Stabi goes Shellac – historische Tondokumente online

Die Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrt ca. 14.000 Schellackplatten in ihren Archiven. Der Bestand wurde bis in die 1990er Jahre durch Ankäufe aufgebaut, wird seitdem aber nicht mehr erweitert. In nächster Zeit möchten wir Ihnen Teile dieses spannenden Bestands an historischen Tonträgern in digitaler Form zugänglich machen. Für Einzelheiten zu unserer Schellacksammlung und unserer Digitalisierungstechnik besuchen Sie gern unsere Website.

Serie 1: Berliner Operette

Unsere neue Blogreihe beginnen wir mit Hörbeispielen aus frühen Berliner Operetten. Den Anfang machen Werke von Paul Lincke, der die Gattung begründete und dessen Nachlass in der Musikabteilung der Stabi verwahrt wird.

Bildnis Paul Lincke

Paul Lincke ist vor allem bekannt als Schöpfer des beliebten Gesangsmarsches Das macht die Berliner Luft, den die Berliner Philharmoniker seit vielen Jahren als Zugabe beim Saison-Abschlusskonzert in der Berliner Waldbühne spielen. Doch Lincke ist weit mehr als die Berliner Luft: er gilt als Begründer der Berliner Operette und schuf im Laufe seines Lebens nicht weniger als 35 Bühnenwerke unterhaltenden Charakters. Sein bekanntestes Werk ist die Operette Frau Luna aus dem Jahr 1899, die auch heute noch gelegentlich aufgeführt und auf CD eingespielt wird.

Der 1866 in Berlin geborene Komponist ließ sich zunächst zum Fagottisten ausbilden und musizierte in dieser Funktion in verschiedenen Berliner Theaterorchestern, bevor er 1893 als Kapellmeister an das berühmte Apollo-Theater in der Friedrichstraße wechselte. Hier entstanden bis 1904 seine bekanntesten Bühnenwerke, darunter Venus auf Erden, Frau Luna, Im Reiche des Indra, Lysistrata, Nakiris Hochzeit und Berliner Luft, um nur einige zu nennen. Die Texte verfasste zum überwiegenden Teil Heinrich Bolten-Bäckers, den Lincke bereits 1889 kennengelernt hatte und dem er zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb.

Im Jahr 1900 gründete der Komponist seinen eigenen Musikverlag, den Apollo-Verlag, und vertrieb darüber weltweit zahlreiche Einzel-Ausgaben seiner beliebtesten Titel in verschiedenen Besetzungen.

1905 wechselte Lincke an das in Kreuzberg gelegene Thalia-Theater und schuf hier weitere erfolgreiche Bühnenstücke, etwa Bis früh um Fünfe, Hochparterre links, Wenn die Bombe platzt, Eine lustige Doppelehe und Immer oben auf. 1908 schließlich ging er an das große Metropol-Theater in der Behrenstraße und komponierte dort 1908 und 1909 jeweils eine sogenannte ‚Jahresrevue‘ – einen in musikalischer Form gestalteten satirischen Rückblick auf das vergangene Jahr.

1909 jedoch verließ Lincke das Metropol-Theater bereits wieder, um fortan als freiberuflicher Dirigent und Komponist zu arbeiten. Bis in die 1920er Jahr hinein entstanden weitere Operetten, die nun auch in anderen Städten uraufgeführt wurden, jedoch nicht mehr jene durchschlagenden Erfolge erzielen konnten wie Linckes frühe Berliner Werke.

Anfang der 1920er Jahre erweiterte Lincke dann einige seiner frühen Einakter zu abendfüllenden Werken, darunter auch Frau Luna, in die nun mehrere erfolgreiche Nummern aus anderen Operetten integriert wurden, so etwa der Gesangsmarsch Das macht die Berliner Luft, der ursprünglich aus dem gleichnamigen Schwank von 1904 stammte.

Lincke betätigte sich in den 1920er und -30er Jahren überwiegend als Dirigent und komponierte 1940 seine letzte Operette, Ein Liebestraum, die jedoch an frühere Erfolge nicht mehr anknüpfen konnte. Er starb 1946 in der Nähe von Goslar.

Der Nachlass Linckes wird seit 1998 in der Musikabteilung der Stabi aufbewahrt; er besteht aus 22 Archivkästen und beinhaltet zum überwiegenden Teil die autographen Partituren seiner Bühnenwerke. Daneben verwahrt die Musikabteilung den Briefwechsel Linckes mit seiner letzten Lebensgefährtin, der Sängerin Editha Stolzenberg.

Darüber hinaus befinden sich in den Magazinen der Musikabteilung auch insgesamt 108 Schellackplatten mit Musik von Paul Lincke. Nachfolgend stellen wir Ihnen davon einige ausgewählte Titel in digitaler Form vor.


Urheberrecht

Trotz intensiver Recherchen waren, insbesondere hinsichtlich beteiligter Textautoren, die Rechtsinhaber bzw. deren Nachfolger nicht in allen Fällen eindeutig ermittelbar. Sofern nachweisbare Rechte bestehen, sind diese gegenüber der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz geltend zu machen.

Berliner Luft (Burleske, 1904)

Die Burleske Berliner Luft, oft auch als Posse oder Schwank bezeichnet, wurde 1904 am Berliner Apollo-Theater uraufgeführt und war ein großer Erfolg. Das Libretto verfasste Benno Jacobson, für die Texte einzelner Gesangsnummern zeichnete dagegen Heinrich Bolten-Baeckers verantwortlich. Inhaltlich wird, dem Genre der ,Operette‘ entsprechend, die Thematik der Liebe mit ordentlich Berliner Witz und Schnauze gemischt: zwei Liebespaare dürfen erst auf Umwegen zueinanderfinden.

Überlebt haben aus dieser Posse vor allem der Gesangsmarsch Das macht die Berliner Luft, der schon bei der Uraufführung bejubelt wurde, sowie die Ouvertüre zum Werk, außerdem auch das Lied Schenk mit doch ein kleines bisschen Liebe. Aufgrund des großen Erfolges des Gesangsmarsches und des Liebeslieds wurden diese beiden Titel später, im Jahr 1922, in die erweiterte Fassung der Operette Frau Luna integriert. Das gesamte Bühnenwerk Berliner Luft ist heute weitgehend vergessen und wird, im Gegensatz zu Frau Luna, auch nicht mehr aufgeführt oder eingespielt.

Hören Sie nachfolgend die Digitalisate von zwei Schellack-Aufnahmen aus dem Bestand der Stabi: den Gesangsmarsch Das macht die Berliner Luft in einer Fassung für Männerchor mit Orchesterbegleitung sowie die zweiteilige Ouvertüre zum Werk.

Der Gesangsmarsch Das macht die Berliner Luft ist noch heute das bekannteste Stück von Paul Lincke. Den Text verfasste Heinrich Bolten-Baeckers und der Titel des Liedes leitet sich aus dem Textanfang des Refrains ab. Aufgrund seines überaus eingängigen Charakters kann der Refrain auch von musikalisch nicht vorgebildeten Personen leicht mitgesungen werden und hat sich nicht zuletzt aus diesem Grund im Laufe der Zeit zum ,Evergreen‘ entwickelt. Der im Text zum Ausdruck kommende Bezug zur Stadt Berlin hat den Schlager zur Berliner Lokalhymne werden lassen, die bekanntlich jedes Jahr beim Saison-Abschlusskonzert der Berliner Philharmoniker in der Waldbühne als Zugabe zu hören ist.

Der Titel wird hier interpretiert von einem Männerchor, zu dem keine weiteren Informationen vorliegen, und dem Orchester unter der Leitung von Otto Kermbach. Kermbach war über mehrere Jahrzehnte im Berliner Raum und darüber hinaus einer der bekanntesten Orchester- bzw. (Tanz-)kapellenleiter. Für das Label Electrola – das seinen Namen dem elektrischen Aufnahmeverfahren mittels Mikrofon verdankt – nahm er seit dessen Gründung im Jahr 1925 zahlreiche Titel auf.

Die vorliegende Einspielung wurde in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht; darauf weist der Vermerk „Hergestellt unter der Zulassung Nr. B-502 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung“ hin, der sich am äußeren Rand des Platten-Etiketts befindet. Die Aufnahme selbst könnte jedoch auch einige Jahre älter sein: in den ersten Nachkriegsjahren haben viele Plattenfirmen mangels Möglichkeit, neue Aufnahmen zu realisieren, Musik von älteren Matrizen wiederveröffentlicht.

Komponist: Paul Lincke
Text: Benno Jacobson / H. Bolten-Bäckers

Titel: Das macht die Berliner Luft (Gesangsmarsch), ursprünglich aus der Burleske Berliner Luft (1904), später integriert in die Operette Frau Luna (1922)

Interpreten:
Männerchor
Kapelle Otto Kermbach
Otto Kermbach (Dirigent)

Label/Firma: Electrola

Matrizennummer: OD 762

Aufnahmejahr: ?

Veröffentlichungsjahr: ca. 1946-1949

Signatur: SPL 9639

Zu hören ist hier die zweiteilige Ouvertüre zur Burleske Berliner Luft, interpretiert erneut von Otto Kermbach und seinem Tanz-Orchester. Wie üblich enthält die Ouvertüre – als instrumentales Einleitungsstück zum nachfolgenden Bühnenwerk – bereits etliche Melodien aus dem Gesamtwerk, sodass auch hier unter anderem die Melodie des Liedes Das macht die Berliner Luft erklingt.

Das Aufnahme- und Veröffentlichungsjahr der Einspielung sind unklar: im Spiegel der Platte befindet sich die Angabe „Mechan. Copt. 1935“, womit aller Wahrscheinlichkeit nach die erste Ausgabe dieser Aufnahme gemeint ist. Ob es sich bei vorliegender Platte aber tatsächlich um die Erstausgabe oder um eine spätere Kopie handelt, kann nicht genau gesagt werden.

Komponist: Paul Lincke
Text: Benno Jacobson / H. Bolten-Bäckers

Titel: Berliner Luft, Ouvertüre in zwei Teilen zur Burleske Berliner Luft (1904)

Interpreten:
Otto Kermbach Tanzorchester
Otto Kermbach (Dirigent)

Label/Firma: Deutsche Grammophon Aktiengesellschaft Berlin

Matrizennummer: 6342 GR / 6343 GR

Aufnahmejahr: ?

Veröffentlichungsjahr: 1935 oder später

Signatur: SPL 7650

 


Frau Luna (Operette, 1898)

Frau Luna ist bis heute die erfolgreichste und bekannteste Operette von Paul Lincke. Sie wurde 1899 am Berliner Apollo-Theater in der Friedrichstraße uraufgeführt und erlebte dort anschließend über 600 weitere Aufführungen. Die Handlung schnell umrissen: Der Berliner Mechaniker Fritz Steppke baut einen lenkbaren Luftballon und reist damit in Begleitung einiger Freunde auf den Mond. Hier kommt es zu amourösen Verwicklungen mit den Angestellten des Hofstaates von ,Frau Luna‘, die sich vor der Rückreise zur Erde jedoch alle wieder in Wohlgefallen auflösen.

1922 wurde Frau Luna zu einer abendfüllenden zweiaktigen Operette erweitert und dabei mit mehreren beliebten Titeln aus anderen Werken Linckes angereichert. In diese Fassung wurde u.a. das berühmte Marschlied Das macht die Berliner Luft integriert, das ursprünglich aus dem Schwank Berliner Luft von 1904 stammte.

Einige Nummern aus Frau Luna sind im Nachhinein zu regelrechten ,Evergreens‘ geworden, so vor allem der Gesangswalzer Schlösser, die im Monde liegen (im Original für Sopran mit Orchesterbegleitung), der später in allen erdenklichen Versionen (vokal-instrumental, rein instrumental) aufgeführt und eingespielt wurde. Im Schellackplattenbestand der Stabi befinden sich insgesamt acht Aufnahmen dieses Titels, von denen nachfolgend zwei präsentiert werden.

Richard Tauber war einer der berühmtesten Operntenöre seiner Zeit. Er stand bei dem Berliner Plattenlabel Odeon unter Vertrag, das 1911 von der Firma Carl Lindström A.-G. übernommen wurde, als Markenname jedoch weiterhin existierte. Wie zahlreiche andere Plattenfirmen auch, unterhielt auch Odeon ein hauseigenes Orchester, von dem Tauber hier unter der Leitung von Kapellmeister Ernst Hauke begleitet wird.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers

Titel: Gesangswalzer Schlösser, die im Monde liegen aus der Operette Frau Luna

Interpreten:
Richard Tauber (Tenor)
Odeon-Künstler-Orchester
Ernst Hauke (Dirigent)

Label/Firma: ODEON/Carl Lindström A.-G.

Matrizennummer: Be 9749 2

Aufnahmejahr: 1932

Erscheinungsjahr: 1932?

Signatur: SPL 3001

 

Eine deutlich ältere Aufnahme als diejenige Taubers stellt die Einspielung desselben Titels durch den Bariton Willy Schüller dar. Die Aufnahme dürfte deutlich vor 1925 realisiert worden sein, da hier – gut zu hören an den stärkeren Nebengeräuschen wie Knistern und Knacken – noch akustisch aufgenommen wurde, nicht elektrisch. Die Platte weist kein Etikett im engeren Sinn auf, Informationen zum Orchester und Dirigenten fehlen gänzlich, in roter Rundschrift sind lediglich der Titel des Stücks, das übergeordnete Werk sowie der beteiligte Sänger (abgekürzt) genannt, außerdem das Label Ultima und die Katalog- oder Matrizennummer 112. Ultima-Platten waren damals und heute relativ rar, sie erschienen nach unserem Kenntnisstand im Wesentlichen in den Jahren 1909 und 1910.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers

Titel: Gesangswalzer Schlösser, die im Monde liegen aus der Operette Frau Luna

Interpreten:
Willy Schüller (Bariton)
Orchester: ?
Dirigent: ?

Label/Firma: Ultima

Matrizennummer: 112

Aufnahmejahr: 1909 ?

Erscheinungsjahr: 1909/1910

Signatur: SPL 8459

 


Im Reiche des Indra (Operette, 1899)

Im Reiche des Indra ist die zweiterfolgreichste Operette von Paul Lincke. Den Text verfasste erneut Heinrich Bolten-Baeckers, hier nach einem Stoff von Leopold Ely. Im Reiche des Indra wurde im Dezember 1899, nur sieben Monate nach Frau Luna, ebenfalls am Berliner Apollo-Theater uraufgeführt und bestand in der Originalfassung aus einem Akt mit drei Bildern. Die Operette wurde 1926 zu einem abendfüllenden Werk erweitert; an dieser zweiaktigen Fassung wirkte der Textautor Hans Brennecke mit.

Die Handlung weist in ihrer Grundidee – Berliner Bürger erkundet ferne Welten und kehrt nach einem ,Culture-Clash‘ in heimische Gefilde zurück – Ähnlichkeiten mit Frau Luna auf, nur dass hier die Hauptfigur ein Berliner Journalist namens Steinbock ist, der nicht zum Mond, sondern an den Königshof im entfernten Indien reist.

Der bekannteste Titel der Erstfassung ist die Gesangsnummer Es war einmal (auch bekannt unter dem Textanfang des Refrains Wenn auch die Jahre enteilen), außerdem häufig eingespielt wurde die Ouvertüre zur Operette. Ein ,Evergreen‘ der zweiten Fassung des Werks wurde der Titel Heimlich, still und leise, der auch als reine Instrumentalversion vielfach interpretiert und aufgenommen wurde.

Im Schellackplattenbestand der Stabi befinden sich insgesamt 18 Platten mit Titeln aus der Operette Im Reiche des Indra. Nachfolgend präsentiert werden eine Einspielung der Ouvertüre sowie jeweils eine Aufnahme der Gesangstitel Es war einmal und Heimlich, still und leise.

Die Ouvertüre wird hier interpretiert von Paul Godwin mit seinem Künstler-Ensemble. Godwin war ab den 1920er Jahren ein gefragter Dirigent von Tanz-Ensembles und Unterhaltungsorchestern in Berlin. 1925 schloss er einen Vertrag mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft und brachte in der Folge Schellackplatten in Millionenauflage heraus.

Die nachfolgende Einspielung der Ouvertüre zu Linckes Im Reiche des Indra dürfte Mitte der 1920er Jahre entstanden sein, mutmaßlich noch mit dem akustischen Aufnahmeverfahren mittels Trichter produziert, noch nicht mit dem ab 1925 zunehmend eingesetzten elektrischen Verfahren. Das Plattenlabel zeigt als Logo einen Hund, der in den Trichter eines Grammophons hineinlauscht und dort .die Stimme seines Herrn‘ vernimmt; dieses Logo hatte 1909 bei der Deutschen Grammophon A.-G. den bis dahin verwendeten schreibenden Engel abgelöst.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers, Leopold Ely

Titel: Ouvertüre zur Operette Im Reiche des Indra

Interpreten:
Künstler-Ensemble
Paul Godwin (Dirigent)

Label/Firma: Deutsche Grammophon-Aktien-Gesellschaft, Berlin

Matrizennummer: 34 ½ bk und 35 bk

Aufnahmedatum: ?

Erscheinungsdatum: um 1924?

Signatur: SPL 8526

 

 

Die Gesangsnummer Es war einmal, auch bekannt unter dem Titel Wenn auch die Jahre enteilen, gehört zu den beliebtesten und bekanntesten Titeln aus der Operette Im Reiche des Indra. Sie wird hier interpretiert von Adolf Lieban (Bass), einem der vier singenden ,Lieban-Brüder‘, der sich neben seinem Sängerberuf auch als Unternehmer auf dem Gebiet der frühen Phonoindustrie betätigte. Lieban wirkte überwiegend in Berlin und verstarb hier im Jahr 1924. Die nachfolgende Aufnahme ist also spätestens 1924 entstanden und vermutlich um diese Zeit herum auch veröffentlicht worden. Das Plattenlabel nennt weder Orchester noch Dirigent und erweist sich in dieser Hinsicht als typisch für die bei Schellackplatten oft nur rudimentären Angaben zu Interpret:innen.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers, Leopold Ely

Titel: Gesangstitel Es war einmal aus der  Operette Im Reiche des Indra

Interpreten:
Adolf Lieban (Bass)
Orchester: ?
Dirigent: ?

Label/Firma: Deutsche Grammophon-Aktien-Gesellschaft, Berlin

Katalognummer: 242079

Aufnahmejahr: 1924 oder früher

Erscheinungsdatum: um 1924

Signatur: SPL 3886

In die auf zwei Akte erweiterte Fassung der Operette Im Reiche des Indra wurden 1926 mehrere beliebte Nummern aus anderen Bühnenwerken Linckes integriert. Zu diesen neu-integrierten Titeln gehörte auch die Gesangsnummer Heimlich, still und leise, hier in einer reinen Instrumentalfassung zu hören.

Das Orchester wird geleitet von Bruno Seidler-Winkler, der in der Frühzeit der Firmengeschichte der Deutschen Grammophon Gesellschaft eine bedeutende Rolle als künstlerischer Direktor spielte. Zwischen 1903 und 1923 war er dort Aufnahmeleiter und schuf passgenaue Arrangements für das noch mittels Trichter durchgeführte akustische Aufnahmeverfahren. Darüber hinaus dirigierte er mehrere Jahre lang das hauseigene Orchester des Labels.

Die nachfolgende Einspielung wurde – mutmaßlich um 1937 – von der Plattenfirma Electrola realisiert, deren Name für das elektrische Aufnahmeverfahren mittels Mikrofon steht. Dieses kam ab 1925 – dem Gründungsjahr des Labels – anstelle des akustischen Verfahrens zum Einsatz. Die Vorteile der elektrischen Aufnahme waren v.a. eine größere Lautstärke und weniger Nebengeräusche wie Knistern und Rauschen, insgesamt ein natürlicheres Klangbild.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers, Leopold Ely, Hans Brennecke

Titel: Heimlich, still und leise (Instrumentalfassung) aus der Operette Im Reiche des Indra

Interpreten:
Konzert-Orchester
Dirigent: Bruno Seidler-Winkler

Label/Firma: Electrola

Matrizennummer: ORA 1967 1

Aufnahmejahr: ?

Erscheinungsdatum: 1937?

Signatur: SPL 7091

 


Lysistrata (Operette, 1902)

Nach einer weniger erfolgreichen Operette mit dem Titel Loreley aus dem Jahr 1900 landete Paul Lincke 1902 erneut einen großen Erfolg mit der ,phantastischen Operetten-Burleske‘ Lysistrata, einer sehr freien Adaptation der gleichnamigen Komödie des antiken griechischen Dichter Aristophanes. Das Libretto schrieb abermals Linckes ,Hausdichter‘ Heinrich Bolten-Baeckers, diesmal in Zusammenarbeit mit Max Neumann.

Im Zentrum von Aristophanes‘ Werk stehen Frauen, die sich mit verschiedenen Mitteln – unter anderem auch dem Ehestreik – gegen die Fortführung des Krieges durch ihre Männer auflehnen. In Linckes Operette hingegen wird die erotische Verweigerung der Frauen nur halbherzig vollzogen, wodurch es zu den genre-typischen amourösen Verwicklungen kommt und das Thema ,Krieg‘ stark in den Hintergrund rückt.

Berühmt geworden aus dieser Operette ist eine Gesangsnummer, die unter dem Titel  Glühwürmchen-Idyll weltweit in den unterschiedlichsten Varianten rezipiert wurde und vor allem in Amerika als Glowworm sehr erfolgreich war. In seiner ursprünglichen Gestalt war der Titel für Frauenterzett mit Begleitung des Frauenchors komponiert; die Bühnenaufführung sah beim Refrain eine Abdunkelung der Szenerie vor, bei der nur noch zahlreiche kleine Glühbirnchen, montiert an die Schaukeln der Chorsängerinnen, leuchteten und so die im Text besungenen Glühwürmchen im Wald illustrierten.

Im Schellackplattenbestand der Stabi befinden sich insgesamt 12 Platten mit Titeln aus der Operette Lysistrata, und es versteht sich fast von selbst, dass alle Titel die Gesangsnummer Glühwürmchen-Idyll repräsentieren – allerdings in gänzlich verschiedenen Fassungen. Nachfolgend seien fünf davon präsentiert.

Das ursprünglich für Frauen-Terzett (mit Begleitung des Frauenchors) konzipierte Glühwürmchen-Idyll erfreute sich auch anderer Vokalversionen: hier zu hören ist eine Version für Duett (Sopran und Tenor) mit Orchesterbegleitung unter der Leitung von Otto Kermbach.

Das Label Tempo existierte seit Mitte 1937 und gehörte zur Berliner Plattenfirma Tempo Schallplatten GmbH Otto Stahmann, die sich bereits seit 1931 (unter anderem Namen) etabliert hatte. Während des Zweiten Weltkriegs prägte populäres Repertoire, insbesondere Tanzmusik, das Programm des Labels.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers, Max Neumann

Titel: Glühwürmchen-Idyll (Vokal-Duett mit Orchesterbegleitung)

Interpreten:
Friedel Motal (Sopran)
Hans Gerd Goemann (Tenor)
Großes Künstler-Orchester
Dirigent: Otto Kermbach

Label/Firma: Tempo/Tempo Schallplatten GmbH Otto Stahmann

Matrizennummer: 1592

Aufnahmedatum: 1941?

Erscheinungsdatum: 1941?

Signatur: SPL 5099

Das Glühwürmchen-Idyll wird hier von einem Instrumental-Ensemble namens Berliner Elite-Orchester interpretiert. Es handelt sich um eine sehr frühe Aufnahme aus dem Jahr 1902, die noch durch starke Nebengeräusche wie Knistern und Rauschen geprägt ist. Die Platte ist nur einseitig bespielt, was in der Frühzeit der Schellackplatte die Regel war. Das Orchester, zu dem keine detaillierten Informationen vorliegen, scheint ein reines Blasorchester zu sein; auch dies ist typisch für die frühe Schellackzeit, da der Klang von Streichinstrumenten im Aufnahmeverfahren mittels Trichter noch nicht optimal aufgezeichnet und wiedergegeben werden konnte. Deswegen erfand Johannes M. A. Stroh 1899 die nach ihm benannte sog. ,Stroh-Geige‘, die anstelle des Resonanzkörpers einen Metalltrichter hatte, um den Klang zu verstärken und zu bündeln.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers, Max Neumann

Titel: Glühwürmchen-Idyll (Instrumental-version für Blas-Orchester)

Interpreten:
Berliner Elite-Orchester
Dirigent: ?

Label/Firma: The Gramophone and Typewriter Ltd., and Sister Companies

Matrizennummer: 40573II

Aufnahmedatum: 1902

Erscheinungsdatum: um 1902?

Signatur: SPL 6718

Hier wird das Glühwürmchen-Idyll ebenfalls in einer Orchesterversion interpretiert, und zwar vom Großen Symphonie-Orchester unter der Leitung von Paul Lincke selbst. Das Orchester umfasst, im Gegensatz zu der frühen Einspielung von 1902, nun auch Streicher. Die Einspielung und Publikation der Platte dürften zwischen 1931 und 1933 vorgenommen worden sein – das Label GLORIA (in der vorliegenden Label-Fotografie leider überlagert vom Signaturschild der Stabi) gehörte ab 1931 zum Lindström-Konzern.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers, Max Neumann

Titel: Glühwürmchen-Idyll (Instrumentalversion für großes Orchester)

Interpreten:
Großes Symphonie-Orchester (= Mitglieder der Staatskapelle Berlin)
Dirigent: Paul Lincke

Label/Firma: GLORIA/Carl Lindström A.-G.

Matrizennummer: Be 8103

Aufnahmedatum: 1931?

Erscheinungsdatum: zwischen 1931 und 1933?

Signatur: SPL 11443

Aus dem Jahr 1932 stammt ein Arrangement des Glühwürmchen-Idylls für Kino-Orgel, das hier vom Organisten Erwin Christoph auf einer der damals berühmten Wurlitzer-Orgeln interpretiert wird. Kinoorgeln waren Pfeifenorgeln, die Anfang des 20. Jahrhunderts zur Begleitung von Stummfilmen eingesetzt wurden und klanglich ein ganzes Orchester repräsentierten – zunächst eingesetzt in den USA, anschließend in Europa und darüber hinaus. Mit Beginn des Tonfilms verloren sie allerdings an Bedeutung. Die bekanntesten Hersteller-Firmen waren Wurlitzer in den USA und Welte & Söhne in Deutschland.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers, Max Neumann

Titel: Glühwürmchen-Idyll (Instrumentalversion für Wurlitzer-Orgel)

Interpreten:
Erwin Christoph (Kino-Orgel)

Label/Firma: Telefunken

Matrizennummer: 18882

Aufnahmedatum: 1932?

Erscheinungsdatum: 1932

Signatur: SPL 3701

 

 

Nach dem Ersten Weltkrieg schwappten neue populäre Musikstile aus den USA nach Europa herüber, darunter vor allem Tänze wie Ragtime, One-Step, Two-Step, Foxtrott und später auch Charleston. Der britische Musiker Jack Hylton leitete schon früh Orchester-Ensembles, die die neuen Tänze im Big-Band-Stil darboten. Er komponierte und arrangierte selbst etliche Titel und betätigte sich später als Musikproduzent. Hier zu hören ist sein Arrangement des Glühwürmchen-Idylls als Foxtrott-Version. Die Einspielung wurde im November 1933 beim Label Electrola realisiert.

Komponist: Paul Lincke
Text: Heinrich Bolten-Bäckers, Max Neumann

Titel: Glühwürmchen-Idyll (Instrumental-Arrangement im Foxtrott-Rhythmus)

Interpreten:
Jack Hylton und sein Orchester

Label/Firma: Electrola

Matrizennummer: Bb 14303 III 8-703

Aufnahmedatum: 1933

Erscheinungsdatum: 1933?

Signatur: SPL 5479

1 Antwort

Ihr Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.