gruppenarbeitsräume, ausgelegt sind sie für Gruppen von sechs bis 20 Personen. Die Musikabteilung verfügt zudem über ein Klavierzimmer sowie Hörkabinen.
Die Neuausstattung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes wurde, wie auch der Entwurf der Neubauten, vom Architekten HG Merz verantwortet. Im Jahr 2000 hatte er sich bei dem europaweiten Wettbewerb für die Generalinstandsetzung und Ergänzung des Hauses Unter den Linden als Erster Preisträger durchgesetzt. Einzelne Bauaufgaben, etwa das Lichtkonzept, das Material- und Farbkonzept oder die Beschaffenheit des Glaskubus, der den Allgemeinen Lesesaal krönt, löste er gemeinsam mit künstlerisch-technischen Büros. Die Kunst am Bau wurde zum einen von Olaf Metzel geschaffen, sein Werk ist im Allgemeinen Lesesaal von der Decke abgehängt. Zum anderen schuf Tobias Rehberger für vier Sonderlesesäle Uhrenobjekte.
Weiterhin in Vorbereitung sind die Inbetriebnahme einer Cafeteria für die Öffentlichkeit, einer Kantine für die Beschäftigten der Bibliothek sowie eines Buchladens. Des Weiteren entsteht – als letzte Baumaßnahme an diesem Standort – das 1.100 m² umfassende Bibliotheksmuseum „Schatzkammer Staatsbibliothek. Das Museum“.
Die seit 360 Jahren gewachsenen Sammlungen – darunter sind vier Stücke des Weltdokumentenerbes von Beethoven, Bach und Luther – werden jährlich um etwa 100.000 Medien sowie umfangreiche digitale Materialien ergänzt. Aktuell umfasst der Bestand mehr als 33 Mio. verschiedene Einheiten, allein 12 Mio. Bücher sind dabei, sodann Autographe, Notendrucke, Zeitschriften, Zeitungen, Mikroformen, Karten, Globen, Nachlässe, orientalische, fernöstliche und abendländische Handschriften, seltene Drucke, große Datenbanken, Fotos und vieles mehr.
Umfangreiche Detailinformationen zum Verlauf und zum Ergebnis des Bauens für Forschung und Kultur, zu den Beständen und den Dienstleistungen finden Sie auf einem Datenblatt unter http://sbb.berlin/e82hz9
Honorarfreie Pressebilder: https://staatsbibliothek-berlin.de/aktuelles/presse-news/pressebilder/gebaeudebauen/wiedereroeffnung-haus-unter-den-linden
Trotz aller beschwichtigenden („digitale“ Eröffnung) Verlautbarungen sind heute doch sicherlich einige Dutzend Menschen (vor allem im Hintergrund) gleichzeitig zusammengekommen. So „digital“ war die Selbstbeweihräucherung dann doch nicht. Es ist noch immer gut gegangen, nicht wahr!?
Als Institution von Weltgeltung, als die Sie sich ja gerne darstellen, hatten Sie die Chance und m.E. moralische Pflicht, ein starkes Zeichen in einer Pandemie zu setzen und sich solidarisch mit der gesamten Leserschaft zu zeigen. Das hieße: Veranstaltung entweder komplett digital veranstalten oder auf einen geeigneteren Termin verschieben.
Es wäre ein starkes Zeichen gewesen! Sie haben es nicht genutzt.
Ich wünsche Ihnen wie uns allen stets Gesundheit.