Stabi goes Shellac – historische Tondokumente online
Seit unserem letzten Beitrag zu Paul Lincke ist zwar etwas Zeit vergangen, aber dafür können wir Ihnen nun neue Funktionalitäten bieten: unsere rechte-freien Audio-Digitalisate sind seit einiger Zeit auch direkt aus dem Stabikat heraus abspielbar und damit nicht mehr nur vom Blog aus erreichbar. Daher geben wir hier im Blog zukünftig die Links zum Online-Katalog an, sodass Sie dort direkt an die richtige Stelle gelangen und sämtliche Metadaten inklusive der Audio-Datei komfortabel aufrufen können.
Die Dateien können aus dem Stabikat auch heruntergeladen werden: zur Auswahl stehen dafür eine originale, unbearbeitete Datei im WAF-Format, daneben eine bearbeitete (etwa um Rauschen und Knistern bereinigte) Version im MP3-Format und außerdem das Foto des Platten-Etiketts als JPG-Datei.
Alle zum Bestand der Berliner Staatsbibliothek gehörenden gemeinfreien Audiofiles mit Musik von Paul Lincke finden Sie zum Beispiel im Stabikat, indem Sie in den Suchschlitz „Paul Lincke Schellackplatten digital“ eingeben. Möchten Sie neben den Schellackplatten auch andere Materialarten zu Lincke angezeigt bekommen, so empfiehlt es sich, zunächst nur seinen Namen in den Suchschlitz einzugeben und anschließend rechts anhand der Facetten die Ergebnismenge weiter einzuschränken, etwa nach „Medientyp“ und bei Bedarf zusätzlich nach „Online-Zugang“ (für bereits digitalisierte Objekte).
Sie werden sehen, dass wir neben Schellackplatten auch Notendrucke, Libretti, Briefe und Fotografien von Paul Lincke verwahren. Das hängt damit zusammen, dass sich in der Berliner Staatsbibliothek sein gesamter Nachlass befindet. Im weiteren Verlauf unserer Schellack-Blogreihe stellen wir Ihnen aber selbstverständlich auch andere (Operetten-)Komponisten vor.
Soweit bereits entsprechende Notendrucke aus unserem Bestand in digitalisierter Form vorliegen, ergänzen wir im Folgenden die Audiodateien der Schellackplatten um die entsprechenden Titelblätter der Noten-Editionen.
Während wir Ihnen in unserem ersten Schellack-Beitrag Paul Lincke vor allem als Begründer der Berliner Operette vorgestellt haben, folgt an dieser Stelle ein kurzer Blick auf den „Walzer-König“ und den „Marsch-Komponisten“ Lincke. Spannend erscheinen uns außerdem seine Beiträge zu den berühmten Berliner „Metropol-Revuen“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts – lassen Sie sich überraschen!
Paul Lincke, der Walzer-König
Paul Lincke komponierte unzählige Walzer – darunter sowohl rein instrumentale Stücke als auch Gesangswalzer. Mehrere dieser Titel sind weltberühmt geworden und erfuhren eine große Verbreitung auf Schellackplatte (und nachfolgend auf Vinylplatten und CDs). Dazu zählen etwa die beiden Instrumental-Walzer „Oh Frühling“ und „Verschmähte Liebe“.
Um seine Evergreens nicht nur in akustischer Form (auf Schallplatte) zu verbreiten, sondern auch den musizierenden Laien die Möglichkeit zu geben, diese Stücke selbst einzustudieren, publizierte der geschäftstüchtige Lincke die Tänze zeitgleich auch als Noten-Ausgaben in seinem eigenen Verlag, dem Apollo-Verlag.
Walzer „Oh Frühling“Walzer „Verschmähte Liebe“

Paul Lincke, der Marsch-Komponist
Schon in seiner Jugend während der Kaiserzeit begeisterte sich Paul Lincke für Militärmusik. Er erlernte u.a. das Fagottspiel und wurde später als Fagottist in Berliner Theaterkapellen angestellt. Vor diesem Hintergrund wundert es wenig, dass die Gattung „Marsch“ in seinem kompositorischen Oeuvre einen großen Raum einnimmt. Einzelne seiner Märsche wurden später sehr bekannt, sie entstammten teilweise größeren Bühnenwerken (z.B. Operetten oder Schwänken) und lösten sich im Laufe des Rezeptionsprozesses dann vom übergeordneten Werk.
Hören Sie nachfolgend zunächst den Marsch „Geh’n wir noch ins Café“, ursprünglich ein Vokal-Duett aus dem Schwank Hochparterre links (Thalia-Theater, 1906), hier jedoch in der Orchesterfassung, und anschließend die berühmte „Siamesische Wachtparade“, ursprünglich Teil der Operette Nakiris Hochzeit oder Der Stern von Siam (Apollo-Theater, 1902).
Marsch „Geh’n wir noch ins Café“ (aus Hochparterre links)
Marsch „Siamesische Wachtparade“ (aus Nakiris Hochzeit)
Paul Lincke: Musik zu den Jahres-Revuen des Berliner Metropol-Theaters
Dort, wo heute in Berlin-Mitte die Komische Oper ihren Stammsitz hat, nämlich in der Behrenstraße, befand sich um die Wende zum 20. Jahrhundert das berühmte Metropol-Theater. 1892 durch Richard Schultz eröffnet, diente es fortan dem gehobenen Bürgertum und dem Adel als Spielstätte für Werke der leichten Muse wie Operetten und Revuen. Besonders großer Beliebtheit erfreuten sich in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die sogenannten „Jahres-Revuen“ – satirisch-humoristische Rückblicke auf das jeweils vergangene Jahr. Die Texte stammten mehrheitlich von Julius Freund, die Musik lieferte meist Victor Hollaender, hin und wieder aber auch Paul Lincke. Von Lincke stammen zum Beispiel die beiden Jahres-Revuen Donnerwetter – tadellos (aus dem Jahr 1908) und Halloh – die große Revue (von 1909). Von beiden Werken befinden sich frühe Schellack-Aufnahmen und zeitgenössische Noten-Editionen im Bestand der Berliner Staatsbibliothek.
Schutzmann-Lied aus Donnerwetter – tadellos
Einer der bekanntesten Titel aus der Jahresrevue Donnerwetter – tadellos ist das Lied des Schutzmanns, nachfolgend interpretiert und im Jahr der Aufführung (1908) auch auf Schellackplatte aufgenommen vom Schauspieler Henry Bender. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Platte Teil einer frühen Tonbild-Aufführung war, einer Vorform des Tonfilms, bei der ein kurzer Filmstreifen im Kino abgespielt wurde und der zugehörige Ton möglichst synchron von einer Schellackplatte ergänzt wurde (siehe dazu auch den Wikipedia-Artikel „Tonbild“, wo die vorliegende Aufnahme auch als Beispiel genannt ist).
Aus der Frühzeit dieser Metropol-Revuen verwahren wir noch weitere Schellack-Aufnahmen mit damals berühmten Sängern und Darstellerinnen, darunter z.B. Fritzi Massary, Martin Kettner, Ida Perry, Emmy Wehlen, Karl Pfann und weiteren – recherchieren Sie bei Interesse gern im Stabikat!
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