Tanz in den Mai. Neue E-Ressourcen für Theater, Tanz und Film
Wenn der Vorhang fällt, das Licht erlischt oder sich die Protagonisten von Theater- und Tanzdarstellungen vor ihrem Publikum verbeugen, ist es eigentlich schon zu spät: Die jeweilige Aufführung ist für immer verloren, da sie nur durch das Zusammenwirken von Publikum und Darstellerinnen sowie Darstellern entsteht und beim Auflösen dieses Zusammenspiels auch wieder verschwindet. Die Flüchtigkeit von Tanz und Theater – die Theaterwissenschaft spricht hier von „Performativität“ – macht diese Kunstformen so reizvoll, aber auch zu einer großen Herausforderung für die Forschung. Die „Überreste“ einer Aufführung – Requisiten, Kostüme oder Textbücher – können lediglich Hinweise auf das jeweilige Ereignis bieten, die Aufführung selbst aber nicht mehr erlebbar machen.
Umso wichtiger sind für die Theater- und Tanzwissenschaft Dokumentationen beispielsweise in Form von Videoaufnahmen der Performances. Auch wenn es sich hierbei ebenfalls lediglich um Annäherungen handelt, nehmen Videoaufnahmen als Quellen eine zentrale Stellung in der theater- und tanzwissenschaflichen Forschung ein. Dank der Finanzierung durch BKM-Sondermittel konnte die Staatsbibliothek zu Berlin in den letzten Wochen einige elektronische Ressourcen dauerhaft erwerben, die reichhaltige Schätze für die Theater-, Tanz- und Filmwissenschaft bereithalten.
Nach dem Motto „alles neu macht der Mai“ und passend zum Welttanztag finden Sie hier einen Überblick über unsere neuen Ressourcen im Fachgebiet Theater, Tanz und Film:
Dance online bietet über 1300 Videos an – von Aufnahmen von Tanzproduktionen über Interviews mit bedeutenden Tänzerinnen und Tänzern bis hin zu zahlreichen weiteren Dokumentationen, die die Arbeit verschiedener Tanzkompanien festhalten. Ein Highlight aus der Sammlung: Merce Cunnigham revolutionierte den zeitgenössischen Tanz. In der Datenbank finden Sie ca. 50 verschiedene Videoaufnahmen seiner Tanzperformances sowie viele weitere Zeugnisse und können so die Geschichte des modernen Tanzes anhand diverser Quellen nachverfolgen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Über 700 Stunden Videomaterial – seien es die verschiedenen Interpretationen der Shakespeareschen Theaterstücke, Interviews mit Regisseur*innen und Theatermacher*innen oder weitere Quellen zu unterschiedlichen Theaterformen wie Puppentheater – lassen die (vor allem angloamerikanische) Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts nacherlebbar werden. Außerdem finden Sie Videoaufnahmen von weniger bekannten Stücken und Künstler*innen. Weitere Informationen finden Sie hier und hier.
Das interdisziplinäre Angebot an Filmdokumentationen bietet Quellenmaterial für ganz unterschiedliche Disziplinen zu den Themen Kultur, Politik, Gesellschaft und vielen mehr. Die Filme stammen von unabhängigen Filmemachern oder bekannten Produzenten wie beispielsweise der BBC. Funktionen wie die Zusammenstellung verschiedener Szenen zu einem Clip sind über einen persönlichen Account möglich. Weitere Informationen finden Sie hier.
Theater wäre ohne Shakespeare nicht zu denken. Kern dieser Sammlung sind die über 1000 Theatermanuskripte zu Shakespeare-Inszenierungen der Folger Shakespeare Library. Auch wenn der Text für viele Theaterwissenschaftlerinnen und Theaterwissenschaftler ein wichtiger Zugang zu einer Aufführung ist, bleibt er doch nur ein Element neben vielen anderen. Umso spannender werden (vor allem auch historische) Theatertexte, wenn sie mit konkreten Regieanweisungen und Kommentaren versehen sind, die Aufschluss über bestimmte Inszenierungspraktiken geben. Weitere Informationen finden Sie hier.
Alle genannten elektronischen Ressourcen bieten wir registrierten Benutzer*innen im Remote Access an, so dass Sie die Quellen auch im Fernzugriff nutzen können. Sämtliche enthaltene Videos stehen Ihnen im Streaming-Verfahren zur Verfügung und enthalten zusätzlich ein durchsuchbares Transkript des gesprochenen Textes. Die Angebote können jeweils gezielt durchsucht oder auch über verschiedene Sucheinstiege (beispielweise Titel, Personen, Genres) erkundet werden.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Tanz in den Mai!
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