Werkstattgespräch zu Gelehrten Journalen und Zeitungen am 28.06.

Gelehrte Journale und Zeitungen
als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung

Die Gelehrten Journale und Zeitungen fungierten seit ihrem Entstehen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als übernational ausgerichtete Informationsplattform der gelehrten Welt. Mit Rezensionen von neuen Schriften, Berichten über wissenschaftliche Unternehmungen und Nachrichten von gelehrten Institutionen und Personen gaben sie Auskunft über so gut wie alles, was in der Welt des gelehrten und popularisierten Wissens vor sich ging. Aufgrund ihres zeitnahen kontinuierlichen Erscheinens und ihrer allgemeinen Zugänglichkeit eröffneten sie jedem hinreichend Gebildeten die Möglichkeit, am Wissensdiskurs der Zeit teilzuhaben.

Ab 1682, zwei Jahrzehnte nach dem Entstehen des neuen Mediums in Frankreich, England und Italien, begann sich im deutschsprachigen Raum eine nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ bemerkenswerte Tradition Gelehrter Blätter herauszubilden. Nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl territorialer Zentren in Deutschland erlebte die einheimische gelehrte Presse eine außerordentliche Blütezeit: Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts kam es zur Gründung von bis zu 1.000 Gelehrten Journalen und Zeitungen. Wiege und Schwerpunkt der gelehrten Periodika waren von Anfang an die protestantischen Länder Mittel- und Norddeutschlands mit ihren bekannten Druckzentren. Aber auch die anderen Regionen des Reiches (einschließlich des oberdeutsch-katholischen Raums) sowie benachbarte Gebiete deutscher Sprachzugehörigkeit brachten namhafte Blätter hervor. Selbst im nicht-deutschsprachigen Ausland – etwa in Dänemark, Schweden, Polen, Russland oder den Niederlanden – erschienen deutschsprachige Gelehrte Periodika.

Im Rahmen des Forschungsprojekts Gelehrte Journale und Zeitungen, das seit 2011 von der Göttinger Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, der Universitätsbibliothek Leipzig und der Bayerischen Staatsbibliothek München durchgeführt wird, sollen aus dem großen Korpus Gelehrter Blätter die bedeutendsten deutschsprachigen Vertreter erschlossen und digitalisiert werden. Das Haupt-Augenmerk wird dabei den fächerübergreifenden polyhistorischen Blättern gelten, die im gleichen Maße geistes-/sozialwissenschaftliche und naturwissenschaftliche Aspekte wiedergeben. Um der regionalen und konfessionellen Verteilung der ausgewählten Periodika adäquat Rechnung tragen zu können, ist die Erschließung auf die drei Arbeitsstellen Göttingen, Leipzig und München verteilt. Die Ergebnisse, die über eine Internet-Datenbank bereitgestellt werden, verstehen sich nicht nur als allgemeine Daten-, Fakten- und Materialsammlung zur Welt der Aufklärung, sondern auch als spezieller Fundus für Fragestellungen zur Wissensentwicklung, Wissensvernetzung und Wissenstopographie im ausgehenden 17. und im gesamten 18. Jahrhundert.
Referent:

    Dr. Thomas Habel (Akademie der Wissenschaften zu Göttingen)

Organisatorische Daten:

    Ort:                          Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße
    Termin:                   Donnerstag, der 28.06.12, 18.15 – 19.45 Uhr
    Treffpunkt:             Eingangshalle (Bonhoeffer-Büste)

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