Drei weitere Stücke der Staatsbibliothek jetzt im UNESCO-Register MEMORY OF THE WORLD
H-MOLL-MESSE VON JOHANN SEBASTIAN BACH, DRUCK DER 95 THESEN LUTHERS, LUTHERS HANDEXEMPLAR EINER HEBRÄISCHEN BIBEL
Am vergangenen Freitag nahm die UNESCO erneut Stücke aus dem Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz in das Register Memory of the World auf:
Das Autograph der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, BWV 232: Dieses ist Bestandteil der großen Bach-Sammlung mit etwa 80% aller überlieferten Kompositionen des Meisters. In der Musiksammlung befindet sich auch das bereits im Jahr 2001 in das Register aufgenommene Autograph der Sinfonie Nr. 9 von Ludwig van Beethoven.
Unter den aufgenommenen vierzehn Dokumenten, die das Wirken Martin Luthers als Wegbereiter der Reformation im frühen 16. Jahrhundert bezeugen, sind aus dem Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin einer der seltenen Plakatdrucke der 95 Ablassthesen sowie das Handexemplar Luthers der Hebräischen Bibelausgabe. Der Gesamtantrag für die deutschlandweit gepflegten Luther-Dokumente wurde durch das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz gestellt.
Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, sagt dazu: „Was für ein Glück, dass wir diese Pretiosen der Weltkultur hier in Berlin in den neu errichteten Tresormagazinen unseres Hauses Unter den Linden sicher aufbewahren dürfen! In unserer Obhut befinden sich nun vier herausragende Werke, die die Menschen weltweit stets aufs Neue bewegen und beflügeln, die immer wieder neu interpretiert werden und die in der jeweiligen Zeit ihre spezifische Wirkung entfalten.“
Die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach
Die h-Moll-Messe, Bachs letztes Chorwerk, stellte er kurz vor seinem Lebensende in den Jahren 1748-49 und damit in Vollendung seiner Meisterschaft fertig, schon im Jahr 1733 hatte er mit der Arbeit an der Messe begonnen. Bach verwendete in seiner Messe historische und moderne Satzarten, Formen und Kompositionstechniken. So bildet die Auseinandersetzung Bachs mit tradierten Mustern einerseits und die Verwendung von modernen Satztechniken anderseits in einem einzigen Werk, der h-Moll-Messe, ein Alleinstellungsmerkmal.
Diese einzige vollständige Partitur aus Bachs Lebzeiten ist mit Tinte auf Papier verfasst, Bach verwendete 99 Blätter und vier Titel-blätter, die Abmessungen betragen zwischen 33,5 x 21 cm und 36 x 23 cm. Die h-Moll-Messe besteht aus vier Teilen, der erste wurde 1733 komponiert, die Teile II bis IV vermutlich zwischen August 1748 und Oktober 1749. Eine Datierung durch den Meister selbst liegt nicht vor, sie lässt sich aber durch Schriftvergleiche ermitteln.
Nach dem Tod Johann Sebastian Bachs ging das Autograph der gesamten Messe in den Besitz seines Sohnes Carl Philipp Emanuel über, der die Handschrift im Rahmen seiner Arbeit als Musiker verwendete. Danach ging die Handschrift auf dessen Tochter Anna Carolina Philippina über. 1805 wurde sie vom Schweizer Musikpädagogen und Musikverleger Hans Georg Nägeli erworben und in der Familie weiter vererbt. Nach einer weiteren Station erwarb die Bach-Gesellschaft Leipzig 1857 das Autograph. 1861 konnte das wertvolle Autograph schließlich von der Königlichen Bibliothek zu Berlin, heute Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz erworben werden, wo sie nun dauerhaft verwahrt wird.
Die h-Moll-Messe befindet sich in Berlin in einem herausragenden Umfeld: In der weltweit größten Bach-Sammlung befinden sich neben 80% aller von Johann Sebastian Bach im Autograph überlieferten Werke auch nahezu alle Werke seiner vier komponierenden Söhne sowie das Alt-Bachische Archiv, ein von ihm selbst zusammengestelltes Musikarchiv mit Kompositionen seiner Musiker-Vorfahren.
Johann Sebastian Bach war als Komponist wegweisend, seine Werke beeinflussen die Musikgeschichte bis heute nachhaltig, wo-bei sich sowohl Komponisten an seinem Schaffen orientieren als auch die Werke Bachs fester Bestandteil des Konzertlebens sind.
Zum Anschauen für jedermann
Werkansicht h-Moll-Messe
Honorarfreies Pressebild
S.1 der Messe, Beginn Kyrie:
http://staatsbibliothek-berlin.de/aktuelles/presse-news/pressebilder/aktuelle-themen/
Der Druck der 95 Ablassthesen
1517 verfasste Martin Luther 95 Thesen, die die Praxis des Ablasshandels der Kirche scharf kritisierten. Die von ihm beabsichtigte akademische Disputation blieb aus; jedoch stieß die Verbreitung der Thesen – hier spielte der noch junge Buchdruck eine wichtige Rolle – die Diskussion außerhalb der Universität an und gab der Reformationsbewegung entscheidende Impulse. Die drei bekannten Druckvarianten der Thesen – angenommen werden Auflagen von je 300 Exemplaren – wurden von keinem Drucker firmiert, keiner wagte seine Namen unter die brisante Schrift zu setzen. Nur sehr wenige von diesen Drucken der Lutherschen Thesen sind erhalten. Die Staatsbibliothek zu Berlin besitzt ein Exemplar, das von Hieronymus Höltzel in Nürnberg gedruckt wurde und heute mit der Signatur gr. 2° Luth. 54 verzeichnet ist.
1891 hatte der Direktor des Berliner Kupferstichkabinetts den Druck bei einem Londoner Antiquar entdeckt, das Preußische Kultusministerium erwarb den Druck und übergab diesen im selben Jahr der Königlichen Bibliothek, heute Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
Zum Anschauen für jedermann:
http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00003DCA00000000
Honorarfreies Pressebild
http://staatsbibliothek-berlin.de/de/aktuelles/presse-news/pressebilder/aktuelle-themen/
Martin Luthers Exemplar der Hebräischen Bibelausgabe
Martin Luther benutzte für seine Übersetzung des Alten Testaments ins Deutsche – er vollendete diese Arbeit im Jahr 1534 – auch diesen Wiegendruck (Inkunabel) einer hebräischen Bibel, der heute unter der Signatur Inc. 2840 bekannt ist. In der Inkunabel dokumentierte er mit seinen Eintragungen seine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem hebräischen Bibeltext.
Der Druck wurde im Jahr 1494 in Brescia in der bedeutenden jüdischen Druckwerkstatt der Familie Soncino hergestellt. Zunächst gehörte sie zwei Juden in Italien. Vermutlich vor 1519 erwarb Martin Luther sie von einem Besitzer in Süddeutschland ‚aus zweiter Hand‘ und hinterließ fortan umfangreiche Eintragungen und Benutzungsspuren. So befinden sich viele handschriftliche Einträge in den 5 Büchern Mose, hier ist etwa die Hälfte aller seiner handschriftlichen Eintragungen vorhanden. Die Sprache der handschriftlichen Einträge ist fast durchgängig Lateinisch, es finden sich auch einzelne deutschsprachige Marginalien. Die überwiegende Zahl der Eintragungen setzt sich mit Übersetzungsfragen und Verständnisschwierigkeiten auseinander. Teils verweist Luther auf biblische Parallelstellen oder fügt kommentierende Ausführungen an.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1546 blieb die Bibel in Luthers Besitz und wurde in der Familie vererbt. 1594/95 verkaufte der Enkel Martin Luthers diese Bibel zusammen mit anderen Büchern des berühmten Großvaters an den Großen Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg. So gehörten diese Bücher im Jahr 1661 zum Gründungsbestand der Churfürstlichen Bibliothek zu Cölln an der Spree, heute Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, hier mit der Signatur Inc. 2840.
Zum Anschauen für jedermann
http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000099B400000000
Honorarfreies Pressebild
http://staatsbibliothek-berlin.de/aktuelles/presse-news/pressebilder/aktuelle-themen/
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