Zur Erinnerung an eine große Persönlichkeit: Dietrich Fischer-Dieskau (1925-2012)
Ein Beitrag zum 100. Geburtstag des Sängers, dessen Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrt wird
Dietrich Fischer-Dieskau war eine herausragende Persönlichkeit in der Welt der klassischen Musik des 20. Jahrhunderts. Als einer der bedeutendsten deutschen Baritonsänger seiner Zeit beeindruckte er mit seiner außergewöhnlichen Stimme, seinem tiefen musikalischen Verständnis und seiner interpretatorischen Vielseitigkeit. Geboren am 28. Mai 1925 in Berlin, begann Dietrich Fischer-Dieskau seine Gesangskarriere direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein Repertoire umfasste eine breite Palette von Komponisten, darunter Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms, Gustav Mahler und Hugo Wolf. Er war bekannt für seine Fähigkeit, die emotionale Tiefe und poetische Schönheit der Lieder, die er sang, zu erfassen und sie mit seiner einzigartigen Interpretation zum Leben zu erwecken.
Neben seinen herausragenden Leistungen als Liedsänger war Fischer-Dieskau auch ein gefeierter Opernsänger. Er trat auf den renommiertesten Bühnen der Welt auf, darunter die Wiener Staatsoper, die Metropolitan Opera in New York und das Royal Opera House in London. Seine Rolleninterpretationen waren von Kritikern und Publikum gleichermaßen hoch gelobt. Darüber hinaus war Fischer-Dieskau ein produktiver Aufnahmekünstler und hinterließ ein umfangreiches Erbe an Schallplatten und CDs. Seine Aufnahmen gelten noch heute als Referenzinterpretationen vieler bedeutender Liederzyklen und Opernpartien. Zudem war Fischer-Dieskau ein Förderer zeitgenössischer Musik. Davon zeugen seine Uraufführungen u. a. von Werken Aribert Reimanns, Hans Werner Henzes oder Benjamin Brittens. Zahlreich sind deshalb im Nachlass handschriftliche oder gedruckte Widmungsexemplare.
Neben seinen musikalischen Leistungen war Dietrich Fischer-Dieskau auch als Autor und Lehrer tätig. Er verfasste mehrere Bücher über Musik und Kunst und lehrte an renommierten Institutionen wie der Hochschule für Musik, heute: Universität der Künste) in Berlin.
Dietrich Fischer-Dieskau verstarb am 18. Mai 2012 in Berg am Starnberger See. Er hinterließ ein unvergessliches Erbe, das seine einzigartige künstlerische Vision und sein außergewöhnliches Talent widerspiegelt. Sein Beitrag zur Welt der klassischen Musik wird noch lange in Erinnerung bleiben und gerade anlässlich seines 100. Geburtstags mit zahlreichen Konzerten gewürdigt. Auch weiterhin wird sein Leben und Werk Generationen von Musikliebhaberinnen und -liebhaber inspirieren.
Ein Blick ins Nachlassmagazin der Musikabteilung: eine ganze Wand mit Material
Die Staatsbibliothek zu Berlin verwahrt den Nachlass Fischer-Dieskaus, was bereits zu Lebzeiten vereinbart worden ist. Im Jahr 2015 wurde der Nachlass von der Witwe Fischer-Dieskaus, der Opern- und Konzertsängerin Júlia Várady, übernommen. Der Inhalt von über 100 Kisten mit Nachlassmaterial steht somit der Forschung und interessierten Nachwelt zur Verfügung. In den Kisten befindet sich ganz unterschiedliches Material, angefangen mit Geschäftskorrespondenz mit bekannten Kulturschaffenden, einer umfangreichen Gruppe an Fanpost, zahlreichen Rezensionen, Konzertkritiken und Zeitungsartikeln, also dokumentarisches Material zu Leben und Schaffen. Dazu ist auch Fischer-Dieskaus Notenbibliothek vorhanden, deren Bände mit zahlreichen handschriftlichen Eintragungen und agogischen Anweisungen einen besonderen Wert darstellen.
Fischer-Dieskau war auch als Buchautor tätig und die Manuskripte seiner schriftstellerischen Tätigkeit sind in seinen Unterlagen ebenso enthalten wie ein umfangreiches, von Fischer-Dieskau selbst gesammeltes Bildarchiv mit Fotos von Künstlerinnen und Künstlern seiner Zeit.
Zum 100. Geburtstag des Sängers ist eine Sonderbriefmarke entstanden, bei der die Staatsbibliothek einbezogen war, da sie den Nachlass verwahrt.
Eine Besonderheit innerhalb des Nachlasses ist der Konzertflügel Fischer-Dieskaus, den der Künstler in den 1950er-Jahren erwarb. Auf dem innen liegenden goldfarbenen Metallrahmen des Instruments findet sich eine ganze Reihe von Unterschriften von Künstlerkollegen, darunter Jörg Demus, Hertha Klust, Leonard Bernstein, Daniel Barenboim und Aribert Reimann. Auch der Konzertflügel wurde der Staatsbibliothek zur Verwahrung – und Benutzung – übergeben.
Weitere Informationen: Gipfeltreffen – im Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin
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