Auf in den Lesegarten

Wie schon berichtet, ist der sanierte Lesegarten vor dem Haus Potsdamer Straße wieder zugänglich. Am Nachmittag des 3. Mai wurde er an die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara Schneider-Kempf übergeben, und schon setzte sie sich als Erste in das frische Grün.

Die Eröffnung des Lesegartens setzte einen Schlusspunkt unter die sechs Jahre dauernde Bauwerksabdichtung, in deren Zuge rund um das Gebäude sämtliche Fundamente freigelegt und so abgedichtet wurden, dass keine Feuchtigkeit eindringen kann. Mit dieser Baumaßnahme, die ein Jahr eher als geplant beendet wurde (!), ging der wunderbare Effekt einher, dass nunmehr alle Außenanlagen des denkmalgeschützten Hauses Potsdamer Straße saniert sind. Die Anlagen wurden nach den ursprünglichen Plänen aus dem Jahr 1971 wiederhergestellt, moderne Anforderungen – etwa eine Vielzahl von Fahrradständern einzurichten – wurden gleich mit berücksichtigt.

Die Wiederherstellung der Außenanlagen plante das in Hannover angesiedelten Büro Nagel Schonhoff + Partner. Das Besondere daran: Eben dieses, 1970 von Günter Nagel gegründete Büro hatte schon bei der Errichtung des Gebäudes in einer Arbeitsgemeinschaft mit dem Landschaftsarchitekten Hermann Mattern und in enger Zusammenarbeit mit dem Büro Hans Scharoun im Jahr 1971 die Gestaltungsvorgaben für die Außenanalagen entwickelt. Jetzt, 45 Jahre später, gab eben dieser herausragende Landschaftsarchitekt, Professor Günter Nagel, der Bibliothek wie auch dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, das das gesamte Projekt „Bauwerksabdichtung“ verantwortete, die Ehre und war bei der Übergabe des Lesegartens anwesend. Dabei erläuterte er unter anderem seinen Wunsch, dass dieser schöne Ort nicht nur unseren Benutzern wertvoll sein möge, sondern dass er ebenso zu einer sicht- und erlebbaren Brücke zu den anderen Gebäuden und Plätzen des Kulturforums werden soll, die durch die mehrspurige Potsdamer Straße vom Areal der Staatsbibliothek leider allzu deutlich abgetrennt sind.

Aufhorchen ließen die Erklärungen Professor Nagels zur räumlichen Gestaltung der mehrfach abgewinkelten Sitzbänke: Mit ihren Formen zitieren die Bänke das Logo der Berliner Philharmonie, das drei ineiander verschachtelte Fünfecke zeigt. Dieses Logo wiederum symbolisiert den Grundriss des Philharmonie-Gebäudes, welches wie auch die Bibliothek einst von Hans Scharoun entworfenen worden war. Die hiesigen Sitzbänke formen eine Hälfte des Philharmonie-Logos nach und stellen so einen Rückbezug zu Scharouns Gesamtwerk am Kulturforum her – und wohl kaum zeigen sich in Berlin zwei so eng ‚verschwisterte‘ Gebäude wie diese Scharounschen Edelsteine der Architektur und der Kultur.

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