Ein Screenshot aus dem Videospiel "The Faery Tale Adventure" (1989)

„At a touch from you“ – Aufruf zur Mitwirkung an einer Ludographie

“Hey presto! at a touch from you,

Twill change to Picture Number Two!”

Plötzlich, durch die bloße Berührung verwandelt sich das eine Bild in ein ganz anderes, überrascht und erstaunt: So ermutigt der englische Dichter Clifton Bingham im Verwandlungsbilderbuch Revolving Pictures (1892) seine kindlichen Leserinnen und Leser, mit dem Buch in Kontakt zu treten, es in Bewegung zu versetzen und auf diese Weise Geschichten entstehen zu lassen. Manchmal genügt schon eine kleine Geste, um Neues zu schaffen und Unvorhergesehenes in Gang zu setzen. In Videospielen reicht oft schon ein Knopfdruck, in Spielbilderbüchern ein leichter Zug an einer Lasche. Ohne den performativen Handgriff bleiben sie jedoch leblos. In der Ausstellung Play it again – vom Spielbilderbuch zum Videospiel zeigt das Stabi Kulturwerk noch bis zum 27. August, wie Videospiele und Spielbilderbüchern sich einander annähern und welche ästhetischen und Performativen Gemeinsamkeiten sie aufweisen.

Ein Teil der Forschungsarbeiten im Vorfeld der Ausstellung war eine umfangreiche Recherche von Games, die Spielbilderbücher darstellen. In Kooperation mit der Amerikanistin Kübra Aksay von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die in ihrer Doktorarbeit der Inszenierung weiterer Medien wie Journalen, Notizbüchern und Audiologs in Videospielen nachgeht, entsteht nun ein kommentiertes Verzeichnis von Video-, Computer- und Konsolenspielen wie Yoshi’s Story, it takes two, Firewatch oder What Remains of Edith Finch, die Bücher aller Art und auf unterschiedliche Weise einbinden.

Das Feld der Games ist heute nahezu unüberschaubar. Dennoch gibt es bislang kaum belastbare Quellen in Katalogen wie MobyGames oder der International Games Database. Selbst die empfehlenswerte Internationale Computerspielesammlung deckt augenblicklich nur wenige Metadaten ab. Daher möchten wir mithilfe der Gamer-Schwarmintelligenz Lücken in einer bislang ca. 150 Titel umfassenden Ludographie schließen, bevor wir sie anschließend der Forschung und interessierten Spielenden frei zugänglich machen (Open Access).

„At at touch from you“ – auf Sie kommt es jetzt an, um diese Ludographie mit Leben zu füllen: Kennen Sie Spiele, in denen Bücher gezeigt oder gelesen werden? Haben Sie ein Game gespielt, das als Pop-up-Buch gestaltet ist? Wir freuen uns über jeden Hinweis hier in den Kommentaren!

 

Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

 

 

 

5 Kommentare
  1. Avatar
    Friedrich sagte:

    Wo und von wem wird diese Ludographie erstellt? Kübra Aksay scheint es nicht zu sein, wie wir gerade per mail erfahren konnten.

    Und zum Projekt selbst: was genau ist gemeint mit Games, die Spielbilderbücher darstellen bzw als pop-up Buch gestaltet sind? Reicht es für die Ludographie aus, wenn in einem game einfach nur ein Buch ohne weiteren Bedeutungsgzusammenhang erscheint?

    Vielen Dank für weitere Information.

    Antworten
    • Christian Bachmann
      Christian Bachmann sagte:

      Lieber Friedrich,
      haben Sie vielen Dank für Ihre Rückfragen. Kübra Aksay und ich erstellen die Ludographie gemeinsam auf Basis der Recherchen zu unseren jeweiligen Forschungsschwerpunkten. In ihrem Fall liegt das Hauptaugenmerk auf der Darstellung von Tagebüchern, Journalen und ähnlichen Medien, während mein Interesse Spielbilderbüchern gilt. Da es eine große Zahl von Überschneidungen gibt, schien es uns sinnvoll, unsere Ergebnisse zu kollationieren.

      Die Ludographie soll vorrangig Spiele erfassen, in denen Bücher als funktionale Elemente dargestellt werden, wobei dieses Kriterium weit gefasst ist. Nehmen wir als Beispiel „What Remains of Edith Finch“: Hier interagieren die Spielenden mit Comicheften, Notiz- und Spielbilderbüchern, während sie durch Räume gehen, die mit Büchern geradezu vollgestopft sind. Selbst die Bücher, mit denen nicht unmittelbar interagiert werden kann, haben hier eine Funktion: Sie charakterisieren die Familie und verweisen auf Themen und Stoffe, die im Zusammenhang mit dem Spiel stehen. So lassen sich zum Beispiel Bücher von Borges, Ovid und Proust in den Regalen entdecken.
      Ein Gegenbeispiel: In „Populous“ rahmt ein Buch die Übersichtskarte. Es hat darüber hinaus keine weitere Funktion, dient lediglich als Staffage. Zwar spricht nichts dagegen, in Einzelfällen auch Spiele wie Populous aufzunehmen, der Schwerpunkt soll aber bei solchen Spielen liegen, in denen Bücher eine weitergehende Funktion haben. Dazu zählen übrigens auch Spiele und Apps, die sich als digitale Bücher inszenieren, etwa digitale Bilderbücher.

      Für weitere Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung und freue mich über Hinweise!

      Viele Grüße
      Dr. Christian A. Bachmann
      Wissenschaftlicher Mitarbeiter,
      Kinder- und Jugendbuchabteilung

      Antworten
    • Christian Bachmann
      Christian Bachmann sagte:

      Lieber Herr Friedrich,

      bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie nicht gleich richtig zuordnen konnte; dank des Links zu Ihrer Website sehe ich nun klarer. Bitte ergänzen Sie gerne Ihren Post um die zusätzlichen Erläuterungen in einer Antwort. Wir sind für jede Unterstützung aufrichtig dankbar. Gleich im Anschluss sende ich Ihnen noch eine E-Mail.

      Viele Grüße
      Christian Bachmann

      Antworten

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