Bach-Vitrine-Kulturwerk

Präsentation der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach im Kulturwerk

Johannes-Passion (BWV 245) erste Seite Eingangschor

Johannes-Passion (BWV 245)
erste Seite Eingangschor

Johann Sebastian Bach hat fünf Passionsmusiken komponiert, von denen nur zwei vollständig überliefert sind: die Johannes-Passion (BWV 245) und die Matthäus-Passion (BWV 244). Beide zählen zu den bedeutendsten Werken der Musik des westlichen Abendlandes, regelmäßig finden in der Passionszeit Aufführungen an vielen Orten statt. Die Johannes-Passion ist in Bachs zweitem Leipziger Amtsjahr komponiert und uraufgeführt worden, also gerade vor 300 Jahren. Zusätzlich zur Arbeit an der sonntäglichen Kirchenmusik für Leipzig hat Bach auch eine groß angelegte Passionsmusik für den Karfreitagsgottesdienst 1724 (7. April) in der Nikolaikirche geschaffen.

Im Gegensatz zu den übrigen oratorischen Werken hat der Komponist für die Johannes-Passion nie eine endgültige Gestalt festgelegt, bei jeder Aufführung wurden Änderungen vorgenommen. Dies führt dazu, dass das in der Staatsbibliothek verwahrte Teilautograph überwiegend den Stand der späten 1730er Jahre wiedergibt, als Bach vermutlich eine Aufführung für das Jahr 1739 plante. Er brach die Arbeit bzw. die Niederschrift der Partitur jedoch nach 20 Seiten ab. So wurde die Quelle erst für eine weitere Aufführung 1749 von einem Kopisten mit Hilfe Bachs fertiggestellt. Dieser Teil der Partitur wird als eine Reinschrift nach der mehrmals korrigierten Urpartitur 1724 mit neuen Lesarten angesehen. Die Quelle umfasst nun 92 Seiten und sie ist vollständig digitalisiert.

Johannes-Passion (BWV 245) Schlussformel

Johannes-Passion (BWV 245)
Schlussformel

Bachs Johannes-Passion ist in zwei Teile gegliedert, der erste Teil behandelt das Leiden Jesu und der zweite Teil seine Erlösung. Der Text der Passion besteht überwiegend aus dem Passionsbericht nach dem Evangelium des Johannes, der durch zwei kleine Passagen aus dem Matthäusevangelium ergänzt wurde. Betrachtende Zwischentexte in madrigalischer Dichtung sowie die elf Choräle, die dem Evangelischen Kirchengesangbuch entnommen sind und in denen Bach die Gläubigen zum Mitfühlen und Mitsingen einlädt, ergänzen das Libretto.
Die musikalische Sprache der Johannes-Passion ist reich an Symbolik und Ausdruckskraft. Durch die Verwendung von Chromatik und Dissonanz schafft Bach eine musikalische Landschaft voller Tragik, Spannung und Hoffnung, die die zentralen Themen von Leiden, Tod und Auferstehung reflektiert. Darüber bietet die Johannes-Passion ein faszinierendes Beispiel für Bachs Meisterschaft in der Komposition für Stimmen und Instrumente: die solistischen Partien haben große Ausdruckskraft, während das Orchester eine breite Palette von Farben und Texturen bietet. Die Verwendung von Instrumenten wie Oboe d’amore, Gamben und Theorben verleiht der Musik eine besondere Intensität.

Nach dem Tod des Komponisten erbte sein zweitältester Sohn, Carl Philipp Emanuel Bach, die Partitur, nach dessen Tod wiederum erwarb Georg Poelchau zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Passions-Niederschrift. Mit dem Ankauf seiner Musikaliensammlung 1841 wird die Handschrift also in der Berliner Bibliothek verwahrt.
Erst durch die 1863 veröffentlichte Edition innerhalb der alten Bach-Gesamtausgabe gewann das Werk wieder an Beachtung im kirchenmusikalischen und öffentlichen Konzertbetrieb. Dies steht im Gegensatz zur Wiederaufführung der Matthäus-Passion, die bereits 1829 durch die Sing-Akademie in Berlin unter der Leitung von Felix Mendelssohn stattfand.

Bis Ende April werden drei Seiten der Handschrift nun im Kulturwerk der Staatsbibliothek präsentiert, weitere Seiten werden beim Konzert der Johannes-Passion am 9. März 2024 im Humboldt-Saal zu besichtigen sein.

Weitere Informationen:
Am 9.3. wird Bachs Johannes-Passion abgestaubt – 300 Jahre nach der Uraufführung! Wie wurde die Handschrift restauriert? Katharina Wewerke… | Instagram

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