Digitale Lektüretipps 54: Laptop und Lederhos’n – Datenbanken aus und über den Freistaat Bayern

Ein Beitrag aus unserer Reihe Sie fehlen uns – wir emp-fehlen Ihnen: Digitale Lektüretipps aus den Fachreferaten der SBB

Mittlerweile sind Idiome aus dem Süden der Republik keine Seltenheit mehr, längst haben sich auch in Berlin unzählige Menschen aus dem Freistaat angesiedelt oder besuchen die Stadt als Tourist*innen. Doch noch heute fragen sich nicht nur Berliner*innen manchmal, was die Besucher*innen uns wirklich sagen wollen, wenn sie etwa beim Bäcker nach einem herzlichen „Grüß Gott“ nach Wegla oder Loebli fragen oder uns von ihrem Heeserd oder Aldemer erzählen bzw. sich bei einem Sturz von diesem (Pferd) αnblaoənvlegh  (einen blauen Fleck) zugezogen haben.
Wer die Geheimnisse der bayerischen Sprache systematisch ergründen und erforschen möchte, kann das in der BayDat, der Bayerischen Dialektdatenbank tun, die erst im vergangenen Jahr zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften umgezogen ist und uns dort mit der neuen Rechercheoberfläche zeitgemäße Möglichkeiten bietet, nicht nur zu erfahren, wie bestimmte Begriffe in einzelnen Orten oder Landstrichen bezeichnet und ausgesprochen werden, sondern auch das Erstellen von eigenen Sprachkarten unterstützt und die gespeicherten Daten zur Weiterverarbeitung für eigene Forschungsfragen bereitstellt.

Wer die vielfältigen bayerischen Mundarten nicht nur in Lautschrift lesen, sondern auch anhören möchte, kann das im Sprechenden Sprachatlas von Bayern tun, dessen Material ebenfalls auf den seit den 1980er Jahren angefertigten bayerischen Sprachatlanten basiert und der sich ebenso wie BayDat nicht nur an wissenschaftliches Publikum richtet, sondern auch an interessierte Laien.

Für die distanzierte Auseinandersetzung mit bayerischem Brauchtum stehen mittlerweile auch zahlreiche Apps und Webangebote zur Verfügung:

Humtata.com  bietet zum Beispiel die Möglichkeit, die Musik- und Trachtengruppen zu bewerten, die beim Oktoberfestumzug 2019 durch München marschiert sind. Also eher eine Spielerei mit Spielmannszügen.

Eine seriöse, umfassende Sammlung von Apps zur Bayerischen Kultur und Geschichte stellt der Bayerische Rundfunk auf seiner Webseite zusammen. Unter dem Motto „Kulturschätze mit dem Handy heben“ kann man sich alte Landkarten ebenso anschauen wie sich über das Leben von Münchner NS-Opfern informieren. Die Angebote wurden von Archiven und Museen sowie der Bayerischen Staatsbibliothek erstellt, bieten also auch wissenschaftlich fundierte Hintergrundinformationen.

Und auch die Regierungsbezirke und Regionen des Freistaates präsentieren sich und ihre Geschichte in gut strukturierten, meist thematisch sortierten Webportalen, von denen hier Franconica online exemplarisch genannt werden soll,
ein Angebot der Universität Würzburg, wo man zum Beispiel das Rundbuch eines Würzburger Fürstbischofs in Augenschein nehmen oder das Stadtmodell aus dem frühen 16. Jahrhundert betrachten kann.

Die übergreifenden regionalen Themenportale werden ergänzt durch eine Vielzahl von thematischen Webseiten und Datenbanken, die sich mit Einzelaspekten der Bayerischen Landesgeschichte und Kultur befassen.
In der von der LMU gepflegten Datenbank BMLO (Bayerisches Musiker Lexikon Online) lassen sich Komponisten, Solisten oder musikalische Werke recherchieren, die durch Noten und auch Audiobeispiele ergänzt werden.
Klöster in Bayern lässt auch ohne weitere Inhaltsangabe erahnen, worum es geht.

Nur zu den vielfältigen Bekleidungsformen der Bajuwar*innen, den Lederhos’n und Dirndl’n oder Hüten und Hauben findet man mit einer kurzen Suche noch keine passende Datenbank. Hier empfiehlt es sich also, entweder eine Expedition in den Süden zu machen, um die bunte Vielfalt selbst in Augenschein zu nehmen, oder eine der zahlreichen Publikationen einzusehen, die sich auch im Bestand der Berliner Staatsbibliothek befinden.

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