Werkstattgespräch zur Kriegskunst aus weiblicher Sicht am 24.04.
Die Kriegskunst aus weiblicher Sicht.
Christine de Pizans Les Fais d’armes et de chevalerie in der hochalemannischen Übersetzung
Danielle BUSCHINGER (Amiens)
Christine de Pizans Traktat Livre des fais d’armes et de chevalerie ist das einzige Werk von Christine, das ins Deutsche übersetzt worden ist, und zwar ins Hochalemannische (um 1450): es handelt sich um Das buoch von dem vechten und von der ritterschaft. Die Handschrift , die sich jetzt in der Staatsbibliothek in Berlin befindet, ist in einer Schreiberwerkstatt in Bern entstanden.
Die Fais d’armes et de chevalerie werden um 1410 im Auftrag des Herzogs von Burgund Jean Sans Peur, eines anerkannten Kriegsführers und Strategen, für den französischen Kronprinzen Louis de Guyenne geschrieben.
Doch ist das Sich-Einmischen in Männerangelegenheiten für eine Frau nicht problemlos. Eine ganze Reihe von französischen Papier-Handschriften des Werkes erwähnen ihren Namen nicht und ersetzen alle femininen Pronomina durch männliche: Konnte man sich doch nicht vorstellen, eine Frau hätte ein Werk über die Kunst der Kriegsführung geschrieben, die ja als männliche Domäne gilt, die einer Frau nicht zugänglich sein darf! Eine Gruppe von Handschriften erkennen freilich doch Christines Autorenschaft an.
In der deutschen Übersetzung wird Christines Autorschaft als einer Frau nicht verheimlicht, der Vorname Christine ist sogar äußerst präsent. Die wohl im Auftrag von König Henry VII angefertigte und 1489 gedruckte englische Caxton-Übersetzung schreibt das Original übrigens gleichfalls Christine zu.
Christine de Pizan brachte viel Mut auf und erwies sich als bahnbrechend, indem sie den Auftrag annahm, als Frau ein Gebiet zu betreten, das nur Männern vorbehalten war: der Traktat behandelt die Kriegskunst zwar nicht aus weiblicher Sicht – stützt sich doch die Autorin auf ihre verschiedenen Vorlagen ‑, er stellt aber ein weibliches Verdienst dar.
Organisatorische Daten:
24. April, 18.15-19.45 Uhr
Staatsbibliothek zu Berlin,
Haus Potsdamer Straße 33
Schulungsraum im Lesesaal
Treffpunkt: i-Punkt/Erstinformation in der Eingangshalle
Weitere Veranstaltungen finden Sie in unserer Wissenswerkstatt.
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