Interview mit Malwa Grosse (Ostasienabteilung)

Nach der spannenden Interviewreihe, die im letzten Jahr hier auf dem Azubi-Blog erschien, werden wir vom zweiten FaMI-Lehrjahr sie nun fortsetzen. Wir haben vier neue Gespräche mit Mitarbeiter:innen aus verschiedensten Abteilungen vorbereitet, welche im Laufe der Woche an dieser Stelle veröffentlicht werden. Was wäre nun zu Beginn passender, als eine Kollegin zu interviewen, die letztes Jahr noch selbst das Mikrofon in der Hand hielt? Malwa Grosse schloss 2022 ihre FaMI-Ausbildung an der Staatsbibliothek ab und arbeitet jetzt als Bibliothekarin in der Ostasienabteilung. Lesen Sie hier das volle Interview und ihre Antworten auf unsere Fragen zur Arbeit in der SBB.

 

Auszubildende: Du bist ja unsere erste Interviewpartnerin, die wir selbst während ihrer Ausbildung erlebt haben. Wie kamst Du zu der FaMI-Ausbildung?

Malwa Grosse: Über Umwege. Ich habe ja zuerst studiert, ein Sprachenstudium. Mein Fachgebiet war japanisch. Nach dem Studium war erstmal Flaute. Ich konnte keinen Job mit meinem Studienfachbezug finden. Dann fiel mir ein, dass ich schon während des Bachelorstudiums mal über FaMIs gelesen hatte, dass man da eine Ausbildung machen kann und das auch in wissenschaftlichen Bibliotheken möglich ist. Dann dachte ich mir, ich kombiniere die Theorie, die ich im Studium erworben habe mit der Praxis. Ich dachte mir, die Bibliothek ist ein angenehmer Arbeitsort. Und die Stabi habe ich mir ausgesucht, weil es hier eine Ostasienabteilung gibt.

AB: Und Du kommst ursprünglich auch von weiter weg?

MG: Genau, dafür bin ich dann nach Berlin gezogen. Ich war zuletzt in Frankfurt am Main. Da hatte ich das Studium abgeschlossen. Und dann bin ich 2019 nach Berlin gezogen, vor der Pandemie.

AB: Was gefällt Dir an der Stabi am besten?

MG: An der Stabi insgesamt gefällt mir eigentlich diese breite Fächerung aller Themengebiete sehr gut und dass sie einen geisteswissenschaftlichen Schwerpunkt hat. Und dass wirklich auch alle Kulturen, alle Sprachkreise miteingeschlossen sind. Wir haben hier ja Medien in zig Sprachen. Ich muss auch sagen, mir gefallen einfach die Menschen, die man hier so trifft.

AB: Du hast letztens erzählt, dass Du jetzt frisch in einer neuen Stelle arbeitest. Vielleicht kannst Du uns erzählen was nun deine Aufgaben sind und was Du in der vorherigen Stelle gemacht hast?

MG: Ich bin so langsam in die Stelle, die ich jetzt habe, reingekommen. Ich habe mich auch schon in dem Jahr, das ich bei der Ostasienabteilung arbeite, darauf vorbereitet, danach als Bibliothekarin tätig zu werden. Ich habe zuerst japanische Zeitschriften bearbeitet und dort alle möglichen Aufgaben kennengelernt. Ich habe in der Zeitschriftendatenbank gearbeitet und dann ging es langsam in Richtung der Monografien. Jetzt katalogisiere ich Bücher. Außerdem bin ich an Projekten beteiligt. Zum einen das Einarbeiten einer Sammlung, die wir als Leihgabe in der Ostasienabteilung haben. Zum anderen mache ich beim E-Akte-Projekt mit. Die E-Akte wird ja hier stiftungsweit eingeführt, da probieren wir jetzt aus, was die Möglichkeiten sind.

AB: Als Du von der Ausbildung in die Einarbeitung gegangen bist, wie hat sich die Einarbeitungsphase von der Ausbildung unterschieden?

MG: Es war schon viel zielgerichteter und konkreter, weil ich sehr viel Wissen aus der Ausbildung mitgebracht habe. Und das wurde auch von allen in der Ostasienabteilung wahrgenommen. So musste man in der Einarbeitung nicht so lange drumherum erklären. Ich kannte auch schon die Tools und den Katalog, das Erwerbungssystem. Aber es gibt eben noch Feinheiten, zum Beispiel die Arbeit mit dem japanischen Katalog. Da musste ich reinkommen. Was unseren Bestand angeht, was wir überhaupt haben und dann das Leihverkehrssystem. In der Ostasienabteilung gibt es ja noch den Blauen Leihverkehr für originalschriftliche Literatur. Hauptsächlich wird da Chinesisches und Japanisches ausgeliehen. Das ist auch ein sehr spannender Bereich, finde ich.

AB: Was schätzt Du am meisten an deiner Arbeit?

MG: Die Vielfalt der Aufgaben. Dass ich nicht den ganzen Tag dasitze und runterkatalogisieren muss. Man kann abwechseln. Bei der Arbeit schätze ich auch, dass ich mir jederzeit Hilfe holen kann bei Kolleg:innen, auch über die Abteilung hinaus. Ich hatte zuletzt Kontakt mit der Handschriftenabteilung, Katalogisierung von Einblattdrucken, das ist so ein Sonderthema. Da hat mir ein Kollege wirklich sehr weitergeholfen. Und die Kommunikation ging sehr direkt.

AB: Was ist dein Lieblingsort in der Stabi?

MG: Lasst mich überlegen … Ich bin ja mehr in Haus 2 als Unter den Linden … Ich mag den Allgemeinen Lesesaal sehr gerne, die Buntglasfenster sind klasse und der Bereich wo der Orient- und der Ostasienlesesaal ist. Hinten in der Ecke, da gibt es auch Stammnutzer die gerne abgelegen von den anderen arbeiten. Und wenn ich Lesesaaldienst habe, das ist auch noch eine Aufgabe, die ich manchmal habe, ist es da sehr, sehr entspannt. Das finde ich schön.

AB: Worauf kannst Du bei der Arbeit nicht verzichten?

MG: F1-Taste! (Alle lachen) In der K10plus-Formatdokumentation nachlesen und sich Beispiele angucken, wie hat jemand was schon mal katalogisiert. Ich muss es zugeben!

AB: Was ist das schönste Kompliment, das Du auf der Arbeit erhalten hast? Vielleicht auch in der Ausbildung noch?

MG: Ein Kompliment bei der Arbeit … (überlegt) Also beim Übergang von der Ausbildung in die Arbeit (in der Ostasienabteilung) wurde man schon immer – wie soll man sagen – für voll genommen und es wurde gelobt, dass man aus der Ausbildung schon so viel Wissen mitgebracht hat. Es freute mich immer, weil es waren ja 3 Jahre, die man hier einiges mitgenommen hat, einiges gelernt hat und auch einiges leisten musste. Und wenn dann ein Kompliment kommt, freut man sich schon.

AB: Welches Buch hast Du zuletzt gelesen?

MG: Hach, ich wollte es extra vorher vorbereiten. (Alle lachen) Ich weiß schon gar nicht mehr … Ich lese zurzeit mehrere Bücher parallel. „Dune“ von Frank Herbert, „Hannibal Rising“ – also die Vorgeschichte von „Schweigen der Lämmer“ usw.

AB: „Red Dragon“ oder … ?

MG: Das ist noch davor, da ist Hannibal ein Kind.

AB: Ah, den habe ich gesehen!

MG: Genau, gibt es auch als Film. Und dann lese ich einen japanischen Roman über Zeitreisen. Einen Manga über eine Japanerin die nach Berlin zieht. Und ich hatte noch was. Das ist das was ich eigentlich gerade lese. Das ist von Bret Easton Ellis, sein neuester Roman: The Shards. Das ist der Autor von American Psycho. Dieses Buch empfehle ich sehr, wenn man sich richtig über Menschen gruseln will.

AB: Und das japanische Buch liest Du auf Japanisch?

MG: In Übersetzung habe ich das. Ich habe es nicht im Original vorliegen, könnte sein, dass wir das im Bestand auf Japanisch haben. Nicht so neu, es ist schon länger in Japan erschienen.

AB: Und was ist dein Lieblingsbuch?

MG: Also, ja, das allerliebste und meistgelesene Buch ist bei mir „Weißer Oleander“ von Janet Fitch. Und ich glaube, es ist in den 90ern erschienen. Ich habe es erst später entdeckt – durch den Film, den es dazu gibt. Das ist eine Geschichte über eine junge Frau, die so eine Adoptionsgeschichte hat. Ihre Mutter kommt ins Gefängnis und sie muss dann in verschiedene Pflegefamilien und erlebt viele Widrigkeiten, wird am Ende Künstlerin und kann sich so ein bisschen von ihrer sehr dominanten Mutter befreien. Und das Ganze spielt in Los Angeles. Und ist wirklich sehr gut geschrieben. Aber ist alt, ne? Aber ist auch nicht so alt, dass es ein Klassiker ist.

AB: Heißt der Film auch „Weißer Oleander“?

MG: Ja, genau. Ist auch einer meiner Lieblingsfilme, muss ich sagen. Ich mag die Verfilmung sehr.

AB: Klingt interessant!

MG: Meine Empfehlung!

AB: Auf welche Frage hattest Du zuletzt keine Antwort?

MG: Im Arbeitsumfeld war es bestimmt so eine Frage wie „Wer ist in Abteilung soundso der Ansprechpartner für dieses und jenes Gebiet. Und dann wird immer schön recherchiert im Intranet und im Forum, bis ich herausfinde, wer es ist. Dann müssen wir uns immer so ein bisschen austauschen unter den Kolleg:innen. Bis wir herausfinden, wen könnte man hier hinzuziehen. Aber ansonsten … privat … weiß ich immer Antworten auf die Fragen des Lebens. Das kann rausgeschnitten werden, sonst kommen noch alle mit Fragen. (Alle lachen zusammen)

AB: Wenn Du drei Wünsche frei hättest, welche wären es?

MG: Ach, herrje. Na gut. Von meinen Interessen her wäre wirklich ein sehr großer Wunsch von mir in Japan leben zu können. Auf irgendeine Weise. Irgendwie wieder nach Japan zu kommen. Ich war schon dort, aber ich würde gerne mal länger dort sein.

AB: Wie lange warst Du dort?

MG: Drei Monate am Stück war ich einmal, und davor ganz kurz für so eine Kennenlernreise dort, das waren drei Wochen. Aber ich möchte gern längerfristig in Japan leben. Das ist der eine Wunsch, die anderen sind dem untergeordnet.

AB: Dann geht das hoffentlich mal in Erfüllung!

 

Wir danken Malwa Grosse für das spaßige Interview und das Teilen ihrer spannenden Geschichten mit uns!

Das Interview fand im Rahmen des FaMI-Takeovers am 09.08.2023 statt.

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